Weltreise Step #39: Auf nach Kalpitiya

Nach Kalpitiya 2022 Titel

:: 15.11.2022 – Von Colombo nach Kalpitiya ::

Nach 4 großen und lauten Städten in Folge, Thessaloniki, Istanbul, Dubai und Colombo, verlangte etwas in mir ein wenig Ruhe. Nördlich von Colombo an der Westküste liegt das Kite-Surfer-Mekka Kalpitiya, wo aber gerade keine Saison ist.

Also wohl ziemlich perfekt für mich. Kilometerlange einsame Sandstrände sind genau das, worauf ich jetzt Lust habe. Batterien aufladen. Urlaub vom Reisen sozusagen.

Ein Zugticket konnte ich die Tage nicht vorab kaufen. Am Schalter sagte man mir, ich solle einfach 30 Minuten vor Abfahrt kommen und könne dann das Ticket haben.

So mache ich mich früh auf und nehme bequemlichkeitshalber ein Uber. Der Zug geht zwar erst 11 Uhr oder so, aber ich möchte vorher noch einen leckeren Kaffee in der „Java Lounge“ trinken. Wahrscheinlich bin ich wirklich kaffeesüchtig, oder?

Aber was muss das muss. Oh und leider muss ich auch ein Croissant essen. Es sieht einfach zu lecker aus.

Danach nehme ich mir ein Tuktuk zum Bahnhof, warum in der Hitze (30 Grad!) mein ganzes Gepäck rumschleppen, und komme ca. 1 Stunde vor Abfahrt an. Also der geplanten Abfahrt, denn wie sich alsbald herausstellen wird, die Züge in Sri Lanka fahren genauso pünktlich, wie die bei der Deutschen Bahn.

Ich kaufe mir ein Ticket für die 3. Klasse. Das kostet gerade einmal 260 LKR (~0,70 EUR) für immerhin knapp 130 Kilometer Bahnfahrt.

Aber es ist 3. Klasse und viele Sitze gibt es hier nicht. Das macht mir jedoch keine Sorge, denn ich möchte das typische „in der Tür sitzen“ mal ausprobieren. Denn in Sri Lanka sind in der 3. und oft auch in der 2. Klasse die Türen während der Fahrt offen und man kann drin stehen oder sitzen. Viele Einheimische machen das so. Stell ich mir cool vor.

Bevor es aber losgeht, heißt es warten. Der Zug verspätet sich immer wieder.

Was mich überrascht ist, dass es sogar Durchsagen in Englisch gibt. Leider ist es auf dem Bahnsteig so laut, dass ich kein Wort davon verstehe. Deswegen frage ich einfach jemanden in meiner Nähe und bekomme die Info auch so.

Echt toll, dass im Prinzip jeder hier wenigsten ein klein wenig Englisch spricht. Ob das noch eine Folge der Kolonialzeit ist? Wäre ja dann zumindest etwas Gutes, oder?

Fun Fact, das Thema Kolonialzeit kommt noch bei mehreren Gesprächen im späteren Verlauf meiner Reise hoch und die Einheimischen wären sogar teilweise dafür, wenn England noch was zu sagen hätte in Sri Lanka. Sie meinen, es würde dann besser laufen, als jetzt mit ihrer (O-Ton) korrupten Regierung. Soviel dazu.

Ich glaub es dauert knapp über 1 Stunde, bis der Zug mit Verspätung einfährt. Noch während dieser in Bewegung ist springen Leute vom Zug ab und andere auf, um sich Plätze zu sichern. Ein (in meinen Augen) Chaos bricht aus, aber scheinbar ist das für die Anwesenden normal. Niemand wird laut, niemand stänkert oder beschwert sich. Alles völlig normal hier.

Ich steige fast als Letzter ein, werfe meinen großen Rucksack (ein Hoch auf die Schutzhülle, die ihn vor allem möglichen Dreck und potentiellen Beschädigungen bewahrt, wenn ich ihn so behandle) unter eine Sitzbank, den kleinen Rucksack oben in die Gepäckablage und setze mich dann in der Tat in eine Tür in der Mitte des Waggons.

Läuft ja nach Plan, oder? 🙂

Ich bin der einzige Weiße hier und ziehe viele neugierige Blicke auf mich. Seltsames Gefühl, aber da alle extrem freundlich schauen, lässt es sich aushalten.

Irgendwann setzt sich der Zug in Bewegung und es beginnt eine rucklige und zuckelige Fahrt in den Norden der Insel.

Für die Strecke von weniger als 100 Kilometern benötigt der Zug mehr als 4 Stunden. Genug Zeit also, um ausgiebig die Landschaften und das Treiben der Menschen innerhalb und außerhalb des Zuges zu beobachten.

Leider habe ich es verpennt, mit der großen Kamera Bilder zu machen. Also hab ich nur ein paar Shots vom Handy.

Von Zeit zu Zeit ziehen Verkäufer mit ihren Waren durch die Waggons und dann riecht es nach allem möglichen Essen. Oder es kommen Behinderte (Krüppel, Blinde etc.) und betteln um Geld. Oder irgendwelche von Gott gesandten verkünden irgendwas und wollen dafür einen Obolus. Oder es kommen Musiker (Trommler z.b.) und ganz witzig Karaoke-Sänger und bieten ein Schauspiel.

Bei manchen Gesang ist es eher ein Trauerspiel, aber hey, der Unterhaltungswert stimmt. 😀

Es ist auf jeden Fall eine interessante Fahrt und ich bemerke erst nach Ankunft, dass ich ziemlich fertig bin.

Ich steige 1 Station vor Palawi aus, weil hier direkt am Bahnhof eine Bushaltestelle ist von einer Buslinie, die mich die letzten ca. 30 Kilometer bis zu meiner Unterkunft in der Nähe von Kalpitiya bringt. Aber es gestaltet sich schwieriger als gedacht. Obwohl hier eigentlich lt. Google alle 30 Minuten ein Bus fahren sollte, kommt keiner.

Mhhh ich bin müde und geschlaucht. Das kann ich jetzt nicht gebrauchen.

Ich nehme mir dann ein Tuktuk und möchte direkt zum Bahnhof in Palawi fahren, um dort zu schauen, was mit den Bussen ist.

Der Tuktuk-Fahrer startet natürlich die übliche Masche mit Angeboten, mich die 30 Kilometer direkt zu fahren, als ich ihm erzähle, wohin ich wirklich möchte. Leider bin ich in der aktuellen Verfassung dafür anfällig und ein wenig Gefeilsche später sind wir uns einig. Er fährt mich direkt zur Unterkunft.

Die 4.500 LKR (~11,80 EUR) sind wahrscheinlich genug, um seine Familie die nächste Woche durchzubringen. Kann ich das somit als gute Tat verbuchen?

Das schöne daran ist, ich werde direkt bis vor die Tür gefahren. 🙂

Dort angekommen begrüßt mich der Gastgeber namens Anushka (scheinbar ein Männername in Sri Lanka) vom „Agro Village Resort Kalpitiya“ herzlich und zeigt mir mein Zimmer. Es ist eine kleine Hütte mit 2 Etagen. Ich bekomme die obere Etage und bin während meiner Zeit hier auch der einzige Gast.

Es ist ein Gelände inmitten von für den Ackerbau genutzten Bereichen und dazu einzelnen Häusern. Ländlich und ruhig. Hier kann man sehr gut entspannen, das spüre ich gleich in den ersten Minuten.

Der Nachteil, es gibt ihr weit und breit nichts. Der nächste Minishop ist ca. 2 Kilometer weg und ein Restaurant noch weiter. Es ist deswegen auch kein Zufall, dass in der Unterkunft sowohl Frühstück (ist inklusive beim Zimmerpreis von 12,85 EUR/Nacht) als auch Mittag- und Abendessen angeboten wird.

Die Preise sind hier wegen der Abgeschiedenheit auch höher, so dass mich ein Abendessen direkt mal 6 EUR kostet. So teuer habe ich danach (bis heute) nur noch sehr selten in Sri Lanka gegessen.

Aber ich will nicht mosern. Es ist lecker und Homemade sozusagen. Wenn ich dann immer kurz daran denke, wie schwierig es die Leute zur Zeit in Sri Lanka haben, dann ist es wieder halbwegs okay.

Wie gesagt, es war sehr lecker. Er erklärt mir auch, was er zur Zubereitung nutzt und wo er es her hat. Hört sich alles sehr gesund und natürlich an.

Nach dem Essen laufe ich noch ein paar Schritte in der Dunkelheit, weil ich bisher nur entweder im Café, im Zug oder im Tuktuk gesessen habe. Anushka warnt mich davor, dass es hier giftige Schlagen gibt, aber wenn ich Licht dabei habe und aufpasse, sollte es keine Probleme geben.

Oookay, das kann ja lustig werden. 🙂

Ich treffe auf keine Schlangen, auch den Rest der Tage hier nicht. Nach Rückkehr in der Unterkunft, und eine Dusche und ein paar YouTube Videos später, liege ich im Bett und versuche einzuschlafen.

Es dauert etwas, denn die Mücken halten mich ziemlich lange wach. Oh je, dass kann ja was werden. Zum Glück habe ich meinen Stichheiler Bite Away* dabei, der wird das Ganze erträglich machen.

Fun Fact, Anushka hatte mir bei der Ankunft erklärt, dass in der Steckdose hinterm Bett ein Mückenverscheucherdingens steckt. Wenn man das anschaltet, dann gibt es über die Zeit eine leichte Dosis von einem Duft ab, dass die Mücken vertreibt. Das funktioniert sogar richtig gut und rettet mir die restlichen Nächte den Schlaf. Nur in der 1. Nacht denke ich einfach nicht daran. Auweia!

Irgendwann schlafe ich aber natürlich trotzdem ein.

Ich bin in Kalpitiya und ab jetzt beginnt das Sri Lanka Abenteuer so richtig.

CU Ingo.


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