:: 08.08.2022 – Von Berat nach Himarë ::
Heute verlasse ich das wunderschöne Berat und ziehe weiter nach Himarë ans Meer. Eine direkte Verbindung gibt es nicht und Tickets vorher buchen geht schon gar nicht. Das wird ein Abenteuer und genau dafür sind wir doch hier, oder?
Ich frühstücke ein letztes Mal im Hostel Mangalem, packe meine Sachen und verabschiede mich von der Mama. Bert/Berti bringt mich netterweise noch zum lokalen Bus, denn mit den Bushaltestellen ist das auch so eine Sache. Diese hier liegt einfach an einer Straßenkreuzung und man erkennt sie nur daran, dass ein paar Leute rumstehen und auf etwas, also den Bus, warten.
Dann verabschiede ich mich auch von ihm. Sie waren sehr nett und hilfsbereit. Ich wünsche ihnen viel Glück weiterhin. Nicht zuletzt durch sie hat es mir in Berat insgesamt sehr gut gefallen.
Der lokale Bus bringt mich in die etwa 3 Kilometer außerhalb gelegene Bushaltestelle für die auswärtigen Busse.
Dort angekommen ruft direkt jemand Vlorë/Vlora. Das ist mein Bus. Denn es gibt keine direkte Verbindung und ich muss über dieses Städtchen fahren und dort umsteigen.
Der große Rucksack wird verstaut und den Rest packe ich auf einen freien Sitz. Wie das Handtuch auf der Strandliege. Der Platz ist also meiner.
Wir haben noch 20 Minuten bis zur Abfahrt und ich komme draußen vorm Bus mit einer belgischen Familie ins Gespräch. Sie reisen mit Absicht mit dem Bus durch Albanien, um den Kindern zu zeigen, dass es nicht nur der Pauschalurlaub mit dem Flieger sein muss.
Der größere Junge lächelt leicht gequält, versichert aber nach Rückfrage von mir, ob es Spaß macht, dass es doch nicht sooo schlecht ist.
Ich find die Idee cool und egal was die Kinder jetzt davon halten, es wird sie auf die ein oder andere Art und Weise prägen. Hoffentlich zum Guten.
Fun Fact, die Frau der Familie ist die erste Person während dieser Reise, die Dessau kennt. Sie hat irgendwas mit Landschaftsbau und teilweise Architektur studiert und kennt Berlin/Potsdam und das Bauhaus in Dessau. Sie war aber noch nie in Dessau selbst. Nach unserem Gespräch hat sie es sich fest vorgenommen. Ich sollte vom Tourismusamt in Dessau bezahlt werden.
Irgendwann geht die Fahrt los und mit kleineren Stops kommen wir ca. 2 Stunden später unaufgeregt in Vlora an.
Noch sind es 3 Kilometer bis zur Endstation.
Aber dann stoppt der Bus plötzlich und der Busfahrer fordert alle, die nach Himarë wollen, zum Aussteigen auf. Wir schauen uns fragend an. Wir sind doch noch gar nicht richtig da?
Er gibt mit Händen und Füßen zu verstehen, dass wir hier an der Kreuzung einfach warten, bis der Bus nach Himarë vorbeikommt und den sollen wir dann anhalten.
Ah okay, so funktioniert das also.
Ich steige aus und mit mir noch die Familie aus Belgien (sie wollen an einen anderen Ort, aber gleiches Prinzip) und ein Herr, wo sich gleich herausstellen wird, dass er aus Albanien kommt, aber nun schon länger in England lebt und nur zu Besuch ist.
Nun stehen wir hier an irgendeiner Kreuzung irgendwo in Vlora und warten auf einen Bus, wo niemand die Zeiten kennt, wann dieser wohin auch immer fährt. Na toll. Da braucht man Vertrauen.
Und genau das hat zu unserem Erstaunen der mit uns ausgestiegene Albaner offensichtlich nicht. Wir kommen ins Gespräch und er schimpft recht schnell über die Zuverlässigkeit seiner Landsleute. Er ist überzeugt, der Busfahrer wollte uns nur loswerden.
Nach 5 Minuten marschiert er los. Er möchte zur Bushaltestelle laufen und dort den Bus nehmen.
Die belgische Familie und ich entscheiden, einfach auf das Gute im Menschen zu vertrauen und zu hoffen, dass der Busfahrer uns die richtigen Instruktionen gegeben hat. Wir haben bisher nur gute Erfahrungen gemacht.
Und so bleibt es auch, zumindest bei mir. Der Bus nach Himarë kommt ca. 20 Minuten später und ich steige ein, nicht ohne mich vorher von der belgischen Familie zu verabschieden. Ich bin zuversichtlich, dass auch sie ihren Bus bekommen werden.
Ich ergattere den letzten freien Sitzplatz. Dieser befindet sich zum Glück diesmal am Gang und es ist okay so. Alle die nach mir zusteigen, müssen stehen. Das werden erstaunlich viele sein, wie sich noch herausstellen wird.
Die Fahrt geht über den Llogara-Pass. Eine ca. 1.000 Meter hohe Bergkette muss hier überwunden werden. Der Bus quält sich den Anstieg hoch und hält kurz vor dem Erreichen des höchsten Punktes an einem Bistro. Pause ist angesagt.
Hätte der die Pause nicht oben machen können, wo man etwas sieht und nicht an einem so ranzigen Bistro? Argh!
Nach 15 Minuten geht es weiter und dann ohne Unterbrechung über den Berg und auf der anderen Seite wieder runter. Also keine Bilder vom Llogara-Pass?
Na gut, ich möchte mir so oder so einen Roller in Himarë leihen. Dann fahre ich hier mit dem Scooter nochmal hoch. Macht eh mehr Spaß so. Mache ich die Bilder also später. Pfff.
BTW diese Bilder und das Titelbild sind dann später bei meiner Scooter-Tour entstanden.
Mit mehreren Stops und einem kleinen Drama mittendrin, weil ein spanisches Pärchen zu weit gefahren ist und jetzt mehrere Kilometer entfernt in der Pampa aussteigen muss, kommen wir in Himarë an.
Ich laufe mit meinem Gepäck zum Himara Hostel und kann erfreulicherweise direkt einen Blick auf das Meer werfen. Schönes türkisfarbenes Wasser begrüßt mich. So habe ich mir das vorgestellt. Yes!
Ich wundere mich nur, mein Hostel liegt direkt am Meer? War mir gar nicht bewusst. Dafür war es aber sehr günstig dann. Mhhh…
…okay es gibt hier ein Himara Hotel und ein Himara Downtown Hostel, aber kein Himara Hostel. Ich laufe 3x im Kreis und frage dann einfach eine freundlich ausschauende Frau. Sie erklärt mir, dass ich hier leider falsch bin. Ich muss ca. 500 Meter zurück, an der Kirche vorbei und da ist dann nochmal 500 Meter weiter auch irgendwo das von mir gesuchte Himara Hostel.
Okay. Also mit dem ganzen Gepäck umgekehrt und dorthin gelaufen. Ich schwitze bei 37 Grad leicht. Aber nur gaaanz leicht … man es läuft in Sturzbächen herunter! Aber egal, gleich bin ich da und damit ist auch eine Dusche in Reichweite.
Wem geht das noch so? Wenn ich weiß, dass ich gleich eine Dusche haben kann, dann stört mich das Schwitzen überhaupt nicht. Nur wenn ich nicht abschätzen kann, wann die nächste Dusche in Reichweite ist, empfinde ich das Schwitzen als unangenehm. Ist das seltsam oder normal? Ich entscheide mich dafür, dass es normal ist.
Endlich am richtigen Hostel angekommen, wird mir gleich mal ein Glas Wasser angeboten. Perfekt. Ich kippe es in einem Schluck hinter. Sehr aufmerksam.
Das Hostel hat einen großen Garten mit vielen Sitzmöglichkeiten und auch 2 Hängematten sehe ich. Sogar zelten kann man im Garten. Sieht sehr gemütlich aus, aber es ist auch unübersehbar, dass alles bereits ziemlich abgewohnt und teils richtiggehend runtergekommen auf mich wirkt.
Ich entdecke 2 Hunde und eine Katzenmutter mit min. 4 jungen Kätzchen. Sind die süß! Ich rieche aber auch sofort, dass es nach Katzentoilette müffelt. Ui, das könnte nervig werden.
Dann beziehe ich mein Bett in einem 8er Zimmer, welches von der Fläche maximal ein 6er Zimmer, eher ein 4er Zimmer sein dürfte. Hier ist es eng. Also so richtig eng.
Na das kann ja was werden. Gleich in den ersten 5 Minuten 2-3 Dinge entdeckt, die einen nicht sooo guten Eindruck machen. Ui! Locker bleiben.
Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass wenn es mir hier nicht gefällt, ich nur 3 Nächte gebucht habe. Dann suche ich mir halt einfach ein anderes Hostel und gut ist.
Aber all das finden wir die Tage schon noch raus. Jetzt geht es erstmal unter die Dusche.
CU Ingo.