:: 16.10.2023 – Von Seoul nach Vancouver ::
Ob ich will oder nicht, nun heißt es leider endgültig Abschied nehmen von Asien. Heute fliege ich von Seoul nach Vancouver und werde dabei auch die sagenhafte Datumsgrenze überqueren. Das heißt, ich werde in der Zukunft starten und in der Vergangenheit landen und das ganz ohne Fluxkompensator. Das wird bestimmt spannend!
Aber bevor ich zu dem Thema Datumsgrenze komme, geht es erst mal mit Sack und Pack los Richtung Flughafen.
Zum Flughafen
Ich habe noch etwas Zeit, da ich meinen Flug wie gewohnt auf den späten Nachmittag gelegt habe. Zuerst gehe ich zu Starbucks, um mir ein letztes leckeres Eiersalat-Sandwich zu gönnen, und dann weiter zu The Coffee And The Tee Leaf, denn hier schmeckt der Kaffee einfach ein wenig besser.
Zum Glück stört es in Asien nur selten jemanden, wenn man im Café etwas Mitgebrachtes verzehrt, solange man dort auch etwas kauft. Love it!
Es gibt also einen Kaffee von The Coffee And The Tee Leaf mit einem Eiersalat-Sandwich von Starbucks. Eine Traumkombination. Besser geht’s kaum.
Ich nutze die Zeit auch noch, um ein bisschen an meinem Laptop zu schreiben, aber gegen Mittag mache ich mich dann doch auf den Weg.
Am Eingang der Metro kontrolliere ich noch schnell meine Transportation Card und lade sie mit den 2.000 WON auf, die ich von dem netten niederländischen Bibellehrer bekommen habe. Ohne das Geld hätte ich mir jetzt etwas ausdenken müssen. Wahrscheinlich hätte ich etwas Kleingeld abheben müssen, was mehr Gebühren gekostet hätte als das Abheben selbst.
Mit der aufgeladenen Transportation Card gehe ich durch den Einlass und steige in die Metro ein. Ich muss 2 Stationen fahren und dann einmal in den Airport Express umsteigen. Das ist auch eine Metro, nur eine andere Linie.
Leider ist es voll, so dass ich bis zum Flughafen stehen muss. Ich bin mir jetzt nicht sicher, aber es sind bestimmt über 30 Minuten. Das nervt ein bisschen, aber was soll man machen.
Am Flughafen
Irgendwann komme ich an und kann zum Glück gleich einchecken. Ich fliege zum ersten Mal mit Air Canada und bin überrascht, wie schnell und einfach alles geht. Schon beim Online Check-in war ich positiv überrascht, wie unkompliziert das funktioniert.
Damit meine ich den gesamten Prozess des Online-Check-ins, aber auch, dass es hier überhaupt keine technischen Probleme gegeben hat. Sonst, gerade bei den Billigfliegern, nervt immer irgendwas. Entweder ist die Seite zu langsam oder sie funktioniert gar nicht mit aktivem VPN und dergleichen.
Hier bei Air Canada lief alles wie am Schnürchen und ohne Probleme. Prädikat empfehlenswert!
Bevor ich zum Gate gehe, versenke ich meine letzten WON in einem 7-Eleven-Menü. Dann geht es direkt durch die Sicherheitskontrolle und schon kann ich es mir in einer freien Ecke gemütlich machen. Natürlich habe ich mir einen Kaffee geholt und chille mit einem Podcast auf den Ohren.
Leider bekomme ich irgendwann doch noch mal Hunger, und da ich mir nicht sicher bin, ob ich auf dem Flug noch etwas Essbares zu essen bekomme (das Essen in den Flugzeugen ist manchmal wirklich ungenießbar), muss ich mir eine Kleinigkeit besorgen.
Leider ist hier alles sehr teuer, also entscheide ich mich für Fast Food und probiere zum ersten Mal in meinem Leben Taco Bell. Es gibt ein Menü aus Tacos und Buritto. Das wird dann aber auch das letzte Mal bei Taco Bell gewesen sein, denn erstens schmeckt das, was man da bekommt, nicht besonders gut und zweitens sind die Tacos und der Buritto für das Geld viel zu klein.
Na ja, wenigstens macht es ein bisschen satt. Haken wir es unter Erfahrung ab und weiter geht’s.
Kurz vor dem Boarding kaufe ich mir online noch eine eSIM für Kanada. Dafür benutze ich die App Airalo* (Code: INGO1131), die ich wirklich empfehlen kann, vor allem, wenn man nur ein paar Tage oder knapp eine Woche in einem Land ist. Dann lohnt es sich meist nicht, eine lokale SIM zu kaufen, auch wenn diese natürlich in der Regel günstiger sind.
Fun Fact: In Japan und Kanada war Airalo sogar billiger als alles, was ich als Ausländer hätte kaufen können.
Man kann bequem mit Apple Pay oder Kreditkarte bezahlen und mit jedem Einkauf bei Airalo sammelt man auch Punkte und ab einem bestimmten Level gibt es dann steigende Rabatte. Wer es mal ausprobieren möchte: Bei Anmeldung über meinen Link* (Code: INGO1131) gibt es derzeit (Stand November 2023) 3 US-Dollar Bonus für dich und mich.
Ãœber die Datumsgrenze
Das Boarding geht schnell und irgendwann hebt das Flugzeug ab. Ich bin auf dem Weg nach Kanada. Juhu!
Der Start ist gegen 18 Uhr am 16. Oktober 2023 und die Sonne geht gerade unter. Nach dem Start ist es noch eine Weile hell, aber dann wird es dunkel und die Nacht beginnt.
BTW das Essen bei Air Canada ist ganz okay, aber auch nichts Besonderes. Gut ist, dass sie nachts einen Wagen mit Wasser und kleinen Snacks zur Selbstbedienung rausstellen. So muss man nicht immer fragen und kann sich unauffällig den Bauch mit Salzbrezeln und Keksen vollschlagen. Ha ha!
Irgendwann geht dann die Sonne auf und wir sind im Anflug auf Vancouver.
Die Landung erfolgt dann gegen 11:30 Uhr. Aber nicht, wie man vermuten könnte, am nächsten Tag, also am 17. Oktober, nein, es ist immer noch der 16. Oktober 2023.
Wie geht denn das?
Ich brauchte auch eine Weile, um den Knoten aus dem Kopf zu kriegen, aber wenn man über die Datumsgrenze fliegt, wird man um einen Tag zurückversetzt. Man gewinnt quasi einen Tag. Das war auch (Achtung Spoiler) der Clou in einem meiner Lieblingsbücher von J. Verne „In 80 Tagen um die Welt“. Seit ich das als Kind gelesen habe, wollte ich immer einmal in meinem Leben die Datumsgrenze überqueren.
Denn wenn man im Uhrzeigersinn um die Welt reist, verliert man mit jeder Zeitzone eine Stunde (oder 30 Minuten, denn es gibt auch 30-Minuten-Zeitzonen, das habe ich erst in Sri Lanka gelernt) und wenn man einmal die Erde umkreist, verliert man insgesamt 24 Stunden.
Aber genau an der Datumsgrenze gewinnt man 1 ganzen Tag und das gleicht das wieder aus. Verrückt, oder?
Das bedeutet, dass ich den Sonnenuntergang am 16. Oktober 2023 zweimal erleben werde.
Wow! Mein Kopf explodiert gleich. 😀
Auf jeden Fall ein seltsames Konstrukt, diese Zeitzonen und die Datumsgrenze, aber auch ein einmaliges Erlebnis. Wer einmal im Leben ein Silvester zweimal im Jahr feiern möchte, der muss das erste Silvester in Asien feiern und dann zur richtigen Zeit nach Amerika fliegen und kann dann ein zweites Mal feiern.
So, jetzt aber genug damit zur Datumsgrenze.
In Vancouver
Der erste Weg führt wie immer zur Immigration. In Vancouver ist alles automatisiert und da ich mein eTA bereits habe und es mit meinem Pass verknüpft ist, kann ich es einfach am Automaten einscannen und werde durchgelassen.
Super easy, aber mit dem Nachteil, dass ich jetzt keinen kanadischen Stempel in meinem Pass habe. Argh!
Am Zoll muss ich nur noch ein Papier abgeben, das der Automat bei der Passkontrolle ausgedruckt hat, nachdem ich 3-4 Fragen beantwortet habe.
Auch das ist super easy. Sehr gut!
Am Gepäckband finde ich auch gleich meinen Rucksack und muss nicht warten. Schnell alles aufgesetzt und schon bin ich auf dem Weg aus dem Flughafen zum Skytrain, der mich direkt nach Downtown bringen soll.
Das macht er auch, aber vorher kaufe ich mir noch eine sogenannte Compass Card für ca. 11 EUR. Ein Teil davon ist theoretisch erstattungsfähig, aber wie das genau funktioniert, muss ich noch herausfinden. Mit der Compass Card spart man, glaube ich, 20% pro Fahrt und man muss nicht mit Bargeld rummachen. Aber ob sich das rechnet, wird sich erst am Ende zeigen. Ich hoffe es. Die 11 Euro müssen durch die 20% erst mal wieder reinkommen.
Fun Fact: Während meiner Zeit in Vancouver werde ich nicht einmal Bargeld in der Hand halten und alles mit Kreditkarte bzw. Apple Pay bezahlen. Love it!
Dann steige ich in den nächsten Skytrain und bin sofort geschockt, was für eine Klapperkiste das ist. Wenn man aus Taiwan, Japan oder Südkorea kommt, ist das wie ein technologischer Kulturschock gegenüber dem Hightech, das dort herumfährt.
Fairerweise muss man sagen, dass dieser Skytrain schon seit 2009 so fährt. Das sind immerhin 14 Jahre. Das geht also irgendwie klar.
Aber die Klapperkiste bringt mich heil in die Innenstadt und ich steige an der Waterfront Station aus. Als ich mit der Rolltreppe nach oben an die frische Luft komme, trifft mich der nächste Schlag. 16 Grad und kalter Nieselregen. WTF!
Ich habe schon gehört, dass man Vancouver auch Raincouver nennt, aber bitte nicht, wenn ich hier bin. Ich hoffe, dass die 5 Tage, die ich hier bin, doch noch etwas besser werden.
Spoiler, an 3 von 5 Tagen regnet es ununterbrochen und nur die letzten beiden Tage sind für Ausflüge und Erkundungen nutzbar. Die ersten richtigen Sonnenstrahlen, die auch mal länger als 2-3 Minuten draußen bleiben, sehe ich in Vancouver erst am Tag meiner Abreise. Funny … not!
Ich warte ein wenig und zum Glück hört der Regen bald auf und es wird etwas heller. Ich schleiche durch Downtown in Richtung Hostel und treffe direkt mal die ersten Obdachlosen und Fentanyl-Zombies am Straßenrand.
Na, das kann ja was werden. Dachte, die sind nur in der Hasting Street? Aber gut, die tun nichts, die machen nur ihr Ding. Trotzdem bleibt ein ungutes Gefühl.
Irgendwann erreiche ich das Seymour Cambie Hostel (~50,75 EUR/Nacht im 2er Dorm) und checke ein. Das geht ziemlich schnell und dann kann ich endlich meine Sachen in der Ecke verstauen. Es war ein langer Flug und ich bin sehr müde.
Aber ich muss noch einmal raus und mir Wasser kaufen. Das mache ich im nächsten 7-Eleven und nehme noch eine Zimtrolle mit. Die sind ziemlich billig und mit 2 Wasser zahle ich nur ~4,50 EUR. Das geht wirklich.
Zurück im Zimmer, das ich in der ersten Nacht zum Glück für mich allein habe, schalte ich die bereitgestellte elektrische Heizung ein, nur um festzustellen, dass sie nicht funktioniert.
Aber da ich jetzt keine Lust mehr auf Action habe, nehme ich das einfach so hin und dusche dafür lange und ausgiebig mit schön warmem Wasser. Um die Heizung kümmere ich mich morgen. Kein Problem.
Fun Fact: Das Seymour Cambie Hostel war eigentlich nicht meine erste Wahl und die 50,75 EUR/Nacht passen mir überhaupt nicht. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist eine Katastrophe und schon deshalb kann ich es nicht empfehlen. Allerdings ist mein ursprüngliches Hostel, das Samesun Hostel, vor ein paar Wochen abgebrannt und ich musste mir notgedrungen etwas anderes suchen.
Kein Scherz, es ist wirklich teilweise abgebrannt und muss jetzt renoviert werden. Zum Glück ist damals niemand zu Schaden gekommen, aber viele Leute haben z.B. ihren Flug verpasst, weil sie nach der Evakuierung nicht mehr an ihre Sachen und vor allem Pässe gekommen sind. Außerdem waren viele Pässe später durch das Löschwasser so durchnässt, dass sie nicht mehr zu gebrauchen waren.
Was für eine Scheiße, wenn es einen so trifft. Ich erinnerte mich an den Feueralarm in Perth, wo ich auch in den frühen Morgenstunden draußen stand und hoffte, dass es kein echtes Feuer war, was es zum Glück nicht war. Aber ich war damals schlau genug, meinen kleinen Rucksack mit Pässen, Kreditkarten und Laptop mitzunehmen.
Was lehrt uns das? Halte immer deinen kleinen Rucksack gepackt und bereit, falls du schnell weg musst.
Ich hatte das Samesun Hostel sehr früh gebucht, um einen guten Preis zu bekommen, da Vancouver sowieso schon extrem teuer ist, was Hostels angeht. Der Brand hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht und nun zahle ich über 50 EUR für eine gerade noch akzeptable Unterkunft. Wie gesagt, Preis-Leistungs-Verhältnis ist eine Katastrophe, aber was soll man machen?
Aber egal, es ist, wie es ist.
Mit diesen Gedanken gehe ich dann irgendwann ins Bett. Mal sehen, was ich in meiner doch recht kurzen Zeit hier in Vancouver erleben werde?
CU Ingo.