:: 08.01.2024 & 09.01.2024 – Von Atami über San Salvador nach San Miguel ::
Nach ein paar sehr erholsamen Tagen im kleinen, verschlafenen Beach Village Atami an der Pazifikküste El Salvadors geht es für mich weiter Richtung Honduras. Doch bevor ich die Grenze überquere, mache ich noch einen kurzen Zwischenstopp in der nächstgelegenen größeren Stadt, San Miguel.
Bis dahin wird es mit dem normalen Bus sicher eine ganze Weile dauern und abends will ich nicht an der Grenze stehen. Die sind nämlich nicht rund um die Uhr geöffnet, zumindest nicht für Touristen. Also plane ich einen Zwischenstopp in San Miguel ohne irgendwelche konkreten Absichten. Einfach als besserer Ausgangspunkt für die Weiterreise nach Honduras.
Natürlich hätte ich mir wieder ein Shuttle organisieren können, aber erstens sind die ziemlich teuer und zweitens, wie wir neulich gesehen haben, ziemlich unpünktlich. Und Busfahren in El Salvador riecht irgendwie nach Abenteuer. Ha ha!
Von Atami nach San Salvador
In El Salvador ist die Hauptstadt San Salvador so etwas wie die Drehscheibe des gesamten Verkehrs. Das bedeutet auch für mich, dass ich zuerst mit dem Bus nach San Salvador fahre und von dort aus weiter nach San Miguel.
So packe ich eines Morgens meine Sachen und verabschiede mich von den netten Betreibern der wirklich chilligen Hammock Plantation. Hier lässt es sich aushalten, auch wenn ich mir auf Dauer etwas mehr Ordnung und Sauberkeit wünsche. Optimal war das nämlich nicht.
Der Weg zur Bushaltestelle ist recht kurz und dort muss ich nur ca. 15 Minuten auf den nächsten Bus warten. Es gibt keinen Fahrplan, man nimmt einfach den Bus, der in die Richtung fährt, in die man möchte. Unkompliziert, aber für viele wohl unvorstellbar, wenn man an Fahrpläne und pünktliche Abfahrtszeiten gewöhnt ist. Aber mit der Pünktlichkeit ist das in Deutschland ja sowieso so eine Sache, oder?
Mit mir zusammen steigt ein deutsches Pärchen ein. Mit den beiden habe ich mich die Tage immer gut über die Reise ausgetauscht, da sie mit mir im selben Zimmer geschlafen haben. Aber sie fahren nach Santa Ana, von wo ich ursprünglich herkam.
Der Bus fährt bis San Salvador durch und kostet 4 USD. Eigentlich 2 USD, aber mit großem Gepäck zahlt man immer das Doppelte. Das ist leider so und auch nicht wirklich schlimm, denn mit dem großen Rucksack nimmt man schon eine ganz schöne Menge Platz weg. Und günstig ist es trotzdem.
Die Fahrt ist unspektakulär, aber es gibt immer wieder schöne Ausblicke auf die Landschaft El Salvadors, und so döse ich vor mich hin und lasse den Blick nach draußen schweifen.
In San Salvador
Eigentlich wollte ich San Salvador ganz auslassen. Ich hatte noch die Horrorgeschichten von vor ein paar Jahren im Kopf, wie gefährlich die Hauptstadt El Salvadors ist. Sie hatte eine der höchsten Mordraten der Welt. Aber es soll jetzt sehr sicher sein, so wie das ganze Land jetzt eines der sichersten in ganz Zentralamerika ist.
Der Bus hält an einem der typischen kleinen Busbahnhöfe. Leider ist dieser Busbahnhof wie immer kein zentraler Umsteigepunkt. Er liegt im westlichen Teil der Stadt und San Miguel liegt im Süden des Landes. Das heißt für mich, dass ich jetzt einmal quer durch die Stadt laufen muss, um an einem Busbahnhof im Süden der Stadt den richtigen Bus zu finden. Immer wieder nervig, aber so ist das hier.
Ich könnte es mir jetzt ganz einfach machen und ein Uber nehmen. Aber irgendwie habe ich Lust auf einen Kaffee und ein kleines Frühstück wäre auch ganz nett. Ich habe noch nichts gegessen. Also beschließe ich, in die Innenstadt zu laufen. So kann ich mir die Stadt ein wenig anschauen und im Zentrum gibt es einen Starbucks.
Der erste Teil des Weges führt mich durch eine Art kleines Industriegebiet bzw. Handwerkerviertel. Überall wuseln Menschen umher und verrichten ihre Arbeit, überall stehen kleine Lastwagen, die be- und entladen werden.
In diesem Moment muss ich an meine Ankunft in Istanbul denken. Das hier erinnert mich sehr an das, was ich in den ersten Stunden dort erlebt habe. Es ist immer wieder erstaunlich, wie ähnlich sich manche Dinge sind. Das geschäftige Treiben ist auf jeden Fall interessant anzuschauen.
Inzwischen nähere ich mich dem Zentrum und werde auf dem Weg dorthin mindestens drei Mal von irgendwelchen Fremden angesprochen oder einfach nur mit einem Fist Bump begrüßt. Eigentlich ist das immer der Anfang von Bla Bla und dann wird entweder gebettelt oder versucht, mir etwas zu verkaufen. Aber nicht hier.
Alle wollen nur Hallo sagen, zwei fragen, woher ich komme und dann verabschieden sie sich schon wieder mit einem Dankeschön, dass ich nach El Salvador gekommen bin und dass ich es hier genießen soll.
Wow! Das war einfach toll und hat mir ein sehr gutes Gefühl gegeben.
Seit Sri Lanka habe ich es nicht mehr erlebt, dass ich von mehreren Leuten einfach so begrüßt bzw. herzlich empfangen wurde. Einzelne Leute gab es in den verschiedenen Ländern immer mal wieder, aber so auf einmal mehrere verschiedene Fremde eher nicht.
Ein dickes Plus für El Salvador und ein großes Dankeschön an alle Salvadorianer! 🙂
Und dann bin ich endlich im Zentrum.
Ist doch schön hier, oder? Ehrlich gesagt, so hatte ich mir das nicht vorgestellt, aber was habe ich denn schon für eine Ahnung? Keine, wie man sieht. Ha ha!
Dann suche ich den Starbucks, gehe aber daran vorbei und lande bei einem anderen Café, das ganz nett aussieht. Also gehe ich da rein.
Es gibt einen okayen Kaffee und eine leckere Smoothie Bowl. Läuft!
Der Preis liegt bei ca. 7 EUR. El Salvador ist an sich ein recht günstiges Land. Meine Reisekasse freut sich jedenfalls.
Nach dieser kleinen, leckeren Pause geht es weiter in Richtung Busbahnhof. Von der netten Frau der Hammock Planation hatte ich die Information bekommen, wo ich hingehen muss: Terminal De Oriente.
Als ich dort ankomme, finde ich aber gar nicht so etwas wie einen Busbahnhof vor, obwohl hier schon viele Busse stehen. Aber es erinnert eher an ein Busdepot, wo die Busse geparkt und gewartet werden. Bin ich hier richtig?
Ich irre ein wenig herum, frage dann aber doch lieber ein paar Leute, die hier anscheinend einer Arbeit nachgehen. Nach einigem Hin und Her und mit Hilfe des Google Translators wird klar: Hier ist kein Busbahnhof mehr. Früher schon, aber jetzt nicht mehr. Aber sie geben mir den Namen des neuen Busbahnhofs, wo die Busse nach San Miguel abfahren. Das ist noch ein Stück weiter südlich, fast am Stadtrand.
Da ich mit dem ganzen Gepäck schon mehr als 4 Kilometer gelaufen bin, nehme ich jetzt doch noch ein Uber. Die 3-4 EUR, die ich dafür zahlen muss, sind mir den Komfort wert. Außerdem sind es mittlerweile über 30 Grad. Ein weiteres Argument für Uber. Und hey, ich hab es immerhin probiert ohne klar zu kommen.
Nach kurzer Wartezeit kommt das Fahrzeug. Ich steige ein und es geht los. Der Fahrer spricht etwas Englisch und wir unterhalten uns. Als ich ihm sage, wohin ich möchte, meint er plötzlich, dass das, was ich bei Uber als Ziel eingegeben habe, falsch sei.
Nach einem kurzen Check stelle ich fest, dass mein Ziel in der Tat nicht wirklich im Süden liegt. Wie sich nach kurzer Diskussion herausstellt, gibt es zwei Busbahnhöfe mit sehr ähnlichen Namen (sorry, ich habe mir den anderen Namen nicht gemerkt) und ich muss zum Terminal Plaza Amanecer.
Aber der Fahrer ist pfiffig, hat das bemerkt und bietet natürlich an, mich zum richtigen Busbahnhof zu bringen.
Ich hatte zwar eine Sekunde lang ein ungutes Gefühl, weil das genau die Masche ist, vor der bei Uber öfters mal gewarnt wird (sagen, dass man verkehrt ist und anbieten, woanders hinzufahren, um dann extra Geld zu kassieren usw.), aber hier ist alles in Ordnung.
Nach kurzer Fahrt bin ich am richtigen Ort. Was’n Akt!
Von San Salvador nach San Miguel
Ich bedanke mich bei dem freundlichen Uberfahrer und steige aus. Dann noch kurz gefragt, wo der Bus nach San Miguel abfährt und 5 Minuten später sitze ich endlich im richtigen Bus. Weitere 10 Minuten später bin ich auch schon unterwegs.
So muss das gehen. Sehr gut!
Die Fahrt selbst ist wieder unspektakulär, dauert aber eine ganze Weile. Doch irgendwann ist auch das vorbei und ich bin in San Miguel.
Ich hatte dem Vermieter meiner Unterkunft vorher geschrieben, wann ich ankommen würde und er hatte angeboten, mich abzuholen. Das habe ich natürlich dankend angenommen.
Hier in San Miguel scheint es keine Hostels zu geben und so bin ich auf eine Privatunterkunft ausgewichen. Etwas teurer als sonst, aber dafür mit großem TV und Netflix. Vielleicht schaue ich zur Abwechslung mal einen Film?
Jedenfalls muss ich eine Weile warten, bis er mich abholt, aber dann ist er da. Er spricht ein wenig Englisch und so können wir uns unterhalten. Ich frage ihn gleich nach dem Bus zur Grenze nach Honduras und er gibt mir nützliche Informationen.
Das war sehr hilfreich und hat mir einiges an Lauferei erspart, um die Informationen vielleicht auf anderem Wege zu bekommen. Denn im Internet findet man fast nichts. Anscheinend fährt niemand alleine mit dem Bus zur Grenze, sondern alle nehmen die kleinen privaten Shuttles.
Abenteuer ick hör dir trapsen. 😀
In San Miguel
Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich über San Miguel sagen soll. Ich drehe ein paar Runden durch die Innenstadt und das Treiben auf den Straßen und Märkten ist wie immer interessant anzuschauen.
Aber die Stadt selbst ist jetzt weniger interessant und bietet keine Highlights. Vielleicht gibt es sie, aber ich entdecke sie nicht in der kurzen Zeit, die ich hier bin. Ich gebe aber auch zu, dass ich mich vorher nicht wirklich informiert habe, da ich nur auf der Durchreise bin.
Alles in Ordnung. Alles ganz nett. Aber mehr auch nicht. Mir fällt jedenfalls kein Grund ein, warum ich jemandem einen Besuch in San Miguel empfehlen sollte. Es sei denn, man nutzt es wie ich als letzte Station vor der Einreise nach Honduras.
Abends esse ich ausnahmsweise einen einfachen Cheeseburger bei Wendy’s (deren Dave’s Burger ist okay, auf jeden Fall besser als McDonald’s und auf dem Niveau eines Whoppers von Burger King) mit Pommes. Die Pommes sind hier sogar richtig lecker. Wow!
Vorher habe ich ewig nach vegetarischem Essen gesucht, aber nichts gefunden. Happy Cow zeigt auch nichts an. Immer ein untrügliches Zeichen dafür, dass man in der tiefsten Pampa gelandet ist. Ha ha!
Einzig die Pupusas hätte ich wieder haben können, aber ehrlich gesagt, die und der Käse, der dafür verwendet wird, hängen mir langsam zum Hals raus. Über die zweifelhafte Qualität des Käses habe ich mich ja schon öfters ausgelassen.
Also Cheeseburger. Mit Fleisch. Buh! Aber wenigstens war’s lecker. Alles gut. 😉
Und sonst so?
So vergeht der Abend und auch der nächste Tag ohne Aufregung. Tagsüber bleibe ich in meiner Unterkunft und drehe nur am Nachmittag eine kleine Runde. Die restliche Zeit verbringe ich damit, mich auszuruhen und Energie für den nächsten Tag zu tanken.
Denn morgen geht es nach Honduras und da bin ich wirklich gespannt. Es ist den Zahlen nach eines der gefährlichsten Länder hier in Zentralamerika. Die Pazifikküste soll aber ganz okay und sicher sein und da werde ich mich für ein paar Tage aufhalten. Ich habe nicht vor, das ganze Land zu bereisen. Es ist eher eine Durchreise mit zwei kleinen Zwischenstopps auf dem Weg nach Nicaragua.
Die meisten Backpacker fahren mit dem Shuttle von den Touristengebieten in El Salvador direkt nach Nicaragua oder umgekehrt. Diese Fahrten dauern oft 12 bis 16 Stunden. Klingt für mich nach Stress und außerdem, wenn ich schon mal hier bin, warum nicht wenigstens einen kurzen Blick auf Honduras werfen?
Der Plan ist also, dort in 2 Orten (San Lorenzo & Choluteca) kurz zu stoppen. Insgesamt vielleicht 1 Woche. Mal sehen.
Aber erst mal dort hinkommen. Das Abenteuer ruft!
CU Ingo.