Weltreise Step #28: In Butrint

Butrint 2022 Titel

:: 17.08.2022 – Butrint, Albanien ::

Im Süden Albaniens, fast schon an der griechischen Grenze, liegt die alte historische Stadt Butrint, in der sich im Verlauf der Jahrtausende mehrere Zivilisationen die Klinke in die Hand gaben. Das klingt interessant, oder?

Außerdem kann man an Ort und Stelle im gleichnamigen Nationalpark auch wunderbar Seevögel beobachten, wenn man die passende Ausrüstung und Geduld mitbringt.

Ich selbst bin hauptsächlich wegen der Ruinen auf der Halbinsel hier. Mal schauen, was sich so entdecken lässt.

Von Sarandë aus kommt man ganz einfach mit dem normalen Linienbus nach Butrint. Über Ksamil, ein kleines Touristädtchen mit weißen Sandstränden und kristallklaren Wasser, aber die Unterkünfte sind leider teurer als in Sarandë, fährt der Bus ca. 45 Minuten immer die Küste entlang bis zum Ziel. Mit ca. 1,70 EUR (200 LEK) ist die Fahrt auch ausgesprochen günstig.

Soweit zur Theorie. In der Praxis stellte es sich leicht komplizierter heraus.

Als ich am Morgen nach dem Frühstück aufbreche, bemerke ich sofort den starken Verkehr und gerade die Hauptstraßen sind rappelvoll. Eigentlich nichts neues hier in Albanien, aber heute wird es mich dann wohl direkt betreffen, wenn ich mit dem Bus fahren möchte.

Ich frage mich durch, wo der Bus nach Butrint abfährt und werde mehrmals direkt zum Zentrum zu einer bestimmten Bushaltestelle verwiesen. Dort laufe ich auch hin und werde beim Eintreffen bereits von einer großen Gruppe an wartenden Menschen begrüßt.

Die sollen alle in den Bus passen? Vielleicht wenn er leer ist, aber das wird er ja wohl kaum sein. Mir ahnt Schlimmes.

Wir warten. Und warten. Uuund waaarten. Es kommt 30 Minuten kein Bus, obwohl er schon längst da sein müsste.

Vielleicht liegt es am Verkehr oder auch nicht, aber irgendwas stimmt nicht. Da die Menge aber ruhig bleibt, bleibe ich es auch. Ist halt so.

Während der Wartezeit rattert mein Gehirn die Möglichkeiten durch, nicht wie eine Sardine gequetscht im Bus nach Butrint fahren zu müssen. Höchstwahrscheinlich muss ich stehen, wenn ich es überhaupt in den Bus schaffe und bei jetzt schon 35 Grad würden das elend lange 45 Minuten werden. Und wahrscheinlich noch um einiges länger, wegen dem Verkehr. Oh je!

Als auch nach weiteren 15 Minuten kein Bus in Sicht ist, entschließe ich mich einfach eine Station zurückzulaufen, also eine Station vor dieser. Der Gedanke, dort sind weniger Menschen, weil das hier die zentrale Bushaltestelle ist und so bekomme ich vielleicht einen Sitzplatz ab. Und sollte mir unterwegs der Bus entgegenkommen, versuche ich die albanische Taktik. Einfach winken und hoffen, dass ich mitgenommen werde.

Ich fühle mich großartig bei dem Gedanken. So clever. Smart Boy! Also laufe ich los.

Mir kommt kein Bus entgegen und ca. 10 Minuten später erreiche ich die nächste „Bushaltestelle“, die ich aber nur als solche identifizieren kann, weil halt Menschen an der Straße auf irgendwas warten.

Ich frage etwas herum und finde heraus, dass das hier sogar die Endstation der einen Linie ist und somit gleichzeitig die 1. Station vom Bus nach Butrint. Oh das bedeutet der Bus ist leer, wenn er hier losfährt? Yes!

Ja, sofern überhaupt einer kommt, könnte also mein Plan in der Tat aufgehen.

Die „Bushaltestelle“ liegt ca. 100 Meter von einer Kreuzung entfernt in einer etwas abschüssigen Einbahnstraße, wo der Bus normalerweise kurz reinfährt, dann wendet und wieder rausfährt. Macht man in Albanien eben so.

Es dauert jetzt noch einmal ca. 15 Minuten, bis ein Bus kommt. Er fährt aber nicht in die Einbahnstraße rein, sondern bleibt, wahrscheinlich wegen dem starken Verkehr, gleich auf der Hauptstraße.

Der Bus hupt mehrmals wild.

Plötzlich rennen die ersten Leute los. Der Herdentrieb setzt ein. Ich hinterher. Wird wohl schon richtig sein, oder? Ein Teil der Leute bleibt verwirrt zurück. Touris halt.

Und ja, die Entscheidung ist richtig. Der Bus hat vor der Kreuzung alle Leute rausgeworfen und beginnt jetzt sozusagen seine neue Tour nach Butrint. Er ist leer und fast jeder bekommt einen Sitzplatz. Geil!

Ich fühle mich so clever. Als der Bus dann später an der zentralen Haltestelle ankommt, durch den Verkehr dauert allein das gute 20 Minuten, also doppelt so lang wie ich gelaufen bin, müssen sich die dort immer noch geduldig wartenden Leute mit den Stehplätzen begnügen und es wird richtig eng. Aber so richtig!

Ich feiere mich selbst für meine Entscheidung, einfach eine Station zurückzulaufen und mein breites Grinsen hält die gesamte restliche Fahrt an.

Auf der Fahrt von Sarandë nach Butrint kann man schön die Küste und die Lagune beobachten. Es gibt richtig wundervolle Landschaften hier zu sehen. Toll!

In Butrint angekommen, die Fahrt hat mit allem drum und dran dann doch ca. 2 Stunden gedauert, hält der Bus an der letzten Station direkt vor dem Eingang zum Nationalpark, was auch gleichzeitig der Eingang für den Rundweg durch die Ruinen ist.

Ich bezahle 1.000 LEK (ca. 8,50 EUR) Eintritt, was für albanische Verhältnisse recht teuer ist, aber okay. Solange es in den Erhalt der Anlage wandert, soll es mir recht sein.

Außerdem schnappe ich mir einen deutschen Flyer, weil dort eine Karte der Halbinsel drauf ist. So habe ich eine bessere Orientierung für den Rundgang und damit ich nichts verpasse.

Dann arbeite ich mich Ruine um Ruine vor und geniesse die Zeit und Ruhe hier. Es ist recht leer, was sehr angenehm ist. Nur ab und zu trifft man mal eine größere Menschengruppe, oft sind es nur einzelne Personen wie ich oder Pärchen, die einem begegnen.

Die knapp 35 Grad sind im Schatten zum Glück gut auszuhalten. Nur zum Lesen der vielen Infotafeln muss man öfters mal für einige Zeit in die pralle Sonne.

Butrint gehört seit 1992 zum UNESCO Weltkulturerbe und die Ruinen am Rundweg sind sehr schön aufgearbeitet und in Szene gesetzt. Alles ist einfach zu erreichen und man kommt eigentlich auch überall hin. Man merkt, dass hier Geld reingeflossen ist und damit auch etwas gemacht wurde und noch wird. So muss es sein, oder?

Ohne ins Detail zu gehen, die Ruinen zeichnen sich dadurch aus, dass sich im Laufe der Jahrtausende mehrere Kulturen hier versammelt und gelebt hatten. So findet man griechische, römische und venezianische Überbleibsel, aber dazwischen auch Einflüsse der Byzantiner, Slawen, Normannen und Osmanen. Sehr interessant.

Alle mit etwas Faible für Geschichte werden hier ihre helle Freude haben. Ich selbst hatte viel Spaß und habe einiges gelernt. Es ist zwar nicht annähernd so beeindruckend wie vielleicht ein Angkor Wat in Kambodscha, aber trotzdem kann ich jedem Albanienbesucher einen Abstecher nach Butrint ans Herz legen.

Eine Sache kann ich leider nicht bestaunen, Butrints Ruinen sind bekannt dafür, dass es überall prunkvolle Mosaikfußböden gibt. Leider sind diese ganzjährig abgedeckt, um sie vor Witterungseinflüssen zu schützen und sie werden nur zu besonderen Anlässen 1-2 Mal im Jahr aufgedeckt. Das fand ich schade, auch wenn ich natürlich den Grund verstehen kann.

Ich bleibe ca. 3 Stunden im Nationalpark, hätte das aber ohne Probleme auch auf 4 oder 5 Stunden ausdehnen können. Trotzdem habe ich in den 3 Stunden alles gesehen, was ich sehen wollte. Es ist also nicht wirklich groß. Schön überschaubar und ideal für einen Tagesausflug von Sarandë oder Ksamil. Wahrscheinlich geht es sich auch von Himarë zeitmässig noch gut aus für einen Tag.

Als ich den Nationalpark verlasse, suche ich erstmal die Bushaltestelle. Da wo ich auf der Hinfahrt ausgestiegen war ist jetzt niemand. Ich frage einen älteren Mann und der zeigt die Straße hinunter. Also laufe ich die Straße entlang, bis ich einen leeren Bus sehe mit 5-6 Menschen davorsitzen. Ich frage sie, ob das der Bus nach Sarandë ist und ein knappes „hope so“ ist die Antwort.

Also setze ich mich dazu und wir warten.

Irgendwann später kommt ein anderer Bus vorbei, wendet, fährt hupend wieder an uns vorbei und hält dann ca. 200 Meter weiter die Straße runter. Mit Hupen wird hier scheinbar immer signalisiert: Hey ihr Deppen, ich bin der richtige Bus für euch!

Ehrlich gesagt bin ich froh, dass sie hupen, so weiß man immer, woran man ist. 😉

Also rennen wieder alle los und dann steigen wir ein. Diesmal gibt es mehr als genug Sitzplätze, ich muss also nicht hetzen.

Auf der Rückfahrt geniesse ich ein letztes Mal die Ausblicke auf die albanische Küste. Meine über 4 Wochen in Albanien neigen sich dem Ende zu. Bald geht es nach Athen und damit weiter in ein für mich neues Land.

Ich muss sagen, Albanien hat mich positiv überrascht und es hat mir hier außerordentlich gut gefallen. Super nette Menschen und alles noch etwas wild, fast wie in Südostasien. Und es war unfassbar günstig.

Ich werde auf jeden Fall irgendwann zurückkommen, da bin ich mir jetzt schon sicher.

CU Ingo.


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