:: 05.12.2023 & 06.12.2023 – Palenque, Mexiko ::
Palenque also, meine letzte Station vor der Weiterreise nach Guatemala. Hier gibt es auch Maya-Ruinen, die aber wegen der relativen Abgeschiedenheit des Ortes noch nicht so überlaufen sein sollen und außerdem mitten im Dschungel liegen. Darauf habe ich Lust und das werde ich mir anschauen. Ein bisschen Sightseeing im Dschungel geht doch immer, oder?
In Palenque merkt man schnell, dass der ganz große Tourismus wie in Yucatán hier noch nicht angekommen ist, aber es gibt genügend Infrastruktur dafür. Viele Hotels, viele Reisebüros und viele Taxis, die einen zu den „Ruinas“ bringen wollen.
Bald wird Palenque an den im Bau befindlichen „Tren Maya“ angeschlossen und dann ist es für alle Yucatán-Touristen ein Leichtes, von Cancun mit seinem internationalen Flughafen hierher zu kommen.
Irgendwie bin ich froh, dass ich noch hier sein kann, bevor es zu diesen wahrscheinlich einschneidenden Veränderungen kommt, und dass ich mir das in Ruhe anschauen kann.
In Palenque
Aber den ersten Tag in Palenque nutze ich für Organisatorisches und zum Kennenlernen des kleinen Ortes.
Früh am Morgen mache ich mich zunächst auf die Suche nach etwas Leckerem zu essen und werde im Café Jade fündig.
Nicht das billigste Café, aber sehr lecker.
Gestärkt setze ich meinen Rundgang fort, der immer wieder von kleinen Regenschauern unterbrochen wird.
Palenque selbst hat jetzt nicht sooo viel zu bieten, aber das bisschen, was es hat, ist ganz nett anzuschauen. Hier kann man schon mal einen Tag chillo abhängen.
Während meines Rundgangs erledige ich, wie gesagt, auch Organisatorisches und kaufe mir ein Ticket für den Shuttle nach Guatemala. Nach Flores, um genau zu sein. Das ist in der Nähe der berühmten Maya-Ruinen von Tikal.
Ja, schon wieder Maya-Ruinen, aber das werden dann wohl für eine Weile die letzten Ruinen sein, die ich sehen werde. Vielleicht sogar die allerletzten auf dieser Reise, denn später werden es eher Inka-Ruinen sein, oder?
Wie auch immer, irgendwann geht dieser Tag zu Ende und ich freue mich nun auf Morgen und auf den Besuch der hiesigen Ruinen.
Karma is a bitch
Am nächsten Tag stehe ich früh auf und mache mich auf den Weg zu einem veganen/vegetarischen Restaurant, das ich gestern noch entdeckt habe und heute zum Frühstück ausprobieren möchte.
Anmerkung: So tragen viele Frauen in Mexiko ihre Kleinkinder und Babys auf dem Rücken. Wow!
Der Betreiber ist ein noch recht junger Amerikaner, zusammen mit seiner Frau, die Mexikanerin ist. Wir unterhalten uns nett und das Essen ist auch recht lecker.
Der Name ist Palenque Organico und es ist eher ein Bioladen mit angeschlossenem Bistro. Kann ich aber empfehlen. Nette Leute und gutes Essen.
Da der Laden direkt an der Straße liegt, fast am Ortsausgang von Palenque, dort wo es zu den Maya-Ruinen geht, muss ich mich anschließend nur noch an die Straße stellen und warten.
Die Sonne scheint, aber es ist nicht zu heiß. Optimales Wetter für eine historische Expedition. Was kann da schon schief gehen? Life is good!
Oh Boy! Karma is a bitch!
Nach ca. 5 Minuten kommt eines der vielen Colectivos vorbei und ich steige ein. Auf dem Weg zu den Ruinen steigen nach und nach immer mehr Leute aus, denn an der Straße liegen zahlreiche Hotels und kleine Siedlungen. Scheinbar will niemand zu den Ruinen, außer mir.
Schließlich sitze ich allein im Colectivo. Nach kurzer Fahrt hält der Fahrer an und zeigt auf ein großes Gebäude auf der rechten Seite. Hier muss ich die Tickets kaufen und dann kann man den Rest des Weges zu den Ruinen entweder mit dem Colectivo fahren oder durch den Dschungel laufen.
Natürlich will ich durch den Dschungel laufen. Also steige ich aus und bezahle den Fahrer.
Dann gehe ich zum Ticketschalter und hole mir meine Eintrittskarte. Wie üblich wieder zweigeteilt, einmal für den sogenannten Archäologischen Park (104 MXN, ~5,55 EUR) und einmal für eine Federal Tax (90 MXN, ~4,80 EUR).
Es ist viel billiger als Chichén Itzá und Uxmal. So sollte es sein. Die eben genannten waren wirklich überteuert.
Nachdem ich meine Tickets gelöst habe, geht es ab in den Dschungel, den Pfad hinauf und natürlich mache ich erst einmal ein paar schöne Fotos von diesem Meer aus Grün.
NEEEIIIN! Ich meine, ich will Fotos machen, aber wo ist meine Kamera?
Es läuft mir eiskalt den Rücken runter. Kennt ihr dieses Gefühl, diesen Bruchteil einer Sekunde in dem man realisiert, dass man aber mal so richtig Mist gebaut hat? Das hatte ich von einer Sekunde auf die andere. Mir war sofort klar, dass ich meine Pentax im Colectivo vergessen habe.
Ich reiße mir zwar obligatorisch den Rucksack vom Rücken und durchsuche alles dreimal. Aber nichts. Die Kamera ist nicht im Rucksack.
Während ich das tue, drehe ich mich schon um und renne fast zurück zum Eingang des Ticketschalters. Eine Minichance in mir will es nicht wahrhaben und hofft, dass ich sie vielleicht dort liegen gelassen habe.
Aber nein. Bei dem Häuschen angekommen, suchen meine Augen alles ab und nichts. Ich frage sicherheitshalber jeden, den ich sehe, und alle scheinen aufrichtig Mitleid zu haben, können aber nicht helfen. Meine Pentax ist nicht hier.
Das Colectivo ist natürlich über alle Berge und die Chance, dass hier in Mexiko ein barmherziger Samariter die Kamera findet und sie irgendwie zu mir zurückkommt, daran glaube ich im Moment nicht. Wer weiß, wer die Kamera findet. Es muss ja nicht mal der Fahrer sein.
Ich muss kurz an Tirana denken, wo ich schon einmal meine Pentax liegen ließ. In einem Café. Als ich das damals nach 1-2 Stunden bemerkte und zurückging, konnte ich sie wieder in Empfang nehmen, weil eine gute Seele die Kamera an der Kasse abgegeben hatte. Das war so ein schöner Moment! Aber leider hilft mir diese nette Erinnerung hier nicht weiter.
Ich bin in diesem Moment wirklich verzweifelt und könnte am liebsten heulen. Meine gute Pentax. So viele Jahre hat sie mir treue Dienste geleistet. Ja, sie war teuer (~2.000 EUR), aber ich hatte viel Spaß damit und ich glaube, meine Fotos sind auch ganz gut geworden.
Tausend Gedanken gehen mir durch den Kopf und ich werde später sicher alle Colectivo-Terminals in der Stadt nach Hinweisen absuchen und mich erkundigen. Ich glaube zwar nicht, dass es etwas bringt, aber wenigstens kann ich dann sagen, dass ich alles versucht habe.
Ich werde auch den netten Herrn im Bioladen und den anderen vom Reisebüro, bei dem ich meine Reise nach Guatemala gebucht habe, fragen, was sie in dieser Situation tun würden. Vielleicht kann die Polizei helfen?
Spoiler, sie können mir nicht wirklich helfen, aber zumindest die Standorte einiger Colectivo-Terminals nennen, wo ich nachfragen kann. Bei der Idee mit der Polizei winken sie nur ab, das bringe in Mexiko nichts. Niemand bringt hier Fundsachen zur Polizei.
Und ich greife an dieser Stelle vor, die Befragung der Fahrer an den Colectivo-Terminals bringt erwartungsgemäß auch nichts. Meine Kamera bleibt bis heute verschwunden, und da ich Palenque am nächsten Tag verlasse, wird das auch so bleiben.
Argh! Ich bin manchmal so dumm! 🙁
Und an dieser Stelle kommt das Karma ins Spiel!
Denn während ich hier im Dschungel stehe und versuche, mich damit abzufinden, dass ich meine Pentax nie wiedersehen werde, erinnere ich mich plötzlich an all die Situationen, in denen ich über das Gewicht der Kamera geflucht habe und offen darüber nachgedacht habe, sie zu verkaufen, um mir etwas Leichteres anzuschaffen.
Tja, so ist das im Leben nun mal. Vielleicht hat sie gespürt, dass ich sie loswerden wollte und ist dann von selbst gegangen? Ja, komischer Gedanke, ich weiß, aber ich glaube schon an so etwas wie Karma und dass sich alles auf der Welt über kurz oder lang ausgleicht.
Hätte ich nicht so negativ gedacht, dann wäre es vielleicht gar nicht so weit gekommen? Hätte ich dann nicht vielleicht einfach besser aufgepasst? Fragen über Fragen, die einem in so einem Moment durch den Kopf schwirren.
Argh! Egal, dieses sch*** Gefühl muss ich jetzt aushalten. Ich kann es nun nicht mehr ändern.
Die Ruinen von Palenque
Also versuche ich all diese Gedanken aus meinem Kopf zu verdrängen und mache mich auf den Weg in den Dschungel.
Der Weg zu den Ruinen durch den Dschungel ist sehr schön und führt auch an einem Wasserfall vorbei. Toll!
Also unbedingt zu Fuß nach oben gehen und nicht mit dem Colectivo fahren!
Der Weg ist nicht sehr lang und so stehe ich 15 Minuten später vor dem Archäologischen Park. Das erste, was ich sehe, ist eine Baustelle. Ha ha!
Sie bauen hier ein neues großes Gebäude, in dem vielleicht einmal die neuen Kassen, ein Restaurant und Toiletten untergebracht werden. Die Toiletten sind schon fertig und ich weihe sie direkt mal ein. Sehr sauber und modern. Sehr gut!
Aber nach der Baustelle tut sich endlich ein tolles Gelände mitten im Dschungel auf, das ich jetzt erkunden werde.
Einfach nur schön, nicht wahr? Mir gefällt es hier sehr gut.
Die Ruinen sind nicht sehr weitläufig und man kann alles in einer Stunde ablaufen, wenn man sehr schnell ist, aber ich lasse mir natürlich Zeit und komme am Ende auf fast 3 Stunden, die ich zwischen den Ruinen, auf den Ruinen und in den Ruinen unterwegs bin.
Ja, 1-2 Ruinen kann man noch besteigen, aber alle anderen sind schon gesperrt. Früher waren diese auch begehbar. Und in genau 1 Ruine kann man sogar hineingehen. Nur ganz wenig, aber man kann einen Blick in 2 Räume und eine kleine Grabkammer werfen.
Hach, einfach toll. Die Ruinen von Palenque kann ich wirklich empfehlen.
Ich finde sie sogar besser bzw. interessanter als Uxmal und auf jeden Fall interessanter als Chichén Itzá. Chichén Itzá glänzt halt mit dieser pompösen Hauptpyramide, die in der Tat auch super toll anzuschauen ist. Aber daneben war es eher so la la und dann die vielen Touristen und die ganzen aufdringlichen Souvenirverkäufer. Argh!
Hier ist alles besser und viel gemütlicher. Und dann die Verbindung zwischen den Ruinen und dem Dschungel. Das ist schon toll!
Wer also Zeit und Interesse hat, kann gerne vorbeikommen.
Und sonst so?
Für mich geht es wieder zu Fuß durch den Dschungel zurück zum Ausgangspunkt an der Straße beim Kassenhäuschen.
Dort angekommen winkt mir schon ein Fahrer aus einem Colectivo, das langsam die Straße entlang fährt. Das nehme ich gleich mit, so muss ich überhaupt nicht warten. Vorher habe ich noch schnell bei den Ticketverkäufern nach meiner Kamera gefragt, aber nichts.
Eine kurze Fahrt später bin ich auch schon wieder in Palenque, wo ich, wie gesagt, mit den beiden netten Herren spreche und danach erfolglos die Colectivo-Terminals nach meiner Pentax abklappere. Aber auch hier nichts.
Nun, wie gesagt, die Kamera ist bis heute verschwunden und es besteht keine Hoffnung, sie jemals wiederzusehen. R.I.P.
Zurück in Palaneque suche ich mir noch etwas zu essen und bin dann ziemlich früh im Hostel. Zum einen muss ich morgen etwas eher aufstehen, weil es nach Guatemala geht und zum anderen war der Tag ziemlich anstrengend und ich bin echt kaputt.
Also gehe ich nach dem Duschen direkt ins Bett und weine mich in den Schlaf. Ne nur Spaß, ich habe nicht geweint. Ich habe draußen ein aufziehendes Gewitter beobachtet, das pünktlich zum Schlafengehen über die Stadt hereinbricht.
Na, das kann ja eine ganz schön unruhige Nacht werden.
CU Ingo.