Wenn man sich etwas älteren Berichte aus den letzten Jahren durchliest, bekommt man wenig Lust hier einen Zwischenstopp einzulegen. Denn das Bild, das diese Stadt und Provinz prägte, war alles andere als einladend. Es wird oft mit der Partyinsel Ibiza verglichen und noch einiges mehr. Aber das Städtchen Vang Vieng hat ihren alten zweifelhaften Ruf als Mekka der betrunkenen und bekifften Backpacker erfolgreich hinter sich gebracht.
Was war passiert?
Im September 2012 hatten die laotischen Behörden durchgegriffen und kurzerhand 24 Bars entlang des Flusses Nam Song geschlossen. Also dort, wo man sich auf aufgeblasenen LKW-Schläuchen treibend, das sogenannte Tubing, von einer zur anderen Bar begab, um alkoholischen Nachschub und andere Drogen jeglicher Art zu holen. Ein Jahr zuvor starben eine ganze Reihe von Urlaubern während dieser Eskapaden und das gab den laotischen Behörden den Anlass einzugreifen und den Übermut endlich zu stoppen.
Heute kann die kleine Provinzstadt Vang Vieng wieder ihre wahren Stärken zeigen und die Touristen mit anderen Qualitäten locken, wie zum Beispiel den Karstkegel bzw. Karststeinfelsen, zahlreichen begehbaren Höhlen und die ideale Lage am Fluss Nam Song.
Wegen der wunderschönen und sehr natürlichen Landschaft um Vang Vieng, werden hier etliche Aktivitäten rund um die Karstberge und auf dem Fluss Nam Song angeboten. Es werden Klettertouren, Ausflüge in die Höhlen, Radtouren, Tubing, Kanutouren und Ausflüge auf Quads oder Motorrad organisiert.
Klingt doch toll, oder? Wir sind gespannt!
Die Busfahrt und die Straßen in Laos
Wir waren positiv überrascht, dass wir so fix durch die bergige Landschaft kamen. Es hat sich zum Glück unsere Befürchtung nicht bestätigt, ständig diese rot-sandig-erdigen Hoppelpisten (wie oft in Kambodscha) befahren zu müssen.
Es musste im letzten Jahr passiert sein, dass die einzige Straße von Vientiane, über Vang Vieng, bis Luang Prabang asphaltiert wurde und somit war der Fahrkomfort vollends gegeben und wir kamen nach ca. 3-4 Stunden am Zielort an.
Wir entschlossen uns, wie fast immer, eine lokale Buslinie zu nehmen und bezahlten insgesamt 90.000 LAK, umgerechnet ca. 8,82 EUR.
Am Busbahnhof angekommen, ausgestiegen, erstmal eine kurze Orientierung eingeholt, die Rucksäcke ausgepackt (wir transportieren sie immer in einer Schutzhülle*), dann alles aufgesetzt. Hinten, vorne, alles sitzt und los ab in unser Hostel!
Im Ort selbst geschieht nicht viel. Das Stadtbild wird von zahlreichen Hostels, Restaurants, Garküchen, Reiseveranstaltern und unzähligen Verleihstellen für alle möglichen Fahrzeuge, hauptsächlich Motorroller, Motorrads und Quads bzw. Buggys, geprägt. Scheint also, dass Vang Vieng selbst eher als Ort zum Schlafen, zum Essen und für die Zeit außerhalb zu organisieren dient.
Aber das störte uns nicht, denn wir schnappten uns mal wieder einen Roller und erkundeten die nächsten 2 Tage die Umgebung auf eigene Faust. Denn die Landschaft ist hier der eigentliche Star.
Das Army Baracks Guesthouse
Wir planten für Vang Vieng 3 Nächte ein und das ist unserer Meinung nach auch das Minimum für diese wunderschöne Gegend. Zwei Tage waren wir also unterwegs mit dem Roller. Das war eine sehr gute Entscheidung und wir haben dadurch viel erkundet!
Unser Hostel für die drei Nächte war das coole Army Baracks Guesthouse, welches wir über Booking.com von unterwegs gebucht hatten. Es war eine schlichte, aber ziemlich coole und saubere Unterkunft mit einem minimalistischen Frühstück inklusive.
Es lag etwas abseits vom Zentrum, was uns eine schöne Ruhe bescherte und für Leute mit einem Roller kein Problem darstellte.
Ein paar Worte zum Thema Roller mieten
Das Mieten eines Rollers ist zu 99% fast immer nur mit Übergabe deines Passes möglich, sonst kannst du den Roller vergessen. Wir fühlten uns dabei immer etwas unwohl den Pass aus der Hand zu geben, aber leider gibt es meistens keine Alternative. Es ist einfach ihre Absicherung, dass du mit dem Roller nicht durchbrennst bzw. nach einem Schaden nicht einfach abhaust.
Scheinbar ist das ein größeres Problem dort mit den Touristen und wohl speziell mit den Backpackern. Und das kann man dann verstehen, oder?
Im Gegenzug bist du wiederum total abhängig davon, dass der Verleiher gut auf deinen Pass achtet und dann dieses Druckmittel nicht nutzt, um dich abzuzocken. Wir haben einige Horrorstorries gehört und gelesen, aber wir selbst haben nur gute Erfahrungen gemacht. Wie immer gilt hier, Augen offen halten und Kopf anschalten, dann klappt es auch mit dem Roller leihen, ohne abgezockt zu werden.
Übrigens, einmal bis jetzt, das war in Thailand in Chiang Mai, durften wir statt den Pass auch 5.000 TBH, umgerechnet ca. 130,- EUR (Stand April 2018), und ein Foto vom Pass als Kaution hinterlegen. Da mussten wir nicht zwei Mal überlegen. 😉
Vielleicht löst sich das Problem mal irgendwann, wenn Kreditkarten dort Einzug halten und das gleiche Prozedere wie bei Mietwagen sich durchsetzt. Zumindest wäre das in unseren Augen eine Lösung, die beide Seiten zufriedenstellen und die ganze Sache vereinfachen sollte.
Im Hostel selbst herrschte ein sprachlicher Turm von Babel, Backpackers aus der ganzen Welt kehrten dort ein. Sehr angenehm.
An dem ersten Nachmittag und Abend passierte nicht viel. Wir haben die Gegend erkundet und die Lage gescheckt, wo man einen guten und preiswerten Roller mieten, sowie schön und preiswert essen kann.
Auf den Roller und ab in die Schätze der Natur
Dann am nächsten Tag gleich nach dem Frühstück mieteten wir uns einen Roller. Wir gingen zu einem Verleih, der gleichzeitig eine Rollerwerkstatt war. Wir dachten, das ist bestimmt eine gute Entscheidung.
Für einen Tag bezahlten wir 80.000 LAK, was umgerechnet ca. 7,84 EUR ergab. Dazu kam noch der Sprit für 40.000 LAK, also ca. 3,92 EUR zusätzlich. Wir fanden den Verleih dann im Nachhinein doch recht teuer und die Gesamtkosten zu hoch und mieteten ihn dort nur für einen Tag.
Nach nur wenigen Kilometern stellte sich auch noch heraus, dass der Roller mit der Schlechteste auf unserer ganzen Reise war. Der Sitz war beinahe kaputt und insgesamt war das Moped ziemlich abgenutzt. Aber es gab nur den. Das Wichtigste! Die Bremsen funktionierten. 😉
Schon nach wenigen Minuten verließen wir die recht überschaubare Stadt und begaben uns in eine atemberaubende Landschaft. Wir waren mal wieder sprachlos.
Die Natur ist einfach der Hammer!
Und wenn man denkt, es geht nicht besser, dann fährt man um die nächste Ecke und hat das nächste spektakuläre Landschaftsbild vor den Augen.
Einfach nur wow! Und jetzt kommt die Krönung!
Der Aussichtspunkt Nom Xay Top View
Der zufällig unterwegs entdeckte unscheinbare Aussichtspunkt Nom Xay Top View haute uns dann einfach um!
Der Weg war schon spektakulär und bei der Hitze bei ca. 34 Grad auch sehr herausfordernd! 😀
Der Aussichtspunkt ist ca. 250 Meter hoch und war wirklich anstrengend zu erklettern. Eine Mischung aus unterschiedlichen Untergründen und Böden, vom Sand, Stein über mit rutschigem Laub bedeckte Flächen bis felsige, fast unpassierbare steile Abschnitte.
Im letzten Stück der Kletterei, bevor wir die aus Bambus gebauten kleinen Aussichtsterrassen erreichten, kam ich selbst an meine Grenze mit meiner mittlerweile kleiner gewordenen jedoch noch vorhandenen Höhenangst.
Dieser oberste Aufstieg hatte keinerlei Stützen, Leinen oder sonst was zum Festhalten. Egal!
Gut. Vergesst jetzt den Weg.
Wow! Was für eine Aussicht!
Das hat die Anstrengungen und etliche Höhenängste schnell vergessen gemacht. Einfach mega wundervoll und traumhaft.
Nachdem wir uns an diesen traumhaften Blicken gesättigt hatten, nahmen wir die Herausforderung an, den gleichen Weg herunterzugehen. Zähne zusammenbeißen, Augen zu und … ach neee lieber nicht, lass die breit und weit offen 😀 … und durch!
Schön durchatmen und weiter absteigen.
The Blue Lagoon
Unser nächstes Ziel war nur wenige Kilometer entfernt und diesmal lag dieses etwas mehr auf Augenhöhe. 😉
Eine der blauen Lagunen sollten wir uns ansehen, preisen alle in der Gegend an. Ob im Internet oder auf eine direkte Empfehlung, ja wir müssen dorthin!
Nun fuhren wir los. Es war nicht leicht, diese gleich zu finden und eigentlich würden wir diese noch heute suchen, wenn uns nicht jemand gesagt hätte, dass wir bereits da sind.
Was sollen wir dazu sagen, wir stellten uns unter einer blauen Lagune etwas vollkommen anderes vor, oder? Was sagt ihr dazu? Eine Lagune ist doch etwas anderes und Blau erst recht!? 😀
Es war weder Blau noch erinnerte das an eine Lagune. Es war ein kleiner Teich oder Sumpf in dem vielleicht nicht mal Fische leben würden oder vielleicht gerade nur die.
Bei der von uns besuchten Blaue Lagune befand sich eine begehbare Höhle, in der man baden oder auf einem Autoreifen darin schwimmen konnte. Leider war es drin stockdunkel und niemand hatte Stirnlampen dabei.
Das war leider ernüchternd und leicht enttäuschend. Hier gibt es keine Empfehlung von uns! Auch, weil man Eintritt bezahlen muss. Nicht viel, aber nun ja.
Immerhin gab es kurz vor Abfahrt noch eine kleine Action und wir konnten helfen, ein liegengebliebenes Auto aus dem Fluss zu befreien.
Danach ging es noch einen längeren Weg zurück und unser erster Ausflugstag neigte sich dem Ende.
Den Nachmittag und Abend ließen wir dann bei einem guten Kaffee im Coffee Prince und leckerem Essen mit indischer Küche ausklingen. Ja indisch, wir hatten mal Lust auf etwas anderes. 🙂
Am nächsten Tag stand gleich früh wieder einen preiswerteren Roller mieten auf dem Plan.
Tag 2 mit viel Spaß und zwei Prämieren für Kasia
Am nächsten Morgen schauten wir uns nach einem günstigeren Roller um, welcher hoffentlich dazu noch in einem besseren Zustand sein sollte.
Einige Straßen von unserem Hostel entfernt, fanden wir auch einen guten Verleih und das für 50.000 LAK für den ganzen Tag. Das sind ca. 4,95 EUR. Der Roller war komfortabler als den Tag davor und preiswerter. Toll! Nur noch tanken, wieder für 40.000 LAK, also für ca. 3,92 EUR, und es kann losgehen.
Mega Spaß an, auf und mit der Zipline
An diesem Tag erlebte ich gleich zwei spektakuläre Prämieren.
Unsere erste Station war der Neverland Campsite & Zipline Park. Über 8 Lines mit 12 Plattformen und einer Gesamtlänge von 1.350 Meter durch den Dschungel!
Ja, es raubt einem den Atem. Einfach spektakulär und richtig geil!
Für mich war das auch das erste Mal, dass ich in der Luft an der Zipline schwebte und das gleich durch den Urwald. Es war ein Mega Erlebnis und einiges Adrenalin im Blut für uns beide! 😀
So so geil!
Leider konnten wir in unseren Notizen und auch den Fotos die genaueren Informationen darüber nicht mehr finden, um euch den Plan und den Standort zur Verfügung zu stellen. Wir beide sind uns sicher, Fotos von der Tafel mit dem kompletten Zipline Plan und anderen Informationen gemacht zu haben, aber wir finden es leider nicht mehr. 🙁
Der Anbieter, der dort einige Aktivitäten wie diese Zipline, Tubing durch eine Höhle und Kajaken anbietet, heißt Wonderful Tours Zipline Spot und der Ort nennt sich Neverland Campsite & Zipline Park. Vielleicht hilft diese Info.
Der Spaß hat uns insgesamt 240.00 LAK, umgerechnet ca. 23,50 EUR gekostet. Für uns erschien hier alles sehr gut organisiert. Die Jungs haben einen Plan und sind sich offensichtlich der Verantwortung für einen bewusst. Das ist wichtig, denn auch wenn eine Zipline eine Menge Spaß bedeutet, so ist es doch eine relativ gefährliche Aktivität, wenn man sich nicht an bestimmte Regeln hält. Hier ist in unseren Augen alles angenehm und sicher für uns verlaufen.
Es bleibt für uns somit eine Menge unvergesslicher Impressionen. 😀
Und für euch eine echte Empfehlung!
Vang Vieng und die Organic Farm
Nach einer guten Stunde Spaß in der Luft stiegen wir wieder auf unseren Roller und fuhren ohne konkretes Ziel einfach durch die Gegend. Nur eine kurze Fahrt später zog es unsere Aufmerksamkeit auf eine Organic Farm (ökologischer Anbau) und das dazu gehörende Restaurant. Bietet sich an, nicht wahr?
Es gab ein paar schöne Gerichte zur Auswahl sowie frische Obstsäfte. Wir bestellten uns einen Mulberry (Maulbeeren) Shake. Der war super lecker. Er erinnerte leicht an Brombeeren und Heidelbeeren … oder etwas dazwischen 😉 … wir konnten uns geschmacklich nicht einigen!
Tubing, der ultimative Wasserspaß!
In direkter Nähe der Organic Farm gibt es einen Spot für den ultimativen Wasserspaß, nämlich Tubing. Es geht dabei einfach darum, sich in einem aufgeblasenen Reifen auf dem Nam Song den Fluss hinunter treiben zu lassen. Ganz ungefährlich schaute das nicht aus und so manch einer versenkte schon am Anfang seine Güter, wie zum Beispiel das Smartphone, im Fluss.
Manchmal sah die Strömung schon unberechenbar aus. Und nein, wir haben es nicht ausprobiert. Das sollte man vielleicht doch schon ein wenig planen, sich die Klamotten und andere Sachen nass machen zu lassen. 😉
Der Tempel Wat That
Auf dem Rückweg in die Stadt hielten wir an einem der vielen Tempel an. Dieser hier heißt Wat That. Es ist einfach ein Wat. 🙂
Meine erste Fahrt mit einem Roller
Kurz bevor wir den Roller abgaben und in unsere Unterkunft zurückkehrten, bin ich zu meiner zweiten Prämiere an diesem Tag angetreten.
Ich fuhr zum ersten Mal im Leben einen Roller! 😀
Ich drehte ein paar Runden, fuhr hin und her und was soll ich sagen? Es war geil! Ich bekam richtig Lust, allein Roller zu fahren. Leider habe ich mir für diese Reise keinen internationalen Führerschein ausstellen lassen.
Es fetzt wirklich! Im nächsten Urlaub fahren wir mit 2 Roller rum. Toll!
Fazit zu Vang Vieng
Mit diesem reizenden Akzent des Rollerfahrens ging unser letzter Tag in Vang Vieng zu Ende.
Unser Aufenthalt in Vang Vieng, dem sehr ruhigen und schon fast verschlafenen Provinzstädtchen, schlossen wir sehr zufrieden ab.
Obwohl die Stadt selbst nicht viel zu bieten hat, begeisterte und fesselte uns dafür die Umgebung sehr. Landschaftlich kann sie locker mit einigen anderen asiatischen Regionen mithalten.
Haben wir euch neugierig gemacht? Dann schnappt euch einen Roller und fahrt raus in die Natur. Es ist eine klare Empfehlung von uns!
Nachdem das gesagt ist, hier noch ein paar Bilder zum Abschluss, wie es in dem Städtchen aber auch ausschauen kann, wenn man eine Weile rumfährt …
Wo geht es jetzt hin?
Für uns geht es mal wieder weiter. Wir treten die letzte Station in Laos an und fahren ins ca. 190 km entfernte Luang Prabang.
Auf diese Stadt freuen wir uns besonders. Es soll die schönste Stadt Laos sein. Wir sind schon sehr gespannt und ihr erfahrt wie immer im nächsten Artikel mehr darüber!
In diesem Sinne bis zum nächsten Lesen grüßen Ingo & Katarzyna.
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