Weltreise Step #5: Auf nach Ljubljana

Nach Ljubljana 2022 Titel V2

:: 18.06.2022 – Von Venedig nach Ljubljana ::

Oh wow! Das war es also schon wieder mit Italien? Was für ein geiler, aber zu kurzer Trip, denke ich mir beim Aufstehen.

Zähne putzen, etwas Wasser ins Gesicht werfen und dann alle Sachen zusammensuchen. Zum Glück ist das nicht viel, wenn man nur 2 Nächte irgendwo bleibt. Man packt dann nur das Nötigste aus.

Auch funktioniert das Zusammenpacken und anschließende in den Rucksack stopfen jetzt beim 3. Mal bereits zunehmend besser. Langsam schaltet sich mein Gehirn wieder in den Travel Mode und merkt sich wo was hingehört oder noch besser, es findet Optimierungen im Packprozess. So etwas wie eine Routine kehrt ein.

Wobei. Routine beim Reisen? Die Quadratur des Kreises. Naja egal.

11 Uhr, also schnell ausschecken, damit es keinen Stress oder ne Strafgebühr gibt. Hab etwas von 12,50 Euro extra gelesen für Late Checkout. Das wären 3 Café Americano und 3 Croissant. Bitte nicht!

Unten angekommen interessiert es keine Sau. Ich werfe meine Schlüsselkarte einfach in einen dafür vorgesehen Behälter und bin raus. Niemand würdigt mich eines Blickes.

Ich hab jetzt noch gut 3 Stunden. Was mach ich damit?

Also den großen Rucksack ab in den Luggage Room vom Hostel und dann gehe ich erstmal eine Straße weiter zur Bar und geniesse einen Café Americano und ein Croissant. Ist ja immerhin das letzte Mal in Italien. Zumindest auf absehbare Zeit.

Durch den gesparten Late Checkout könnte ich ja jetzt noch 2 Kaffee und … ich verwerfe den Gedanken.

1 Stunde später gehe ich zurück, hole meinen großen Rucksack aus dem Luggage Room und setze mich noch eine weitere Stunde in der Lobby an den Laptop und schreib an meinem Reisetagebuch.

Hinter mir tobt eine Meute an Kindern. Die Eltern weisen 1-2 Mal pro Forma darauf hin, dass sie nicht so laut sein sollen und schon fällt mit Getöse die nächste Kiste mit Spielzeug vom Tisch. Interessiert keinen. Alle reden einfach lauter.

Am lautesten ist ein wohl leicht behinderter junger Mann, der sein Handy 3 cm vor die Augen hält und mit sich selbst redet. Erst leise. Dann laut. Dann sehr laut. Dann schreit er fast.

Dann beruhigt er sich wieder.

Und dieser Spiel wiederholt sich wieder und wieder und wieder.

Oh er redet scheinbar gar nicht mit sich selbst. Er telefoniert mit jemanden? Interessant. Ich würde gern wissen, wer an der anderen Seite der Leitung ist.

Trotz der Lautstärke des jungen Mannes kann ich nicht verstehen, was er spricht. Es ist Deutsch, aber durch die Behinderung ziemlich durcheinander, abgehakt und oft falsch intoniert.

Der Geräuschteppich ist krass. Ich setze meine Noise Cancelling Kopfhörer auf, die ich mir unter anderem genau für solche Situationen zugelegt hatte, wo ich die Lautstärke um mich herum nicht kontrollieren kann, aber in Ruhe vielleicht etwas arbeiten muss.

Und es funktioniert. Die Technik ist einfach zu geil. Du setzt die Dinger auf und es wird schon so extrem leise. Wenn du dann noch eigene Musik dazu gibst, hörst du von der Außenwelt fast nichts mehr. Wahnsinn! Diese Anschaffung scheint sich mal gelohnt zu haben.

Das Noise Cancelling funktioniert so gut, dass ich erst spät bemerke, dass eine Frau neben mir steht und mit mir spricht.

Was sagt sie? Oh ja, Kopfhörer absetzen. Gute Idee.

Sie entschuldigt sich, dass der junge Mann so laut ist. Ich schlussfolgere, es ist ihr Sohn. Ich beruhige sie, dass das bei den Krach, den die Kinder hinter uns machen, keine Rolle spielt. Außerdem hab ich durch die Kopfhörer eh nichts gehört.

Sie versteht es korrekt so, wie ich es gemeint habe und erklärt mir noch, dass ihr Sohn seh- und sprachbehindert ist. Den genauen Namen der Krankheit nannte sie auch, den konnte ich mir aber nicht merken.

Sie kommen aus München und fahren jetzt zurück.

Respekt, denke ich mir. Allein mit einem behinderten Sohn zu reisen, ist sicher nicht einfach. Aber scheinbar klappt es und sie lies ihn sogar eine ganze Weile allein. Also kann es nicht so wild sein, oder?

Der junge Mann fragt mich, ob er zu laut war. Ich sag ihm, dass alles okay ist und geb ihm einen Daumen nach oben. Er lächelt und gibt mir einen Daumen nach oben zurück.

Die Beiden verlassen das Hostel und gehen zum Bahnhof.

Ich packe auch meine Sachen und gehe Richtung Busstation. Der Weg führt mich an der Bar von vorhin vorbei. Die Pizza hier sieht schon echt lecker aus, oder? Aber ich muss zum Bus.

Auf dem Handy erscheint die Nachricht, dass der Bus 30 Minuten Verspätung hat. Na dann…

Also schnell noch ein großes Stück Tomate-Mozarella-Pesto-Pizza mitgenommen, eine Ecke weiter in den Schatten gestellt und mit Genuss gegessen.

Ich lass mir Zeit und treffe ca. 15 Minuten vor der neuen Abfahrtzeit ein. Den großen Rucksack setze ich erst jetzt ab.

Moment mal. Irgendwas stimmt nicht. Da fehlt ein Schuh!

Oh nein. Oh manno. Warum fehlt da einer meiner neuen Wanderschuhe? Die hatte ich doch beide außen in das Netz gesteckt und … verdammt. Ich kann jetzt auch nicht zurück, der Bus kommt in 10 Minuten und wartet nicht auf mich, weil ja auch keiner weiß, dass ich da bin und mit will.

Ich höre hier auch grad niemanden Deutsch reden und selbst wenn, eh ich das erklärt habe und außerdem mag ich es nicht, andere mit meinen Problemen zu belästigen. Speziell Fremde.

Verdammt. In einer solchen Situation wäre eine 2. vertraute Person Gold wert. Da hätte einer auf jeden Fall nochmal zum Hostel zurückrennen können, um nach dem verschollenen Schuh zu suchen. Er kann ja nur entweder im Zimmer sein, wo ich sehr sicher bin, dass ich da alles 3 Mal kontrolliert hatte, oder er ist im Luggage Room beim Ab- und Aufsetzen verloren gegangen.

Ja so wird es sein. Der schöne, extra für die Reise neu gekaufte Wanderschuh liegt irgendwo in diesem Luggage Room im A&O Hostel in Venedig und fragt sich, was er da macht und warum ihn niemand abholt.

Nun ja, das erste echte Malheur ist halt passiert und sauer sein bringt nichts. Ist halt so und damit muss ich klar kommen. Ändern kann ich die Situation jetzt auch nicht mehr.

Ich schmolle noch 10 Minuten vor mich hin bis der Bus kommt und stürze mich dann in das obligatorische Gedränge beim Einstieg, um abschließend in einem halbleeren Bus meinen Platz einzunehmen. Halleluja!

Die Fahrt ist kurz und entspannt. Der Ausblick ist gerade auf dem Teilstück in Italien bis Triest ein Traum. Auf der einen Seite kann man wunderbar das Meer sehen.

In Triest steigen Leute zu. Ich bete, dass der Platz neben mir frei bleibt. Es klappt. Danke lieber Mann dort oben, wenn es dich gibt. Du hast einen gut.

Wir kommen mit knapp 45 Minuten Verspätung in Ljubljana an. Hier war ich schon einmal in 2021 und weiß daher, wo ich hin muss. Mein Hostel ist direkt im Bahnhof unter den Gleisen und heisst passenderweise Hostel Railway.

Einschecken, duschen und gleich nochmal raus, um etwas zum Essen zu suchen. Wobei suchen ist nicht, denn ich kenne mich ja aus und weiß genau, wo ich hin will.

Ich esse Falafel, Hummus, Babaganusch, eingelegtes saures Gemüse und Naan-Brot bei „Abi Falafel“ in der Trubarjeva cesta 40. Echt eine Empfehlung, falls jemand mal in Ljubljana ist. Sooo lecker!

Sooo lecker. Mit dem Gedanken schlafe ich dann später auch zufrieden ein. Mein Schuh-Malheur ist abgehakt.

CU Ingo.


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