:: 09.08.2023 bis 14.08.2023 – Tokyo/Tokio, Japan ::
Fast eine volle Woche Tokyo liegt nun vor mir. Hört sich viel an, aber Tokyo ist halt riesig. Mal sehen, was ich alles entdecken werde, denn nur die touristischen Hotspots abzuklappern, darauf habe ich wie üblich keine Lust. Klar, Akihabara und Shibuya müssen sein, aber ansonsten werde ich mich wohl wieder eher treiben lassen, als groß zu planen.
Ich werde übrigens für Tokyo die englische Schreibweise verwenden und nicht wie im Deutschen Tokio. Sonst komme ich wie bei Taipei/Taipeh nur ständig durcheinander.
Ruhe in Itabashi
Mein Hostel (Tokyo Guesthouse Itabashi-Juku, 23,45 EUR/Nacht) liegt in einem ruhigen Stadtteil namens Itabashi, in dem es endlos viele kleine, enge Straßen gibt, wie man sie aus vielen Animes kennt, in denen das Leben in den japanischen Vorstädten gezeigt wird.
Fußwege gibt es hier kaum, meist ist aber durch eine Linie markiert, wo man sich als Fußgänger aufhalten soll.
Hier in Itabashi ist es wirklich angenehm und man spürt keine Hektik. Man kann wunderbar die Menschen beobachten, wie sie ihrer täglichen Arbeit nachgehen. Sei es beim Blumen gießen oder beim Einkaufen im Supermarkt.
Es gibt viele kleine Geschäfte und es gibt auch solche, wo der Besitzer nur 2-3 besondere Sachen von zu Hause aus verkauft, für die er in der Nachbarschaft wohl bekannt ist. So habe ich hier die besten Mochis gegessen und das Beste ist, dass vieles viel billiger ist als in den Hotspots.
Itabashi hat mir sehr gut gefallen, auch wenn man von hier bis in die Stadt immer gut 30-60 Minuten braucht, wenn man mal raus will.
Pentax macht Ferien
Doch bevor ich mich aufmache, diese riesige Stadt zu erkunden, muss ich mich um eine Sache kümmern, die mich schon seit einiger Zeit ärgert. Meine Pentax-Kamera ist mir gleich zu Beginn der Reise in Mailand aus etwa einem Meter Höhe auf den Betonboden gefallen und seitdem funktioniert der Auslöser nicht mehr so, wie er sollte.
Das Problem ist lästig, weil ich die Fotos nicht mehr so arrangieren kann, wie ich es möchte, und oft viel Zeit in die Nachbearbeitung stecken muss, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Außerdem scheint mein Zoomobjektiv (18-135mm für die Interessierten) auch eine Macke zu haben. Bis Sumatra funktionierte es noch ohne Probleme, aber dann, ohne weitere Missgeschicke, hörte es plötzlich oberhalb der 50mm-Marke auf zu fokussieren. Und irgendwas klappert da auch.
Nicht gut. Gar nicht gut! 🙁
Da Pentax nun gerade keine Weltmarke (mehr) ist, hatte ich bisher auch nicht die Möglichkeit, einfach in den nächsten Laden zu gehen und das Ganze reparieren zu lassen. Mit Pentax kann niemand etwas anfangen und Ersatzteile sind nie vorrätig und auch nicht zu bekommen.
Neu kaufen ist auch keine Option, da dies eine Investition von ca. 3.000 EUR bedeuten würde (wenn ich alles durch Nikon, Canon oder Sony ersetzen würde). Das ist der Gegenwert von 3 Monaten Reisen in Asien. Nein, ich muss das Problem anders lösen.
Die einzige praktikable Lösung ist, dass ich in Japan, speziell hier in Tokyo, zu Pentax gehe, weil sie hier ihren Hauptsitz haben und es der einzige Ort ist, der laut Berichten alles sofort reparieren kann.
Tja, ich fahre dann gleich am zweiten Tag los, den ersten Tag habe ich mit Arbeiten und Organisieren am Laptop verbracht, und da stehe ich nun vor dem Hauptquartier, nur um festzustellen, dass Pentax genau in der Woche, in der ich in Tokyo bin, Sommerferien hat und deshalb alles geschlossen ist.
Mountain Day ist, soweit ich weiß, der Name dieser Woche, und es ist eine spezielle Ferienwoche in Japan, die um diesen Tag herum stattfindet.
Alle: Wie viel Pech kann man eigentlich haben? Ich: JA!
Oh man das kann doch nicht wahr sein, oder? 🙁
Ich komme zwar am Ende meiner Japanreise noch einmal nach Tokyo, aber nur für ein paar Tage, und wenn die Reparatur länger dauert oder Ersatzteile erst beschafft werden müssen, dann kann es sein, dass es nicht klappt.
Argh! Ich bin in diesem Moment ziemlich deprimiert und habe seit Ewigkeiten mal wieder für eine gewisse Zeit schlechte Laune.
Aber irgendwann ist das natürlich vorbei und es geht weiter. Mein Fußballtrainer hat nach einem verlorenen Spiel immer gesagt: Mund abputzen und weiter! Diesen Rat beherzige ich nun.
Technikparadies Akihabara
An einem Tag fahre ich nach Akihabara. Das ist der Stadtteil der besonders viele Technikläden und Spielhallen hat.
Das Stadtbild ist komplett anderes als in Itabashi. Eine völlig andere Welt sozusagen. Ein Technikparadies.
Alles ist groß, laut, bunt und einfach verrückt. Es gibt Anime/Manga-Läden mit 9 Etagen oder Technikläden mit unendlich viel Kram. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Trust me!
Ich entdecke auch mehrere Retro Gaming Läden und mein Gott, was es hier alles gibt. Oft natürlich mit dem Hindernis, dass es auf Japanisch ist, aber ich denke die ganze Zeit nur, dass ich zum Glück keinen Platz in meinem Rucksack habe, sonst würde ich hier viel Geld ausgeben wollen. Aber das rettet mich. Vielen Dank!
Auf jeden Fall streife ich fast einen ganzen Tag durch Akihabara und die Geschäfte hier. Es ist einfach faszinierend. Ich werde auf jeden Fall wiederkommen, wenn ich wieder in Tokyo bin.
BTW habe ich in diesem schier unendlichen Angebot nur genau 2 Läden gefunden, die Pentax anbieten und verkaufen. Einer davon war ein Gebrauchtwarenhändler, also eigentlich nur 1 Laden, der echte Neuware anbietet. So viel dazu.
Verrücktes Shibuya
An einem anderen Tag fahre ich nach Shibuya, wo es diese berühmte Kreuzung gibt (im Fachjargon „Alle-Gehen-Kreuzung“ oder „Diagonalquerung“), die als die Kreuzung gilt, an der die meisten Menschen während einer Grünphase die Straße überqueren. 15.000 auf einmal während der Rushhour lt. Wikipedia. Unvorstellbar!
Und ja, es ist wahnsinnig voll. 😉
Obwohl Shibuya und diese Kreuzung allgemein als Symbol für die Geschäftigkeit der Japaner gelten, sehe ich hier mehr Touristen als Japaner. Es ist ein unglaubliches Gewusel.
In der Umgebung gibt es unzählige Geschäfte, Cafés und Restaurants. Aber auch ein Park auf einem großen Gebäudekomplex, von dem aus man einen schönen Blick auf die ein- und ausfahrenden Züge der Shibuya-Station hat.
Dort könnte ich stundenlang sitzen und dem Treiben zuschauen!
Es sind regelmäßig über 30 Grad und 30 Grad in der Großstadt sind nicht so angenehm wie die 30 Grad, die ich am Meer in Moalboal hatte. Wenn man der Hitze entfliehen will, setzt man sich in ein Café und trinkt einen der vielen Iced Drinks oder Frappucionos.
Oder man macht es wie ich und isst einen leckeren heißen Ramen mit extra scharfem Chiliöl.
Danach kommen dir 30 Grad ganz okay vor. 😀
Shibuya ist auf jeden Fall einen Besuch wert, auch wenn es mit der Zeit etwas anstrengend wird wegen der Menschenmassen. Das nächste Mal muss ich abends kommen, um alles im Dunkeln zu sehen.
Partyviertel Shinjuku
Wenn man von Itabashi nach Shibuya fährt, kommt man auch durch Shinjuku. Es ist ein Hochhausviertel mit vielen großen Einkaufszentren (das größte hat 15 Stockwerke), ein Partyviertel mit unzähligen Clubs und Kinos und irgendwo liegt hier auch das größte Rotlichtviertel der Stadt.
Verrückt ist der Gozilla, oder?
Dazwischen verstecken sich aber auch immer wieder mal kleinere oder größere Tempel.
Eine schöne bunte Mischung, und auch hier kann man leicht einen ganzen Tag oder, wenn man auf Partys steht, den ganzen Abend oder die ganze Nacht verbringen.
Shinjuku ist dann aber auch der erste Stadtteil, der nicht ganz so perfekt japanisch wirkt. Hier findet man durchaus Obdachlose und Betrunkene auf der Straße liegend oder ganze Gruppen von Jugendlichen, die auf offener Straße feiern und sich „daneben“ benehmen.
Hier gibt es auch vermüllte Straßenecken, die ich so noch nicht in Tokyo gesehen habe.
Alles halb so wild. Es gibt also auch eine „dunkle Seite“ Japans, aber das war ja auch zu erwarten, oder? Nichts ist perfekt und das ist auch gut so.
Essen in Tokyo
Oft gibt es in den Vierteln enge Gassen mit unzähligen Restaurants. Es sind die, die man aus Filmen oder Instagram-Stories kennt, wo nur 5-10 Leute reinpassen und die Leute draußen stehen und warten.
Diese kleinen Restaurants bieten dann auch nur 2-3 verschiedene Gerichte an und sind genau darauf spezialisiert und bekannt. Oft sogar weltberühmt, denn Tokyo hat die höchste Dichte an Michelin-prämierten Restaurants. Etwas mehr als 200 und fast doppelt so viele wie der Zweitplatzierte Paris.
Ich selbst bin da nicht so scharf drauf, weil das lange Anstehen, teilweise reden wir hier von 2-3 Stunden, das ist gar nicht mein Ding. Da esse ich lieber etwas anderes Leckeres und spare mir die 2-3 Stunden meiner Lebenszeit.
Ich esse gerne und weiß gutes Essen zu schätzen, aber ich glaube nicht, dass ich ein Feinschmecker oder gar ein Gourmet bin. Das überlasse ich gerne anderen.
Auf jeden Fall kann man in Tokyo gut essen und ich finde in Shibuya auch das erste rein vegane Restaurant mit japanischer Küche. Es heißt Vegan Bistro Jangara und ich kann es auf jeden Fall empfehlen. Die Preise sind auch in Ordnung.
Ich muss sagen, dass es in Japan nicht so einfach ist, sich vegan zu ernähren. Vegetarisch ist schon schwierig, weil vegetarisch für die meisten Japaner einfach bedeutet, kein Fleisch zu essen. Kleine Fleischreste im Reis oder dass die Ramenbrühe doch aus Schwein, Huhn oder Rind ist, wird ignoriert oder ist einfach normal.
Und vegan ist dann ja noch mal eine ganz andere Geschichte. Es gibt zwar ein paar vegane Restaurants, die App Happy Cow hilft da ungemein, aber die bieten oft kein typisch japanisches Essen an, sondern eher westliches. Und was mich am meisten stört ist, dass viele dieser veganen Restaurants dann auch noch unverhältnismäßig teuer sind.
Aber ich schweife ab. Ich wollte nur sagen, dass man in Tokyo gut essen kann. Auch vegan. So!
Abgesehen davon gibt es an jeder Ecke die Möglichkeit zu einem Snack, und sei es nur durch die 7-Eleven-, Family Mart– und Lawson-Läden, die überall zu finden sind.
Das ist nur eine kleine Auswahl. Ich sage es euch, es ist wirklich schrecklich. 😀
Zocken in Ikebukuro
Von meinem ruhigen Itabashi aus gesehen ist Ikebukuro der nächstgelegene Bahnhof mit Anschluss an alle anderen Linien und gleichzeitig ein sehr belebter Stadtteil.
Hier komme ich oft vorbei, wenn ich von Itabashi aus in die anderen Stadtteile fahre.
Hier gibt es auch einen großen Spieltempel, den Taito Tower. Es gibt sie überall in der Stadt, aber hier nehme ich mir die Zeit, einen genaueren Blick hineinzuwerfen.
Es ist verrückt, wie viele verschiedene Spiele es hier gibt und ich bin froh, dass alles auf Japanisch ist. Denn einige sehen sehr interessant aus und der Preis ist für ein paar Runden in Ordnung.
Aber ich kenne mich, wenn mich ein Spiel fesselt, komme ich nicht so schnell wieder davon los. Da ist es besser, wenn ich wegen der Sprachbarriere gar nicht erst anfangen kann.
Puh, Glück gehabt! 😀
Verregnetes Kawagoe
Ganz in der anderen Richtung liegt Kawagoe. Ich glaube, es zählt noch als Stadtteil oder Vorort von Tokyo.
Kawagoe ist bekannt für seine alten Häuser und die vielen Tempel. Ich schaue mir das an einem Tag an, gerate aber in einen Regenschauer, der sich in unterschiedlicher Intensität über einen längeren Zeitraum hinzieht.
So konnte ich kaum gute Fotos von den schönen alten Häusern machen.
Na ja, zumindest ein paar, und es war trotzdem schön, sich das anzuschauen. Kawagoe kann man also auch machen, wenn man Zeit hat.
Es geht weiter
Nach einer Woche in Tokyo bin ich erst einmal zufrieden. Ich habe viel gesehen, viel erlebt, die Freundlichkeit der Japaner kennengelernt und gesehen, wie respektvoll sie miteinander umgehen. Ein sehr guter Einstieg.
Schön war auch die Abwechslung zwischen den hektischen Stadtteilen Akihabara, Shibuya und Shinjuku und auf der anderen Seite dem ruhigen Itabashi.
Es gibt noch viel zu entdecken, und am Ende meiner Japanreise werde ich die Gelegenheit dazu haben, denn ich werde nochmals nach Tokyo zurückkehren, bevor ich von hier aus nach Seoul weiterfliege.
Bei dieser Gelegenheit werde ich mir das eine oder andere sicher noch einmal anschauen oder etwas ganz Neues entdecken.
Und meine Pentax muss repariert werden. Es wird also bestimmt nicht langweilig.
CU Ingo.