Weltreise Step #185: In Medellín, Kolumbien

Medellin 2024 Titel

:: 17.03.2024 bis 22.03.2024 – Medellín, Kolumbien ::

Ich habe eigentlich viele Pläne für Medellín, doch die werden leider schon am ersten Tag komplett über den Haufen geworfen. Keine Ahnung warum, aber beim Aufwachen rumort es ordentlich in meinem Bauch. Oh je, ich habe ja selten eine Magenverstimmung, aber was sich hier ankündigt, fühlt sich so gar nicht gut an.

Der erste Tag in einer neuen Stadt ist normalerweise mein Planungs- und „sich einen ersten Überblick verschaffen“-Tag. Trotz meines flauen Magens mache ich mich mit meinem Laptop auf den Weg ins Juan Valdez Café von gestern, denn direkt neben den dortigen Laptop-Arbeitsplätzen befindet sich eine Toilette. So wäre ich also im Worst Case abgesichert, was die Toilette angeht.

Noch hoffe ich aber, dass es nichts ist. 😉

Also erledige ich meine Sachen vor dem Laptop und bin immer auf der Hut, ob mein Magen sich meldet, aber das tut er nicht. Er beruhigt sich sogar ein bisschen, aber ich fühle mich deswegen nicht gleich besser.

Schwieriger Start in Medellín

So packe ich kurz nach Mittag meine Sachen zusammen und gehe zurück ins Hostel. Dort lege ich mich ins Bett und schlafe schnell ein, nur um am Abend wieder mit grummelndem Magen aufzuwachen.

Aber irgendwie habe ich trotzdem Hunger. Ich nehme das als gutes Zeichen, denn wenn der Appetit noch da ist, ist es doch nicht so schlimm, oder?

Ich gehe in ein nahe gelegenes Einkaufszentrum, um mir etwas ganz Einfaches zu holen, z.B. gebratenen Reis mit Gemüse. Etwas anderes möchte ich jetzt nicht riskieren und nach dem Essen geht es direkt zurück. Solange ich nicht weiß, wo die nächste Toilette ist, möchte ich nicht einfach irgendwo stranden.

Und oh Boy, zum Glück bin ich zurückgegangen. Kaum im Hostel angekommen, geht es auch schon los und ich verbringe den Großteil des Abends und des nächsten Tages auf der Toilette. Halleluja!

Wo habe ich mir das nur eingefangen? Ich überlege und das einzige, was für mich in Frage kommt, ist der Reis und das Rührei am Abend am Busbahnhof in Cartagena, bevor ich hier nach Medellín gefahren bin. Gestern das leckere vegane Menü käme theoretisch auch in Frage, aber dafür war es zu lecker und sah zu gut aus. Naja, man steckt ja nie drin und das Aussehen ist hier nicht das ausschlaggebende Argument. Wer weiß.

Eigentlich auch egal, ich verliere so die ersten 2 Tage fast komplett und das ist noch nicht alles. Dazu aber später mehr.

Als es mir am 3. Tag etwas besser geht, kümmere ich mich als erstes um eine wichtige Sache.

Ich bekomme meine Gelbfieberimpfung

In Cartagena hatte ich ja vergeblich versucht, mir eine Gelbfieberimpfung zu organisieren, damit ich bei der Einreise nach Bolivien in ein paar Wochen keinen Stress habe, falls sie danach fragen.

Hier in Medellín gibt es auch ein Impfzentrum und die ersten 40 Impfwilligen pro Tag (bitte nagelt mich nicht auf die Zahl fest) bekommen die Impfung sogar komplett umsonst. Danach zahlt man aber auch nur 95.000 COP (~25 USD) und kommt auf jeden Fall dran. Man sollte aber etwas Zeit mitbringen, es kann ein paar Stunden dauern.

Kurz nach 8:00 Uhr fahre ich mit dem Uber zum Servicios Inmunulógicos Previnm S.A.S. Das ist ein privates medizinisches Zentrum, das aber unter anderem auch die staatlichen Impfungen anbietet. Ich hatte gelesen, dass die Gegend etwas skechy sein soll, aber jetzt bei Tageslicht fällt mir nichts Besonderes auf. Ob ich im Dunkeln durch die Gegend laufen möchte, ist eine andere Frage. Also einfach ein Uber im Hellen und alles ist gut.

Dort angekommen muss ich kurz einen Wachmann fragen, da ich es nicht direkt finde, aber er führt mich zielsicher dorthin. Es ist in einer Art kleinem Einkaufszentrum im 6. Stock. Man muss einmal den Aufzug wechseln, um nach oben zu kommen.

Am Empfang erkläre ich mein Anliegen und werde darauf hingewiesen, dass ich bezahlen müsse. Ich frage nach der kostenlosen Impfung, aber die ist angeblich schon alle. Ich kann es nicht überprüfen, aber ich habe so etwas schon erwartet.

Also willige ich in die kostenpflichtige Impfung ein und bekomme eine blaue Nummer. Ich nehme Platz und warte … ganze 2 Stunden. Irgendwann wird dann aber doch meine Nummer aufgerufen und als ich nach vorne gehe, kommt auch eine junge Frau nach vorne und … wir haben die gleiche blaue Nummer. Ha ha!

Es stellt sich aber schnell heraus, dass ich schon länger gewartet habe und deshalb zuerst dran bin. Also geht es in den Impfraum und dann wird erst einmal ein ellenlanger Fragebogen von der Krankenschwester ausgefüllt. Ach ja, den Reisepass nicht vergessen und wenn man schon ein gelbes Impfbuch hat, dann kann man das hier natürlich direkt weiter benutzen. Ansonsten bekommt man auch ohne Probleme ein neues.

Nachdem ich viele Fragen beantwortet und etwas unterschrieben habe, was ich vor lauter Spanisch aber gar nicht verstehe, bekomme ich endlich meine Gelbfieberimpfung. Ein kleiner Pieks und es ist vorbei.

Endlich! Ein Problem weniger. 🙂

Ich bedanke mich, verlasse das Zimmer und bezahle meine Rechnung.

Ziellos durch Medellín

Danach verlasse ich das Gebäude und muss mich erst einmal orientieren. Für heute habe ich mir nichts vorgenommen, außer ein bisschen herumzulaufen und dabei Medellín zu erkunden.

Da ich aber nicht gerne ziellos herumlaufe, suche ich kurz bei Googlemaps und finde etwas Interessantes.

Von der Impfstelle laufe ich zu einem kleinen Museum namens Casa de la Memoria. Es ist ein Museum, das die Kriege und bewaffneten Konflikte in Kolumbien aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Der Eintritt ist kostenlos.

Ich schaue mich ein bisschen um. Es ist interessant, aber sehr klein. Leider ist fast alles auf Spanisch.

Auf dem Weg zum Museum ist mir die futuristische Straßenbahn aufgefallen, die hier fährt. Da fällt mir ein, dass es in Medellín sogar eine moderne Metro geben soll. Nicht einmal die Hauptstadt Bogotá hat so etwas. Das kann ich mir ja mal anschauen.

Also mache ich mich nach dem Museumsbesuch auf den Weg in die Innenstadt.

Medellín ist ziemlich groß und die Stadtviertel sind teilweise sehr unterschiedlich. Während es in dem Viertel, in dem ich meine Unterkunft habe, eher ruhig und gemütlich ist, ist es hier um so hektischer. So viele Menschen, so viel Verkehr, überall versucht jemand dir etwas zu verkaufen.

Ein Chaos, was aber irgendwie funktioniert. 😉

Im Zentrum rund um den Plaza Botero herrscht dann wieder eine ganz andere Atmosphäre. Neben einigen Touristen trifft man hier aber auch erneut auf unzählige Menschen, die einem etwas verkaufen oder in ihr Restaurant lotsen wollen.

Das macht die Sache etwas nervig und vor allem wirken manche Gestalten hier nicht sehr vertrauenserweckend. So 100% locker und offen sollte man wohl nicht sein. Gedankenloses Herumlaufen könnte auch bedeuten, ohne Handy oder Portemonnaie zu enden. Zumindest sagt mir das mein Gefühl.

Ich schaue mich eine Weile um, aber schon bald suche ich nach der nächstgelegenen Metrostation. Das Stadtzentrum gefällt mir nicht so sehr, ich bevorzuge da definitiv mein Viertel, eher noch die Gegend beim Impfzentrum oder halt alles zwischen der Casa de la Memoria und dem Plaza Botero.

Mit der Metro unterwegs

An der Metrostation angekommen, muss ich erst einmal das System verstehen, wie hier bezahlt wird. Leider muss ich wieder eine Metro-Card kaufen, die ich dann aufladen kann, um auf die Plattformen der Metro zu gelangen.

Ich glaube, ich habe mittlerweile min. 20 solcher Karten aus aller Welt. 😀

Aber ich will die Metro unbedingt ausprobieren, also bezahle ich die (glaube ich) ca. 2 USD für die Metro-Card und lade dann 2 Fahrten auf. Eine Fahrt kostet ca. 1 USD, aber ich kann innerhalb einer bestimmten Zeit (ich habe leider vergessen, wie lange) so oft umsteigen, wie ich will, solange ich die Metrostation nicht verlasse. Das beinhaltet sogar einen guten Teil der städtischen Seilbahnen, was den Preis dann doch recht attraktiv macht.

Ja, hier in Medellín gibt es neben der Metro ein gut ausgebautes Seilbahnnetz. In Kombination ermöglicht es auch der ärmeren Bevölkerung, günstig und vor allem schnell von den Randgebieten der riesigen Stadt ins Zentrum zu kommen und zurück.

Das finde ich toll und diese Art der Fortbewegung nutze ich dann auch gleich, um einfach ein bisschen in der Gegend herumzufahren.

Die Metro ist wirklich modern und vor allem sauber. So etwas hatte ich zuletzt in Südkorea und der Skytrain in Vancouver zum Beispiel ist dagegen ein richtiger Oldtimer. Ehrlich gesagt habe ich so etwas in Südamerika nicht erwartet und bin positiv überrascht.

El Poblado

Ich beschließe, im Stadtteil El Poblado auszusteigen und einen Spaziergang zu machen. Laut Internet ist es ein Ausgeh- und Vergnügungsviertel und tatsächlich gibt es hier viele Cafés und Restaurants.

Leider regnet es heute immer wieder mal, so dass keine richtige Stimmung aufkommt, wenn man durch die Stadt läuft. Als der Regen etwas stärker wird, setze ich mich in ein Starbucks und trinke erstmal einen Café Americano.

Ja, Starbucks, weil die meisten Cafés aus irgendeinem Grund geschlossen haben. Ich vermute, dass hier erst ab einer bestimmten Zeit (vielleicht nach 18 Uhr oder so) der eigentliche Tagesbetrieb beginnt. Dann sind die Restaurants sicher auch voll. Jetzt ist alles leer und wie gesagt, die meisten haben geschlossen.

Als es aufhört zu regnen, gehe ich zur Metrostation und fahre den gleichen Weg zurück, den ich gekommen bin, steige aber ein paar Stationen später aus und laufe von dort zum Hostel.

Unterwegs entdecke ich ein Raw Vegan Restaurant. Interessant, das probiere ich aus.

Wow! Das Essen ist extrem lecker und preislich im normalen Rahmen. Mit Vorspeise, Hauptgericht und einem frischen ACE Juice bezahle ich ca. 12,50 EUR. Das kann man machen.

Der Laden heißt Saludpan. Ich sage Laden, weil es neben dem Restaurant auch einen kleinen Verkaufsraum gibt, in dem man einkaufen kann, und sie versprechen, dass alles Bio-Qualität hat und aus der Region kommt. Toll!

Weniger schön ist, dass ich am Abend des Tages tatsächlich wieder Magengrummeln bekomme. Offenbar war es doch noch nicht ganz vorbei und vielleicht habe ich es auch mit der Menge bei dem leckeren Essen übertrieben.

Egal was es ist, das Ergebnis bleibt dasselbe: Ich verbringe den nächsten Tag wieder komplett im Hostel und immer in der Nähe einer Toilette. Argh!

Plan B in Medellín

Eigentlich wollte ich von Medellín aus einen Ausflug nach Guatapé machen. Es soll landschaftlich sehr schön sein. Guatapé ist bekannt für den Guatapé-Felsen, von dem aus man einen tollen Blick über die Seenlandschaft hat, und für die bunte Altstadt mit ihren reliefartig verzierten Häusersockeln.

Aufgrund meiner Unpässlichkeit habe ich aber leider nicht genug Zeit dafür. Es kommt also auf meine Liste für eine eventuelle Rückkehr.

Nachdem ich mich einigermaßen erholt habe, bleiben mir nur noch zwei Tage, und so beschließe ich, stattdessen meine Erkundungstour durch Medellín fortzusetzen.

Communa 13

Am nächsten Tag fahre ich mit der Metro bis zur Endstation in Richtung Communa 13 und steige dann mit demselben Ticket in die Seilbahn um. Das ist wirklich sehr praktisch, dass das so einfach funktioniert. Leider sind die Scheiben der Gondel so staubig, dass ich keine vernünftigen Fotos machen kann, aber die Fahrt ist toll.

Man gleitet über wirklich ärmliche Viertel hinweg und kann sich förmlich vorstellen, wie die Drogenbanden hier in den engen Gassen geherrscht haben. Denn diese Gegend in und um die Communa 13 war damals die Hochburg des Kartells und eine Art Kriegsgebiet. Nicht einmal die Polizei traute sich hierher.

Heute ist alles viel friedlicher, aber es wird trotzdem davon abgeraten, als Tourist allein herumzulaufen. Besser ist es, sich einer Führung anzuschließen, wenn man hier in bestimmte Ecken schauen möchte.

Ich bin ohne Tour unterwegs, habe aber auch nur geplant, dort bei der Metrostation eine kleine Runde zu drehen.

Ein interessanter Ort, und wenn ich noch einmal hierher komme, werde ich auf jeden Fall eine Führung machen. Der Personenkult um diesen Pablo Escobar, der mir unverständlich ist, gefällt mir zwar überhaupt nicht, aber die Geschichte der Bevölkerung in dieser Zeit interessiert mich schon.

Nachdem ich mir das alles eine Weile angeschaut habe, fahre ich mit der Seilbahn und der Metro den gleichen Weg zurück. Ich steige aber ein paar Stationen früher aus und gehe zu Fuß in Richtung des Hostels.

Auf dem Weg komme ich erneut an dem leckeren Raw Vegan Restaurant vorbei. Natürlich esse ich wieder etwas. Aber diesmal bin ich vorsichtig und halte mich mit der Menge zurück.

Am Abend ist alles gut. Kein Magengrummeln. Yes! 🙂

Parque de las Esculturas del Cerro Nutibara

Am letzten Tag bleibe ich bei mir in der Gegend. Den Vormittag verbringe ich mit meinem Laptop und am Nachmittag erkunde ich einen nahegelegenen Park. Im Parque de las Esculturas del Cerro Nutibara gibt es eine Art kleines Dorf, das wohl ein wenig das kulturelle Erbe (vermutlich) Medellíns darbieten soll.

Ich bin mir nicht sicher, denn wenn ich irgendwelche Infos finde, dann sind sie nur auf Spanisch. Und ich verstehe nur die Hälfte davon. Aber das macht nichts, denn die Atmosphäre ist sehr angenehm.

Am Ende bin ich ein bisschen hin- und hergerissen. Es hat einen touristischen Touch, obwohl oben fast nur Einheimische waren. Oben deshalb, weil der Park in der Mitte einen ziemlich großen Berg hat, auf dem das kleine Dörfchen thront.

Trotz des touristischen Anstrichs fand ich wie gesagt die Atmosphäre ganz nett und habe es nicht bereut, dort gewesen zu sein. Wenn man etwas Ruhe von der Hektik der Stadt braucht, kann man gern hierher kommen.

Und sonst so?

Meine Pläne für Medellín wurden ja ziemlich über den Haufen geworfen. So eine heftige Magenverstimmung hatte ich bisher nur einmal auf meiner Reise. Das war in Indonesien und damals ausgerechnet auf dem Boot, wo ich im Komodo-Nationalpark unterwegs war. Zweimal in 2 Jahren geht schon klar, irgendwie gehört das wohl zu einer Weltreise dazu.

Somit bleiben einige Punkte auf meiner Liste offen, allen voran Guatapé. Das ist aber nicht schlimm, denn es hat mir hier sehr gut gefallen und ich möchte gern wiederkommen. Das werde ich also irgendwann nachholen.

Besonders gut hat mir gefallen, dass es in Medellín eine große Auswahl an vegetarischem und veganem Essen gibt, das wirklich günstig und lecker ist. Love it!

Dann gibt es in fast jedem Café oder auch in den Einkaufszentren Plätze, die speziell für das Arbeiten mit dem Laptop eingerichtet sind, und überall gibt es auch Co-Working-Spaces, wenn man vielleicht länger bleiben möchte und das Geld dafür hat.

Last but not least ist Medellín eine unglaublich grüne Stadt. Nicht überall, aber in wirklich vielen Ecken. Auf jeden Fall hatte ich selten so viel Schatten, wenn ich wollte. Außerdem sind die Temperaturen sehr angenehm und wie ich gelesen habe, soll es fast das ganze Jahr über zwischen 20 und 25 Grad warm sein. Das klingt doch sehr angenehm, oder?

Insgesamt hat es mir hier sehr gut gefallen, trotz meiner Magenverstimmung.

Morgen geht es am späten Abend weiter nach Villavieja. Dort in der Nähe ist die Tatacoa-Wüste. Das sah auf den Bildern interessant aus und deshalb mache ich dort einen Zwischenstopp. Ich bin echt gespannt, was mich dort erwartet.

CU Ingo.


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