Weltreise Step #131: In Vancouver, Kanada

Vancouver 2023 Titel A

:: 17.10.2023 bis 21.10.2023 – Vancouver, Kanada ::

Ich bin nur 5 Tage in Vancouver und es regnet und regnet und regnet. Glatte 2 Tage Dauerregen und der dritte Tag ist auch nicht zu gebrauchen. Kein guter Start, oder? Naja, ich nutze die Zeit und sitze gemütlich im Café vor meinem Laptop und verbringe so die Tage wenigstens im Warmen. Denn kalt ist es auch. Verdammt!

Kalt und nass ist nicht gerade meine Lieblingswetterkombination. 😉

Aber zumindest abends schaffe ich es, bei Nieselregen mit kurzen Pausen 1-2 Stunden durch Downtown zu laufen.

Vancouver Downtown

Wenn ich an meine verschiedenen Reisen zurückdenke, ist Downtown immer ein Begriff für ein meist gemütliches Stadtzentrum mit netten kleinen Straßen, hübschen Gassen und dazwischen Cafés, Restaurants und vielen Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben.

Vancouver Downtown ist leider anders und kein schöner Ort, um es gleich vorweg zu nehmen. Es gibt zwar das eine oder andere nette Café, aber das sind wahre Oasen in einer sehr tristen Welt voller Obdachloser und Junkies.

So etwas wie hier habe ich noch in keiner anderen Stadt erlebt und es kommt den Bildern, die man immer aus den USA sieht, z.B. aus San Francisco, Philadelphia oder Detroit, verdammt nahe. Kennt ihr diese Zombiebilder, wo die Leute vollgedröhnt, vornübergebeugt und mit herunterhängenden Armen stundenlang regungslos herumstehen? Wirklich schlimme Bilder.

So sieht Vancouver Downtown aus und noch viel mehr, wenn man in die berühmt-berüchtigte Hasting Street geht, wo es wirklich wie in einer Szene aus Walking Dead aussieht. Wirklich schlimm!

Und nein, ich habe dort keine Fotos gemacht. Zum einen, weil es sich nicht gehört und zum anderen, weil ich mich zeitweise nicht wirklich sicher gefühlt habe.

Bei meinen Rundgängen finde ich auch die eine oder andere benutzte Spritze offen auf dem Fußweg liegen und es macht mich immer noch wütend, wenn ich daran denke. Nicht wegen der Menschen, die sich in dieser Situation befinden, denn die sind mit sich selbst beschäftigt und lassen mich eigentlich immer in Ruhe, nein mehr wegen des Staates Kanada, der ein so „tolles und weltoffenes Image“ nach außen pflegt und dann solche Zustände zulässt.

Hypocrites! Durch und durch. Der Besuch in Vancouver hat mir ein anderes Kanada gezeigt und die Augen geöffnet. Auch so etwas, was nur möglich ist, wenn man in die Welt hinausgeht und die Dinge mit eigenen Augen sieht.

Ich verstehe auch nicht, wie es Vancouver immer wieder in solche Rankings schafft, wenn es um die lebenswertesten Städte der Welt geht. Werden solche Missstände einfach ausgeblendet, weil es ja nur einige wenige betrifft? Wobei wenige hier relativ ist, denn wir reden von Hunderten, wenn nicht Tausenden von Menschen, die in Downtown und der Hasting Street dahinvegetieren.

Ich würde gerne verstehen, wie diese Rankings zustande kommen, und den Machern sagen, dass sie sich das sonst wo hin stecken können, weil es etwas vorgaukelt, was nicht ist, und einen guten Teil der Gesellschaft auf den Status von Tieren herabstuft.

Aber es sind Menschen und sie haben Besseres verdient! Ich bin gerade wieder sehr wütend, wenn ich daran denke.

Vancouver an sich

Aber lassen wir uns nicht zu sehr von der negativen Stimmung anstecken, denn abgesehen von den genannten Hotspots scheint mir Vancouver doch ganz passabel zu sein.

Wegen des Regens kann ich zwar nur ein paar wenige andere Teile der Stadt sehen, aber was ich dort sehe, erinnert mich sehr an Perth in Westaustralien. Und es ist genauso laut. Ständig heult irgendwo eine Sirene oder jemand ist am Schreien. Warum nur? Naja, Großstadt eben, oder?

Und dann gibt es noch bestimmte Bereiche in der Stadt, die erahnen lassen, wie schön es hier sein kann, wenn die Sonne herauskommt und sich die Menschen auf der Straße oder am Strand tummeln.

Kitsilano Beach

So gehe ich am ersten Tag, an dem es nicht regnet, an den Kitsilano Beach. Baden ist zwar ohne Sonne und bei 16 Grad nicht angesagt, aber wie erwähnt kann man erahnen, wie schön es hier ist, wenn das Wetter mitspielt.

Aber bei den Temperaturen ist hier nur ein kurzer Aufenthalt möglich, und so mache ich mich zu Fuß auf den Weg in Richtung Maritimes Museum.

Heritage Harbour Marina

Draußen gibt es eine kleine Marina mit alten historischen Booten, die zum Entdecken und Bestaunen einladen.

Einige von denen sind sehr alt.

Von hier aus fährt auch eine etwas merkwürdige Fähre zu anderen Punkten in der Bucht. Eine Nussschale im wahrsten Sinne des Wortes, nicht wahr?

Mit der False Greek Ferry (Wat’n Name!) geht es dann für mich rüber nach Granville Island.

Granville Island

Diese kleine Insel scheint mir ein sehr beliebtes Ausflugsziel der Vancouverites (ich habe extra gegoogelt, wie man die Leute in Vancouver nennt) zu sein, denn erstens sind hier sehr viele Menschen unterwegs und zweitens gibt es einen tollen Markt und sehr viele Restaurants und sogar mehrere Brauereien, wenn ich mich nicht irre. Oder es ist alles eine Brauerei und die ist dafür groß. Wer weiß.

Auf jeden Fall kann man hier wunderbar durch die Markthallen schlendern und sich den Bauch mit allerlei Leckereien vollschlagen.

Dabei muss man allerdings auf die Preise achten, denn Kanada ist an sich schon teuer, aber bisher erschien mir das Essen noch recht günstig.

Hier auf dem Markt gibt es alles. Von preiswert bis teuer. Leider gehört zu letzteren auch eine Spezialität, die ich gerne probiert hätte.

Vancouver 2023 1037

Chicken Pot Pie! Wer kennt’s?

Bei uns in Ostdeutschland (ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob man das in Westdeutschland auch so nennt) gibt es das auch in etwas anderer Form und heißt Würzfleisch. Gekochtes Hühnerfleisch in einer würzigen Soße.

Früher habe ich das sehr gerne gegessen, und obwohl ich mich jetzt überwiegend vegetarisch/vegan ernähre, hätte ich hier eine Ausnahme gemacht, um den berühmten Chicken Pot Pie zu probieren.

Leider war das dermaßen überteuert (den genauen Preis habe ich leider vergessen), dass ich davon Abstand genommen habe. Für den Preis bekomme ich woanders eine komplette Mahlzeit mit Getränken. Typische Tourifalle, würde ich sagen.

Jedenfalls habe ich auf dem Markt noch andere köstliche Sachen gefunden und auch der Kaffee war hier sehr lecker. Noch eine Gemeinsamkeit mit Perth, der Kaffee schmeckt generell gut und ist recht günstig.

Ich verbringe einige Zeit auf Granville Island und stöbere auch durch die Geschäfte.

Das war schön und erinnert mich an den Markt in Freemantle/Perth. Ja, es gibt tatsächlich viele Ähnlichkeiten zwischen Vancouver und Perth.

Irgendwann geht es aber zurück. Die Tour heute hat mir wieder etwas Zuversicht gegeben, dass ich es in Vancouver irgendwie aushalten kann. 😀

Deep Cove

Den letzten Tag nutze ich, um mir in der Natur ein wenig die Beine zu vertreten. Denn mal ehrlich, eigentlich kommt man ja nicht wegen der Stadt nach Vancouver, sondern wegen der Natur, oder?

Also suche ich mir etwas in der Nähe, was man an einem Tag gut schaffen kann und wo der Ausgangspunkt mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist.

Meine Wahl fällt auf den Quarry Rock und dafür ist der Startpunkt Deep Cove.

Deep Cove ist ein netter kleiner Vorort von Vancouver und es ist schön, draußen in einem Café zu sitzen und auf die Bucht zu schauen. Mit Sonne wäre es natürlich besser, aber ich mache das Beste daraus.

Hiking zum Quarry Rock

Der Weg zum Quarry Rock ist laut Google nur 4 km lang und wird mit 1 Stunde und 10 Minuten angegeben. Easy! Es geht zwar ein bisschen bergauf und bergab, aber es ist eine Wanderung, die auch für Anfänger gut zu bewältigen ist.

Ich brauche etwa eine Stunde, mache aber viele Pausen, um Fotos zu machen oder einfach nur die Stille zu genießen. Erstaunlicherweise gibt es hier kaum Tiergeräusche, vor allem keine Vögel.

Unterwegs treffe ich auch nur wenige andere Leute, aber am Quarry Rock selbst gibt es dann doch eine kleine Ansammlung. Aber das ist nicht besonders störend.

Ich setze mich ein paar Minuten hin und genieße die Aussicht. Am liebsten hätte ich die Ruhe hier oben genossen, aber warum die Frauengruppe nebenan ausgerechnet hier und jetzt über die mentalen Herausforderungen des Studiums und der zukünftigen Bewerbung einer der Anwesenden diskutieren muss, wird mir wohl für immer ein Rätsel bleiben.

Egal, ich genieße die Aussicht und erfahre nebenbei Dinge über eine fremde Frau, die ich nie wissen wollte.

Irgendwann mache ich mich auf den Rückweg, genieße die Ruhe des Waldes und bin immer wieder begeistert von der Vielfalt und Größe der Farne hier.

Vancouver 2023 1093

Insgesamt erinnert mich die Natur hier sehr an Skandinavien. Ehrlich! Dieser Wald könnte von einer meiner Wanderungen in Schweden oder Norwegen stammen, mit der einzigen Ausnahme, dass die Farne hier wirklich viel verbreiteter und so schön groß sind. Toll!

Zurück in Deep Cove suche ich mir ein nettes Café und überlege, ob ich mich hinsetzen und chillen oder gleich weiterfahren soll.

Da die Wanderung doch recht kurz war und es erst knapp nach Mittag ist (ich bin diesmal wirklich früh gestartet), beschließe ich, gleich weiterzufahren und die Zeit zu nutzen, um ans andere Ende der Stadt zu fahren und noch ein wenig im Stanley Park herumzustöbern.

Gesagt, getan und zum Glück fährt in 10 Minuten der nächste Bus zurück. Also schnappe ich mir den Kaffee und setze mich in den wartenden Bus.

Der Stanley Park

Dann geht es einmal quer durch Vancouver bis zum anderen Ende der Stadt, was insgesamt fast eine Stunde dauert.

Am Stanley Park angekommen, steige ich aus und gehe zu Fuß weiter.

Die Bäume verfärben sich hier schon merklich, der Herbst ist in vollem Gange.

Dann komme ich an einer Stelle vorbei, wo sie so genannte Totem Poles (Marterpfahl sagt man bei uns, oder?) aufgestellt haben, die von den Ureinwohnern Kanadas stammen.

Früher, als Kind, hatte ich solche Indianer und Cowboys im Miniaturformat. Da gab es auch diese Totempfähle. Das hat mich sehr an meine Kindheit erinnert und es war interessant zu sehen, dass es das wirklich gab.

Dann laufe ich bis zum Prospect Point Lookout und genieße den beginnenden Sonnenuntergang, der leider hinter der Wolkendecke nur zu erahnen ist.

Auf dem Rückweg mache ich einen kurzen Abstecher zum Beaver Lake, aber vom See ist kaum etwas zu sehen. Eine invasive Grasart hat fast den ganzen See überwuchert und nun ist er gesperrt und soll in den nächsten Monaten davon befreit werden.

Vancouver 2023 1096

Interessant und ich hoffe, dass sie es in den Griff bekommen.

An der Bushaltestelle angekommen, warte ich mit relativ vielen Leuten auf den Bus, der erst mit großer Verspätung kommt.

Beim Einsteigen tappe ich wie gewohnt meine Compass Card ein, um den Bus legal nutzen zu können, nur um im selben Moment vom Busfahrer zu hören, dass ich wegen der Verspätung nichts bezahlen müsse.

Argh! Hätte er das nicht 5 Sekunden früher sagen können, hätte ich mir die paar Dollar gespart und müsste morgen für die Fahrt zum Flughafen nicht noch etwas aufladen.

5 Sekunden. Vielleicht 3 eher. Das hätte gereicht. Aaaaah! 🙁

Als der Bus in Bewegung ist, macht der Fahrer eine Durchsage, dass die Innenstadt wegen Demonstrationen teilweise gesperrt ist und er sich deshalb verspätet hat. Außerdem könne er nicht die übliche Route fahren und wisse auch nicht, wie weit wir kommen.

Wir kommen immerhin bis Downtown, wenn auch nicht auf der Hauptroute. Aber es dauert ewig. Ich entscheide mich, früher auszusteigen, denn zu Fuß komme ich schneller voran als mit dem Bus. Das stimmt auch, und außerdem erfahre ich so den Grund für die „Proteste“. Es sind, wie wohl zur Zeit überall auf der Welt, die Palästinenser, die ihre antisemitische Gülle über die westliche Welt auskippen müssen.

Vancouver 2023 1097

I stand with Israel! Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Und sonst so?

Vancouver lässt mich wirklich zwiegespalten zurück.

Da ist zum einen das Drecksloch Downtown und die Hasting Street, wo man wunderbar die Nachteile einer Gesellschaft sehen kann, wie sie in den USA und leider auch in Kanada gelebt wird.

Ich finde das menschenunwürdig und kann davor nicht die Augen verschließen. Auch in anderen Ländern gibt es Probleme und selbst mein geliebtes Asien ist nicht überall perfekt. Im Gegenteil, Armut ist dort in vielen Ländern leider immer noch weit verbreitet. Aber so etwas wie in Vancouver habe ich auf der Welt noch nicht gesehen und bin schockiert.

Ein so menschenunwürdiges Dasein habe ich in dieser Form und Größe noch nirgends gesehen. 🙁

Eine moderne, offene Gesellschaft darf so etwas nicht zulassen. Man kann über Deutschland oder Europa im Allgemeinen schimpfen, wie man will, weil auch hier vieles im Argen liegt, aber in diesem Punkt sind wir den Nordamerikanern weit voraus und darauf können wir ruhig auch mal stolz sein.

Auf der anderen Seite gibt es die gemütlichen Ecken in Vancouver (Deep Cove, Granville Island etc.) und vor allem die Natur rundherum. Ich konnte nur einen sehr kleinen Teil davon besuchen und erahnen, aber die Natur ist hier der Star. Deshalb kommt man hierher und das kann ich gut verstehen.

Ich selbst habe nach meinem Besuch in Vancouver erst einmal kein Bedürfnis mehr nach Kanada. Ich wüsste momentan nicht, warum ich noch einmal hierher kommen sollte. Wie gesagt, die Natur gibt es in ganz ähnlicher Form auch bei uns in Skandinavien. Ja, es ist nicht exakt das Gleiche, aber es ist verdammt nah dran.

Und wegen der Stadt Vancouver muss man sicher nicht hierher kommen. Es gibt unendlich viel interessantere und schönere Städte auf der Welt. Meine Meinung.

Da ich aber nicht mit einer so negativen Note enden möchte, habe ich mir mein persönliches Highlight in Vancouver bis zum Schluss aufgehoben.

Die Gastown Steam Clock

In Vancouver, im Stadtteil Gastown, steht eine der wenigen noch funktionierenden Uhren der Welt, die zu 100 Prozent mit Dampf betrieben wird. Ja, richtig gehört, mit Dampf. Sonst nichts.

Das ist echter Steam Punk zum Anfassen. 😀

Das Ding ist so genial. Ich komme jeden Tag hier vorbei und schaue mir die Steam Clock an. Einfach faszinierend.

Es war auch die erste Steam Clock, die jemals gebaut und aufgestellt wurde. Die zweite Steam Clock, die es je gab, steht immer noch in Otaru in Japan. Leider lag das außerhalb meiner Reiseziele, als ich in Japan war.

Die Steam Clock spielt auch jede volle Stunde eine Melodie, natürlich auch mit Dampf.

Das ist so toll und interessant. Ich würde sehr gerne einmal in eine Welt reisen, in der sich Dampf als Energie- und Antriebsquelle durchgesetzt hat. Eine richtige Steam-Punk-Welt.

Das wäre bestimmt sooo mega interessant anzuschauen. 🙂

Wie gesund das wäre, ist eine andere Frage. 😀

Auf jeden Fall ist die Steam Clock in Gastown mein persönliches Highlight in Vancouver.

Auf nach Mexiko

Morgen geht es für mich weiter nach Mexiko. Ich freue mich schon sehr darauf. Endlich wieder in der Wärme.

Wenn alles klappt, treffe ich meine beste Freundin und Travel Buddy Kasia bereits am Flughafen in Vancouver. Gemeinsam werden wir dann 5 Wochen lang Mexiko unsicher machen.

Hoffentlich gewöhne ich mich schnell daran, dass ich dann wieder den einen oder anderen Kompromiss eingehen darf. Ich bin es nicht mehr gewohnt, mit jemandem zu reisen, Dinge auszudiskutieren und nicht nur mein Ding zu machen.

Aber das wird schon und ich freue mich auf dieses gemeinsame Erlebnis. Unser erstes Ziel ist Oaxaca im Süden Mexikos, wo wir eine ganze Woche bleiben und den Dia Del Los Muertos feiern werden.

Kasia hat am 1. November Geburtstag, also genau am Dia Del Los Muertos, und das soll und wird ein ganz besonderer Tag werden.

CU Ingo.


Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen