Hue war während der Nguyen Dynastie einmal Hauptstadt des Gebietes, was wir heute als Vietnam kennen. Wir machen uns dorthin auf, um die alte Kaiserstadt und die sogenannte Purple Forbidden City zu besuchen und einen weiteren Teil der vietnamesischen Kultur und Geschichte kennenzulernen.
Auf dem Weg von Hoi An nach Hue
Unsere landschaftlich spektakulärste Zugfahrt durch Vietnam, wird uns über den Wolkenpass, oder wie die Einheimischen ihn nennen den Hai Van Pass, führen.
Früh gegen 8:00 Uhr nahmen wir mit einer Taxifahrt Richtung Da Nang von Hoi An Abschied. Es war eine wunderschöne Zeit in einer Stadt voller Romantik und eines alten unberührten Geistes.
Aber jetzt geht es für uns weiter in den Norden nach Hue. Auf uns wartet ein unvergesslicher Weg voller spektakulärer Berglandschaft entlang der wunderschöner Küste und des Meeres, der Hai Van Pass.
Hai Van Pass, der auch Wolkenpass genannt wird
Der Wolkenpass bildet eine natürliche geografische und eine klimatische Grenze, also eine sogenannte Wetterscheide, zwischen Nord- und Südvietnam. Er ist ca. 20 km lang, erreicht eine Höhe von 496 Meter und führt über die Ausläufer der Truong-Sog-Berge, die bis zum Meer reichen.
Neben der Eisenbahnlinie, die tiefer gelegen ist und näher zum Meer hinführt, gibt es noch eine Straße, die weiter oben über den Berg führt. Wer sich über die Straße mit Serpentinen durchschlängelt, hat gute Chancen im Nebel und in den Wolken zu landen.
2005 wurde der Hai Van Tunnel als längster Tunnel Südostasiens eröffnet und seitdem ist auf dem Wolkenpass weniger los und es ist deutlicher ruhiger geworden. Denn durch den Tunnel ist die Fahrt um eine ganze Stunde kürzer und der Busverkehr läuft seitdem komplett über diese Route. Schnell, aber unspektakulär.
Wenn also jemand über den Pass möchte, muss er ein privates Auto bzw. Motorrad nehmen oder ein Busunternehmen finden, das extra über den Pass fährt.
Wir haben uns natürlich für die entspannte ca. 3-stündige Fahrt mit dem Zug entschieden, damit wir auch die Blicke genießen und mit malerischen Impressionen diesen Weg verewigen können.
Wir hatten auch etwas Glück mit dem Wetter. 🙂
Es war zwar nicht durchweg Sonnenschein, aber zumindest hingen wir auch nicht die ganze Zeit im sonst üblichen Nebel dort oben.
Die Ankunft in Hue
Nach ca. 3 Stunden hatten wir unseren Zielort erreicht. Wir sind in Hue angekommen.
Hier blieben wir 2 Nächte und hatten uns eine Unterkunft bei einer netten Familie ausgesucht, die einen Teil ihrer privaten Räume über Airbnb unter dem Namen Family Homestay zur Verfügung stellt. Der Gesamtpreis ohne Frühstück betrug 21,14 EUR.
Unser Ansprechpartner war der Sohn namens Trung. Er hat immer zuverlässig mit uns kommuniziert und sein Vater hat alle seine Kräfte eingesetzt, sich mit uns ein wenig auf Deutsch zu verständigen. Es ist eine sehr nette und freundliche Familie.
Das Zimmer selbst hat unsere Erwartungen, bezogen auf die Beschreibung, leider nicht erfüllt. Zu klein, zu stickig und bereits etwas abgewohnt. Dagegen war die Lage echt super, alles sehr gut zu Fuß zu erreichen.
Die Familie wohnt selbst in diesem Haus und vermieten wie gesagt zwei ihrer Zimmer.
Zur gleichen Zeit gab es noch ein super sympathisches die Welt bereisendes Pärchen aus England. Sie stammt ursprünglich aus Zimbabwe und spricht ausgezeichnet Deutsch und Englisch. Ihr Mann ist gebürtiger Brite, der noch vor einigen Jahren mit Reisen nichts am Hut hatte. Seiner Frau sei Dank hat sich das aber geändert. 🙂
Sie haben das mangelhafte Zimmer durch diesen netten Kontakt irgendwie wiedergutgemacht.
Wir sind ins Zimmer eingezogen, haben uns etwas sortiert und dann stürzten wir uns gleich in das Leben der Stadt und machten uns ein Bild von der Umgebung.
Wir haben die Straßen erkundet und die gute preiswerte Küche genossen. Wir haben uns dabei kulinarisch in weniger touristischen Lokalitäten aufgehalten. Der mal wieder überdurchschnittlich köstliche Kaffee durfte natürlich auch nicht fehlen.
Allerdings, mussten wir dann am Ende des Tages doch feststellen, dass der Tag nach unserer Verkostung beim Essen, der genussvoller Kaffeepoesie und den zahlreichen süßen Versuchungen, dann nicht mehr preiswert ausgegangen war. Sprich wir haben über unser Budget gelebt. Aber egal! 😉
Der erste Eindruck, den wir uns von der Stadt machen konnten, sie ist durchaus touristisch. Nicht ganz so wie Hoi An, aber mehr als gedacht. Vielleicht aber auch nur, weil die Stadt und das, was man Zentrum nennen könnte, selbst nicht so weitläufig und alles kompakt gebaut ist und das ganze Leben sich auf diesen Teil der Stadt konzentriert. Es ist aber nur unsere Vermutung.
Hue war auch mal Hauptstadt Vietnams
Hue ist Vietnams ehemalige Hauptstadt von 1802 bis 1945 und mit aktuell 340.000 Einwohnern eine bedeutende Großstadt am Song Huong Fluss, der auch Parfümfluss genannt wird.
Warum Parfümfluss? Woher kommt der schön klingende Name für einen Fluss?
Song Huong ist ein langsam fließender Fluss, der übersetzt etwa Fluss der Wohlgerüche, Duftfluss oder eben Parfümfluss bezeichnet wird. Die Namensdeutung enthält verschiedene Theorien. Eine davon verweist auf die Pollen und Blüten, die im Frühjahr auf dem Wasser treiben, eine andere auf die wohlriechenden Edelhölzer, die auf dem Fluss transportiert wurden.
Die Stadt liegt in einer malerischen Hügel- und Gebirgslandschaft in der Nähe des Biosphärenreservat Bach-Ma.
Hue ist heute eine Universitätsstadt mit einer guten Verkehrsanbindung mit Bahnhof, Flughafen und Anschluss an die Hauptverkehrsstraßen.
Weshalb aber die meisten Touristen und Einheimischen Besucher nach Hue kommen, es befindet sich hier die ehemalige Palastanlage der Nguyen Dynastie mit der Zitadelle und Die Verbotene Stadt (bekannt als Purple Forbidden City), die nach dem Vorbild in Peking erbaut wurde und die von 1802 bis 1945 dem vietnamesischen Kaiser als Residenz diente.
Die Anlage wurde im Vietnam Krieg während der Tet-Offensive in 1968 stark beschädigt. Jedoch werden seit einigen Jahren intensive Restaurierungsarbeiten durchgeführt und obwohl diese noch nicht weit fortgeschritten geschweige denn vollständig wiederhergestellt sind, zieht es bereits magisch die Touristen aus der weiten Welt an.
Die Verbotene Stadt
Zum frühen Morgen fast pünktlich um 7:00 Uhr haben wir das Gelände der verbotenen Stadt betreten und dass obwohl die Anlage erst um 8:00 Uhr öffnet.
Wir wurden mit großem Lächeln … oh je, die Touris kommen jetzt schon, wo wir nicht mal angefangen haben zu arbeiten und die Tickets sind noch nicht mal vorbereitet worden 😀 … begrüßt.
Wir hatten nämlich am Vorabend einen Tipp von dem netten Pärchen aus England bekommen, so zeitig wie möglich dort zu erscheinen. Und das taten wir auch.
Im kompletten Nebel betraten wir Die Verbotene Stadt und waren tatsächlich die ersten Besucher! Gast 1 und 2 stand am Eingang, nachdem wir unsere Eintrittskarten eingesteckt hatten. Cool!
Es war ein unglaubliches Gefühl, diesen mystischen Ort für bestimmt eine ganze Stunde nur für uns gehabt zu haben.
Kaum eine Menschenseele ließ sich blicken. Nur ab und zu erschienen nach und nach die Mitarbeiter sowie die Restauratoren, die sich aber schnell wieder ihren Aufgaben widmeten.
Und genauso schnell begaben wir uns auf den Weg und auf die Zeitreise ins 19. Jahrhundert.
Die Verbotene Stadt ist ein eigener kleiner Staat in einer Stadt, mit Tempeln, Beamtenwohnungen, Ziergärten und breiten und schattigen Straßen. Die Anlage wurde so gebaut, dass sich die Natur, Mensch und Bauten in einem gut harmonierenden Einklang zusammenfügten.
Die größte und äußerste Fläche ist die Zitadelle mit einer 10 x 10 km langen Mauer umgeben, die mit der Zeit durch 2 Meter dicke Steinmauern ersetzt worden ist. Der Bereich innerhalb der Zitadelle war für die Beamten bestimmt.
Dann kommt die Kaiserstadt, die von einer 2 x 2 km langen Mauer umgeben ist und die zusätzlich ein Wassergraben schützt.
Zum Schluss, im innersten Teil der Kaiserstadt erscheint der prächtige alte Kaiserpalast mit dem Thronsaal, der in den Herrscherfarben Rot und Gold ausgekleidet ist. In der Mitte der Halle befindet sich ein prächtig geschnitzter vergoldeter Thron.
Der Zugang zum innersten Teil, der sogenannten Purple Forbidden City, war nur der kaiserlichen Familie und den engsten Vertrauten vorbehalten
Obwohl die Anlage noch recht stark beschädigt ist, hauptsächlich durch den Vietnamkrieg, geben die Restauratoren alles, um die noch erhaltenen Gebäude wiederherzustellen, Teile zu erneuern und andere Teile komplett neu aufzubauen. Die zerstörerische Kraft des Krieges war enorm, denn von 160 Gebäuden sind nur noch 10 größere Gebiete übriggeblieben.
Die Stadt wurde 1993 auf die Liste der UNSECO Weltkulturerbe aufgenommen. Dies zieht immer mehr Besucher an und spült dadurch auch Geld in die Kassen, um die weitere Restaurierung zu finanzieren.
Durch die gesamte Anlage begleitet die Besucher authentisches Bildmaterial aus der Herrschaftszeit der Nguyen Dynastie, speziell aus den späteren Zeiten der nachfolgenden Generationen bis 1945.
Fun Facts: Nguyen ist ein sehr weit verbreiteter Nachnahme in Vietnam. Vergleichbar wie Müller, Meier, Schmidt in Deutschland oder Kowalski & Nowak in Polen. Ja, es hört sich nach einem Sammelbegriff an. 😀
In die äußerste und größte Zitadelle gelingt man nur durch die 10 noch original vorhandenen Tore.
Es ist nicht möglich direkt von der großen 10 x 10 km Zitadelle in die innere Stadt zu gelangen. Die kleinere 2 x 2 km Zitadelle hat eigene Tore, durch die man die eigentliche Kaiserstadt erreichen kann.
Übrigens, pünktlich gegen 8:00 Uhr kamen die ersten Busse voller Touristen und wir erwarteten Gesellschaft. Jedoch waren wir immer noch einige Meter voraus und erst als wir uns langsam wieder Richtung Ausgang begaben, haben wir das tatsächliche Ausmaß der Touristenmenge, die wie ein Wasserfall hereinquoll, wahrgenommen.
Wir waren froh die Besichtigung und den größten Teil der Anlage in einer entspannten Atmosphäre allein und noch rechtzeitig erkundet zu haben.
Es ist auf jeden Fall unsere Empfehlung für alle Reisende, ob von Nord in den Süden oder umgekehrt, in Hue eine Station zu machen. Es reicht schon ein Tag, um die beeindruckende historische Verbotene Stadt zu besichtigen.
Es ist ein Muss für jeden, der sich für die Geschichte des Landes und insbesondere die alte Architektur interessiert. Für uns war es in beiden Aspekten erfüllend. Auch wenn der Ort sehr gut besucht wird und mittlerweile sehr touristisch ist, lasst es nicht aus!
Heute werden in der Kaiserstadt einige Gebäude auch zweckmäßig genutzt. In der früheren königlichen Schatzkammer befindet sich heute zum Beispiel eine Kunsthochschule. Die Ruinen des To-Mieu Tempelkomplexes sind ein Teil einer Baumschule.
Unsere Tipps für die Besichtigung der Kaiserstadt in Hue:
- Der Eingang in die Kaiserstadt befindet sich südlich direkt in der Nähe des weit sichtbaren Flaggenturms
- Der Eintrittspreis beträgt 150.000 VDN, ca. 10,50 EUR (Stand März 2018)
- Kommt so früh wie möglich, auf jeden Fall vor 8:00 Uhr, die Tore öffnen bereits 7:00 Uhr!
- Die Informationstafeln sind in englischer Sprache vorhanden
- Unbedingt mehrere Stunden für die Besichtigung einplanen
Ein entspannter Nachmittag in Hue
Nach dem gelungenen kulturellen Erlebnis haben wir uns zum Nachmittag in die Stadt begeben und sind in das tägliche Leben der Bewohner eingetaucht. Wir haben, wie meistens, lecker gegessen und köstlichen Kaffee genossen. Wir sind hauptsächlich außerhalb der touristischen Straßen gelaufen, was sehr angenehm war, wobei die Stadt ist ziemlich kompakt gebaut.
In Hue haben wir 2 Nächte verbracht und eigentlich war es ausreichend.
Jedoch bereuen wir, das Grabmal und Mausoleum des Kaisers Khai Dinh nicht besucht zu haben. Wir haben leider erst hinterher davon erfahren und wenn man den Berichten und Bildern glauben darf, ist es eine absolute Pflicht diesen Ort, der ca. 7 km vom Stadtzentrum entfernt zu finden ist, zu besuchen.
Leider haben wir es diesmal versäumt. Aber wie sagt man so schön? Vorfreude ist die schönste Freude für ein nächstes Mal. 🙂
Es gibt also einen Grund zurückzukommen.
Embroidery Art Museum of XQ Hue
Bei einem Abendspaziergang auf dem Weg in unsere Unterkunft, hörten wir plötzlich eine nach einheimischer Folklore klingende Musik und folgten dem Klang. Dadurch kamen wir an einem sehr auffälligen Gebäude vorbei, was unsere Neugier sofort erweckt hat.
Schon nach dem Betreten und den ersten Schritten im Haus erkannten wir, dass es sich um ein Museum für Seidenstickerei und derer Handwerk handelt.
Selbst für nicht an Textilen Interessierte erweckt der Ort nicht nur Neugier auf mehr, sondern hinterlässt einen atemberaubenden Eindruck und Bewunderung für die Frauen, die so künstlerisch, phantasievoll und wahnsinnig kreativ mit Seide und dem Handwerk der Stickerei umgehen können.
Das ist ohne Zweifel eines der spektakulärsten und faszinierendsten Museen auf unserem Reiseweg durch Südostasien. Ob mit Seide gestickte Bilder oder andere Kunstwerke verschiedenster Art, es gibt kaum Worte, die das beschreiben können. Beim Zusehen bekommt man wirklich Gänsehaut. Ob Landschaften, Menschen oder Natur, diese Damen können aus Seide magische Stücke zaubern.
Wirklich atemberaubende und fabelhafte Kunstwerke!
Mehr zu dem Museum, gibt es hier zu lesen.
XQ Hand Embroidery beschäftigt, trainiert und unterstützt über 2.000 Frauen in ganz Vietnam. Die durch Tradition durchdrungene Arbeit beeindruckt mit ihrer Schönheit und Qualität. Die zart handgewebten Stoffe werden liebevoll und mit Leidenschaft hergestellt.
XQ Hand Embroidery setzt die Messlatte für vietnamesische Handstickerei. Diese Art von Handstickerei sind exquisite gestalteten Schnappschüsse traditioneller vietnamesischer Lebensweisen, Farben und Kultur mit aufwendiger Handwerkskunst kombiniert.
Das Museum Embroidery Art Museum of XQ Hue befindet sich in der 1 Pham Hong Thai Street (Walking Street). Eine echte Empfehlung!
Wie geht es weiter?
Jetzt geht es weiter, hoch in den Norden Vietnams. Die nächste Station ist Ninh Binh, ca. 580 km und knappe 12 Stunden Fahrt mit dem Zug von Hue entfernt.
Für die Tickets haben wir zusammen 1.160.000 VND bezahlt, also ca. 40,60 EUR.
Wir sind mal wieder mit dem Nachtzug im sogenannten Soft Sleeper gefahren. Diese sind immer für 4 Personen vorgesehen.
Aber mehr verrate ich im nächsten Artikel. Schon gespannt? Das sind wir auch!
In diesem Sinne bis zum nächsten Lesen grüßen Ingo & Katarzyna.
Danke fürs Lesen und wenn dir der Artikel gefallen hat, hinterlasse uns doch bitte eine Nachricht und teile den Artikel mit deinen Freunden auf Facebook oder in deinem Lieblingsforum. Danke!
Früher reiste man „mit dem Finger auf der Landkarte“, und heute durchs Internet.
Weiterhin viel Spass und neue Erfahrungen!
Willkommen im 21. Jahrhundert 😀 … aber schön, wenn man so etwas teilen kann und dir bzw. euch die Möglichkeit gibt, irgendwie mitzureisen. Tolle Erfindung dieses Internet 🙂 !