Unsere erste Berührung mit Kambodscha

Floating Village Titelbild

Das Königreich Kambodscha und seine Anfänge gehen auf das 9. Jahrhundert zurück, wo das Khmer-Reich entstanden ist und dessen Hauptstadt 889 Angkor wurde.

Die französische Vorherrschaft im 19. Jahrhundert, die Unabhängigkeit 1953, jahrelange Bürgerkriege und die Schreckensherrschaft der Roten Khmer in den 70er, die wohl über 2 Millionen Menschenleben gefordert hat, dann die Befreiung und Besatzung durch Vietnam hat das Land in jeglicher Hinsicht spürbar geprägt und das Volk leiden lassen, sodass es zu einem der ärmsten Länder der Welt wurde.

Nach 1989 erfolgten unter Mitwirkung der UN ein Friedensabkommen und der Neuaufbau von staatlichen Strukturen wurde beschlossen. Inzwischen hat das Land bemerkenswerte Fortschritte im Kampf gegen Armut und Unterentwicklung erzielt und gehört heute zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt.

Kambodscha ist etwa halb so groß wie Deutschland und hat rund 16 Millionen Einwohner. Die Hauptbevölkerungsgruppe sind die Khmer, die offiziell 85-90% der Gesamtbevölkerung stellen und damit ist Kambodscha ethnisch das homogenste Land Südostasiens.

Die Grenze in Poipet

Das Erlebnis Grenzübergang war schon einmalig und besonders. Wir haben die Herausforderung angenommen, die thailändisch-kambodschanische Grenze auf eigene Faust zu überqueren. Unterwegs haben wir so einige Horrorgeschichten erzählt bekommen und selbst schon vorher darüber gelesen, dass es schlimm sein soll.

Das Busunternehmen, oder wohl eher sein Schwager oder Cousin, hat uns sogar angeboten, dies für uns gegen einen kleinen Aufpreis zu erledigen. Wir haben abgelehnt, weil wir diese Erfahrung für uns selbst machen wollten. Es gab auch mal Grenzen mit wirklich strenger Kontrolle zwischen Polen und Deutschland. Diese habe ich zum ersten Mal 1996 erlebt.

Nun war auch hier alles halb so schlimm, ja fast schon harmlos. Es gab dort zwar lange Wege, Wege durch mit allem Möglichen handelnden Menschen und mit bettelnden Kleinkindern. Dieser Anblick hat unsere Herzen zum Bluten gebracht. Die kleinen Wesen, die noch nicht mal gesprochen haben und grade erst Laufen gelernt haben, mit nur einer Windel um, wurden von ihren Müttern mit einem Plastikbecher oder abgeschnittener Plastikflasche zum Betteln weggeschickt. Das Kind hat geweint, hat geschrien und verstand die Welt nicht, warum seine Mama sich von ihm entfernt und in die andere Richtung mit einem anderen Becher geht. Dieses Erlebnis an der Grenze war für uns erschütternd.

Nachdem wir uns völlig unkompliziert aus Thailand erfolgreich ausgestempelt hatten, begaben wir uns zur kambodschanischen Behörde, um ein Visa On Arrival zu beantragen. Einen ziemlich weiten Weg im Niemandsland mussten wir durchqueren und was uns begleitet hat, waren unzählige Casinos. Ja, du liest richtig. Ringsum, links und recht, vorne und hinten, soweit der Blick reicht, nur riesige Casinogebäude. Es gibt 1 oder 2 große Hotels, ansonsten breit und weit Spielparadiese. Befremdlich? Oh ja. Ob das daran liegt, weil diese vielleicht in den Ländern verboten sind und im Niemandsland kann diese niemand kontrollieren, das haben wir nicht rausbekommen.

Nach einigen langen Minuten haben wir die Visabehörde von Kambodscha in einem unscheinbaren kleinen Häuschen mit nur einem Schalter dafür aber mit 10 bis 15 oder vielleicht sogar 20 Beamten vorgefunden. Das alles konnte man nicht wirklich einordnen und es war etwas surreal. Aber binnen weniger Minuten und einer Zahlung von 100,- TBH (ca. 3,- USD) pro Person für eine ominöse VIP bzw. Fast Pass Gebühr aka Schmiergeld, plus den regulären 30,- USD pro Person für das Visum selbst, haben wir unser Visum für 30 Tage problemlos bekommen. Wir wurden nicht mal interviewt oder gar angesprochen. Interessant.

Der nächste und zugleich der letzte Schritt war, sich die Genehmigung und den Stempel für die Einreise nach Kambodscha zu holen. Das ging ebenfalls flott. Nachdem wir die Grenze erfolgreich passiert hatten, stiegen wir wieder in unseren Bus, der in der Zwischenzeit ebenfalls die Grenze überquert hatte, und fuhren ein paar Minuten später weiter.

Übrigens, wir waren so ziemlich die ersten, die vollständig abgefertigt wurden. Die anderen, die dem Unternehmen, der Company, wie sie sich nennen, dieses Prozedere übergeben haben, hatten ihre Pässe immer noch nicht.

Also, was ist das Resümee? Genau! Macht diese Erfahrung selbst, zumindest beim ersten Mal. 🙂

Herzliches Willkommen in Siem Reap

Weitere 3 Stunden fuhren wir noch durch das bis jetzt unbekannte Gebiet Kambodschas, bis wir unser Ziel Siem Reap erreicht hatten.

Dort hat auf uns schon ein sympathischer aber schüchterner TukTuk Fahrer gewartet, der im Auftrag von unserem Gastgeber vom Green Life Cottage uns zu unserer Unterkunft bringen und die nächsten Tage herumkutschen sollte. Denn unsere Bleibe für die nächsten 3 Nächte lag doch ziemlich weit außerhalb der Stadt.

Angekommen wurden wir von der ganzen Familie sehr herzlich empfangen. Den Check-in erledigte der Cousin, der gerade sein Abi abgeschlossen hat und nun überlegt, Wirtschaftstouristik zu studieren. Da es schon dunkel und ziemlich spät war und wir eine lange Reise hinter uns hatten, haben wir uns entschlossen zum Abend bei unseren Gastgebern zu essen. Wir wurden liebevoll empfangen und gut versorgt.

Wir haben uns über einige Sitten und Gebräuche in Kambodscha unterhalten, sowie Musik und die typischen Musikinstrumente, Essen, Manieren und ähnliches, aber auch über Hochzeiten, weil es hier in der Gegend oder auch Kambodscha selbst vielleicht täglich mindestens eine Hochzeit gibt. Das haben wir dann die nächsten Tage im ländlichen Gebiet mehrmals erlebt.

Und auch an jenem Abend unserer Anreise gab es mindestens 3 Hochzeiten. Die eine hat sogar gleich in der Nachbarschaft stattgefunden und so kamen wir von Wort zu Wort und am Ende verglichen wir die kambodschanische mit der polnischen Hochzeit, denn wir stellten einige Gemeinsamkeiten fest! 🙂

Daraufhin hat uns ein Verwandter des Gastgebers bei unserem Abendspaziergang begleitet und uns tatsächlich zu der prunkvollen Hochzeit begleitet und gebracht. Fast beinahe hätten wir auf einer kambodschanischen Hochzeit getanzt, denn wir hatten schon ihre Aufmerksamkeit gewonnen. Wir wurden sehr herzlich angesprochen. Das war wundervoll. Einige Gäste haben uns sogar gebeten reinzukommen. Das war echt einmalig. Eine kambodschanische Hochzeit kann aus 100 und bis zu 1000 Gäste bestehen und 2 Tage lang wird gefeiert.

Jetzt fragt ihr euch, wer kann das bezahlen? Genau! Die Gäste selbst bezahlen die Hochzeit, ja sie bezahlen für sich für die Verpflegung. Diese Hochzeit lag mit Anzahl der Gäste irgendwo in der Mitte. Herrlich. Der erste Abend hat uns sehr beeindruckt und war gut gelungen.

Unsere Unterkunft befand sich leider ca. 6-7 km vom Zentrum entfernt, sodass wir ausschließlich auf ein TukTuk angewiesen waren. Wir haben dort für 3 Nächte insgesamt 81,- USD ohne Frühstück bezahlt. Die Unterkunft Green Life Cottage und die liebevolle Gastgeberfamilie mit den 2 süßen Töchtern können wir äußerst empfehlen.

Die Lage dagegen leider nicht, wenn man sich frei und spontan bewegen möchte. Für eine einfache TukTuk-Fahrt haben wir 3,- USD bezahlt. Also für ein relaxtes chillen, wenn man für sich sein möchte, ist es ein perfekter Ort. Ansonsten nehmt lieber etwas in der Stadt.

Floating Village in Kampong Phluk

Am nächsten Tag stürzten wir uns in die Aktivitäten, mit voller Neugier und großem Interesse an dem Land, den Menschen sowie den Wahrzeichens Kambodschas.

Wir haben beschlossen, was ganz Einzigartiges zu erleben. Wir sind nämlich zum Floating Village nach Kampong Phluk gefahren, das am bzw. auf dem Tonlé Sap See liegt. Dieser geht in den Tonlé Sap Fluss über, der in der Hauptstadt Phnom Penh dann später in den Mekong mündet.

Ich möchte ein paar Worte zu dem See selbst verlieren.

Sein Name bedeutet in der Khmer Sprache etwa Großer See und das ist er auch, der größte See Südostasiens und einer der fischreichsten Binnengewässer der Erde. Hier kommen fast 200 Fischarten vor. Seine durchschnittliche Tiefe sind 2 bis 3 Meter, in der Trockenzeit manchmal noch weniger, und maximal kann er bis 14 Meter Tiefe erreichen.

Wie geht das denn?

Nämlich, jedes Jahr im Juni kommt es zu einem Naturphänomen. Der Mekong sammelt in dieser Zeit aufgrund von Monsunregenfällen und durch Schmelzwasser aus dem Himalaya ca. viermal mehr Wasser als in den trockenen Monaten. Da Kambodscha im Großteil ein sehr flaches, ebenes Land ist, drängt das Wasser aus dem Mekong in den Tonlé Sap Fluss und dieser wechselt seine Fließrichtung, sodass große Wassermengen in den Tonlé Sap See strömen.

Die Oberfläche des Sees von 2.600 – 3000 km2 in der Trockenzeit, weitet sich in der Regenzeit auf 10.400 km2 und inkl. umliegender Flusslandschaften bis maximal 25.000 km2 aus. Der Höhepunkt der Ãœberflutung ist im September und in dieser Zeit liegt ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche Kambodschas im bzw. unter Wasser.

Im Internet findest du dazu spannende Bilder, die diese Ãœberflutung und das Leben gut wiedergeben. Erst im November fließt das Wasser in den Mekong zurück und das feiern die Kambodschaner mit dem Wasserfest Bon Om Touk und damit wird auch die Fischereisaison eröffnet.

Zurück zum Floating Village Kampong Phluk.

Auf diesem Ausflug bekommt man mit bzw. erlebt man, wie die Menschen sich das Leben auf dem Wasser eingerichtet haben.

Die Häuser sind auf sehr hohen Stelzen gebaut. Selbst Schulen oder andere Orte des Gemeinschaftslebens findet man als schwimmende Gebäude vor. Hier erfährt man hautnah über die Herausforderungen und Anstrengungen der in der Regenzeit im Wasser lebenden Menschen.

Diese ungewöhnlichen Lebensbedingungen sind für uns Europäer schwer vorstellbar, denn wenn das Wasser hoch bis vor die Haustür kommt, ist ein Boot das einzige Transport- und Fortbewegungsmittel für die Menschen dort.

Nachdem wir den Fluss entlang durch das Floating Village Kampong Phluk hin und zurückgefahren sind, inkl. eines Zwischenstops auf dem See an einem schwimmenden Treffpunkt mit Restaurant etc., stiegen wir wieder aus dem Boot und sind mit unserem noch immer recht schüchternen TukTuk Fahrer einmal durch den Ort gefahren.

Wir haben schon ihre Aufmerksamkeit bekommen. Es passiert scheinbar nicht alle Tage, dass die Touristen sich dort blicken lassen. Lauter lächelnde Menschen und viele winkenden Kinder haben uns gegrüßt.

Was uns erschüttert hat ist der Fakt, dass was das Wasser mit sich bringt, lässt es dort auch liegen. Wir wissen nicht, ob es dort in diesem Dörfchen so was wie Mühlabfuhr gibt. Es sieht nicht danach aus. Es erweckt den Eindruck, dass alles dort liegen bleibt, wo etwas runterfällt oder jemand abgelegt und dann vergessen hat.

Mühlabfuhr, Mühlentsorgung oder gar Mühlsortierung scheint in diesem Teil der Welt ein Fremdwort zu sein.

Wir können uns das nicht erklären, ob sie es nicht besser wissen und erst aufgeklärt werden müssen oder verbirgt sich was anderes dahinter. Wir haben hier noch keine Müllberge gesehen, wie man diese zum Beispiel von Bildern aus Afrika kennt. Dafür liegt der Müll, hauptsächlich Plastik, wirklich überall, inklusive vor der eigenen Haustür.

Am liebsten würden wir eine Aufklärungsaktion starten wollen.

Die Stadt Siem Reap

Zurück in der Stadt, mit ihrem brodelnden Leben und den prachtvollen Tempel, haben wir uns von unserem TukTuk Fahrer im Zentrum absetzten lassen, von wo aus wir diese zu Fuß erkundet haben.

Siem Reap bedeutet Der Ort der Niederlage der Siamesen und bezieht sich auf einen Sieg der Khmer über das Heer der Thai im 17. Jahrhundert. Bekannt ist diese Stadt aber vor allem durch die Tempelanlage Angkor Wat, die wir in einem separatem Artikel beschreiben werden.

Die Stadt hat ca. 175.000 Einwohner (letzter bekannte Stand aus 2008) und ist somit bereits die drittgrößte Stadt Kambodschas. Die wichtigsten Einnahmequellen der Bewohner sind der Reisanbau und der Fischfang.

In den letzten Jahren ist aber der sich stark entwickelnde Tourismus dazugekommen. Seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts erblüht die Stadt als aufstrebendes Touristenzentrum und man findet alles vom 5-Sterne-Luxushotel bis zum 7,- USD Zimmer.

Die Stadt selbst bietet einige schöne Orte, die besuchenswert sind, wie zum Beispiel einige kleinere und größere Tempel. Die Kambodschaner nennen ihre Tempel Pagodas. Diese buddhistischen bunten und oft vergoldeten Pagodas findet man überall. Wie bei uns die Kirchengebäude gehören diese hier zum Alltag und Stadtbild. Wir haben davon 2 besucht.

Wat Bo

Einer der ältesten buddhistischen Temel der Stadt ist Wat Bo. Hier findet man einige sehenswerte Wandmalereien, die das Leben des Buddha darstellen.

Wat Preah Prom Rath

Zu diesem Tempel liegen uns keinerlei Informationen vor. Diesen haben wir auch eher zufällig während unseres Spaziergangs entdeckt. Leider gab es dort auch keine Seele, die man fragen konnte.

Die meisten Tempel Kambodschas sind in Verwendung und werden von buddhistischen Mönchen aktiv benutzt. Einige von ihnen befinden sich sogar nah an Schulen oder auch direkt im Schulgelände. Interessant.

Partymeile Siem Reap?

Zusammenfassend gesehen ist Siem Reap aber eine sehr touristische Stadt, wo in jeder kleinsten Straße im Zentrum mindestens ein Hotel steht. Und weitere befinden sich bereits im Bau oder sind in Planung. Laut einigen Statistiken besuchen diese Stadt jährlich mehrere Millionen Touristen und das fühlt sich nach Massentourismus an.

Also wenn ihr feiern und das nächtliche Leben ausleben wollt, dann seid ihr hier auf jeden Fall richtig. Das tönende, blühende und pulsierende Lebend im Herzen von Siem Reap rund um die Pub Street ist wie der Ballermann auf Mallorca.

Und jetzt endlich Angkor Wat

Aber nicht in diesem Artikel. 😉

Angkor Wat, das bisherige absolute Highlight der Reise verdient einen separaten Artikel.

In diesem Sinne bis zum nächsten Lesen grüßen Ingo & Katarzyna.


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