Weltreise Step #193: In La Paz, Bolivien

La Paz 2024 Titel

:: 09.04.2024 bis 14.04.2024 – La Paz, Bolivien ::

La Paz ist riesig und ganz anders als alles, was ich bisher hier in Mittel- und Südamerika gesehen habe. Das macht mich neugierig und so bin ich die Tage viel unterwegs. Zum Glück kann man sich in dieser großen Stadt mit einer modernen Seilbahn sehr gut fortbewegen und muss in dieser Höhe nicht ständig die Berge rauf und runter laufen.

Man darf nicht vergessen, dass La Paz auf ca. 3.600 Metern liegt und Stadtteile wie El Alto sogar schon über 4.000 Meter. Hier ist die Luft bereits ziemlich dünn und man muss sich erst daran gewöhnen. Nach Luft schnappen wird in den ersten Tagen zur Normalität gehören.

Übrigens fällt mir auf, dass auch die Einheimischen manchmal nach Luft schnappen, wenn sie schneller unterwegs sind. Der Unterschied zwischen ihnen und mir ist, dass sie nach 20 Sekunden wieder normal atmen und ich 1-2 Minuten länger brauche. Aber ich gewöhne mich recht schnell daran und habe im Gegensatz zu vielen anderen Touristen, die mir noch so begegnen werden, kaum bis gar keine Probleme mit der dünnen Luft.

Meine Kopfschmerzen halten zwar weitere 2-3 Tage an und auch danach spürt man immer noch so einen gewissen Druck zwischen Nase und Stirn, aber man gewöhnt sich daran und es behindert einen nicht bei den normalen Aktivitäten. Irgendwann vergisst man es und merkt es erst so richtig, wenn man wieder unter 2.000 Meter ist, dass da immer so ein kleiner Druck war, der jetzt plötzlich weg ist.

Jedenfalls habe ich zum Glück nur minimale Probleme mit der Höhenkrankheit und kann mich ansonsten ganz normal bewegen und machen, was ich will. Das ist toll!

La Paz 10

Übrigens trinke ich viel Coca-Tee, der hilft und schmeckt sogar richtig gut. 🙂

Mi Teleferico

Die Fortbewegung in La Paz ist traumhaft. Es gibt hier das größte urbane Seilbahnnetz der Welt (von Österreichern gebaut und TÜV-geprüft) und man kommt mit der sogenannten Teleferico fast überall hin. Außerdem ist es billig und bis auf wenige Stoßzeiten, wenn z.B. in El Alto der große Markt zu Ende geht und alle ins Tal wollen, auch angenehm leer.

La Paz 11

So muss man fast nie warten und kommt immer voran. Langsam, denn eine Seilbahn ist etwas langsamer als zum Beispiel eine Metro, aber dafür schwebt man über der Stadt und hat die ganze Zeit einen phänomenalen Blick auf La Paz. Das kann eine Metro nur bedingt bieten oder wenn es eine U-Bahn ist, dann schon gar nicht.

So benutze ich die Seilbahn eigentlich die ganze Zeit und fahre auch mal 2-3 Stationen weiter als ich müsste, um dann einen kleinen Spaziergang in der Umgebung zu machen.

La Paz erscheint mir relativ sicher und ich habe keine Bedenken, in eine Seitenstraße abzubiegen. Zumindest tagsüber. Nachts bin ich eher nur im Zentrum unterwegs, aber ich war auch schon woanders und habe mich nie unsicher gefühlt.

Spoiler, ich fahre jede Seilbahnstrecke mindestens einmal. 😀

Das Leben auf der Straße

Was man ganz klar sagen kann, in La Paz spielt sich das Leben hauptsächlich auf der Straße ab. Der Trubel hier ist der Wahnsinn, auch wenn meine Bilder das nicht wirklich wiedergeben können.

Außerhalb des Zentrums ist der Trubel fast noch größer, da hier auch die Märkte auf der Straße aufgebaut sind und alles direkt am Straßenrand verkauft wird. Seit Asien habe ich nicht mehr so viel Spaß gehabt, einfach die Straße entlang zu gehen und das Treiben zu beobachten und auf mich wirken zu lassen.

Was mir auffällt, ist, dass die Leute, Frauen wie Männer, eher grimmig dreinschauen, solange sie nicht mit jemandem interagieren. Sobald man aber ins Gespräch kommt, wird viel gelacht oder es kommen andere Emotionen ins Spiel. Nicht immer gute, denn so oft wie ich in den Straßen von La Paz Menschen streiten höre, so oft habe ich das noch nirgendwo anders erlebt.

Zum Glück scheint das aber normal zu sein und kein Streit eskaliert in irgendeiner Form. Irgendwie geht es immer gut aus und ich glaube, das gehört einfach zum Umgangston hier, oder?

Aber vor allem wird auch viel gelacht und es gefällt mir, dass ich als Ausländer/Tourist nicht ständig angebettelt werde oder versucht wird, mir etwas aufzudrängen. In La Paz scheint mich niemand groß zu beachten, auch nicht, wenn ich in eher untouristischen Gegenden unterwegs bin. Das ist sehr angenehm!

Das Zentrum von La Paz

Ich weiß gar nicht, ob es ein richtiges Zentrum gibt, aber es gibt 2-3 Orte in La Paz, die man als solches bezeichnen könnte.

Der Plaza Morillo vielleicht?

Oder vielleicht die Gegend um den sogenannten Hexenmarkt (Mercado de las Brujas) und die schöne Straße, die dort entlangführt?

Hier kann man zumindest mal stöbern und schauen, was es so alles an skurrilen Dingen gibt. Aber bitte nicht schockiert sein, wenn man dabei getrocknete Lamababys findet. Das gehört hier leider zur Kultur, ob es einem gefällt oder nicht.

In La Paz gibt es auf jeden Fall genug zu sehen. Nur 1-2 Tage reichen dafür kaum aus und selbst die 5 vollen Tage, die ich hatte, kamen mir am Ende fast zu kurz vor. Wobei, einen dieser 5 Tage habe ich gar nicht in La Paz verbracht!

Auf der Death Road unterwegs

Einen Tag in La Paz nutze ich für einen Abstecher zur nahe gelegenen Death Road. Diese Straße hat ihren Namen von den vielen Toten, die dort bei Verkehrsunfällen oder Abstürzen ums Leben gekommen sind.

Sie verbindet La Paz mit dem ca. 80 km entfernten Caranavi und führt durch die Berge. Auf der einen Seite der Straße thront der Berg, auf der anderen Seite geht es steil in ein tiefes Tal hinab.

Ich weiß nicht, ob ich Lust hätte, mit dem Bus dort entlang zu fahren. Eher nicht, aber zum Glück gibt es seit ein paar Jahren eine neue Autobahn. Die alte Straße wird nur noch für touristische Zwecke genutzt oder von den Einheimischen in den Bergen.

Ich hatte über die Plattform findlocaltrips.com (super für Bolivien & Peru) eine Tour gebucht, um mit dem Mountainbike Down Hill zu fahren. Das heißt, man wird den Berg hochgefahren und fährt dann mit dem Bike wieder runter.

Klingt easy peasy, oder? Think twice! 😀

So traf ich mich eines Morgens früh mit anderen Verrückten zum Frühstück und fuhr dann mit dem Bus in die Berge.

Zur Probe geht es zunächst eine asphaltierte Straße hinunter, danach aber direkt auf die Death Road. Diese ist nicht asphaltiert, sondern eine richtige Schotterpiste mit teilweise recht großen Steinen.

Wer noch nie Mountainbike (speziell Down Hill) gefahren ist, wird sich anfangs schwer tun. Die Sturzgefahr ist relativ hoch, und ja, ich hab mich auch einmal hingelegt, und der Abgrund ist auch nie weit. Also immer aufpassen. Man ist zwar gut gepolstert mit Helm, Arm- und Beinschonern und über der Kleidung noch ein separater Overall, aber ein Sturz ist trotzdem nie lustig.

Aber wer ein bisschen abenteuerlustig ist und sich das zutraut, wird ein unvergessliches Erlebnis haben. Ich kann es nur weiterempfehlen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich würde es jederzeit wieder machen.

Die Aussicht ist toll und bei dem einen oder anderen Stopp hat man auch reichlich Gelegenheit, tolle Fotos zu machen. Am Ende gibt es noch Essen vom Buffet und man kann einen großen Garten besichtigen, in dem die Einheimischen ihr Obst und Gemüse anbauen.

Da entdecke ich zufällig Hunderte von Schmetterlingen, die sich in der Sonne sonnen. Wie schön!

Für die Tagestour mit Barracuda Biking habe ich übrigens 75 USD bezahlt und ein T-Shirt gab es noch obendrauf.

Weiter La Paz erkunden

Die restlichen Tage in La Paz nutze ich dann, um die Stadt weiter zu erkunden und gleichzeitig einige Dinge zu organisieren bzw. zu erledigen. So suche ich eine Wäscherei für meine Klamotten und eine Möglichkeit, mit dem Nachtbus nach Uyuni zu fahren. Dort möchte ich die größte Salzwüste der Welt, den Salar de Uyuni, besuchen.

Bei diesen Besorgungen komme ich auch in andere Stadtteile und da gibt es wieder ganz andere Dinge zu sehen.

Wie zum Beispiel der ehemalige Bahnhof von La Paz, der heute eine Art kleines Veranstaltungszentrum ist, in dem man auch essen und einkaufen kann.

Apropos Essen, es ist verrückt, aber La Paz ist wohl die einzige Hauptstadt eines Landes, in der ich bisher war, die keine großen Restaurantketten wie z.B. McDonalds oder Starbucks hat. Zuerst dachte ich, dass es so etwas hier gar nicht gibt, aber gegen Ende habe ich zumindest noch 2-3 Orte gefunden, wo es zumindest einen Burger King (z.B. im Kino) und zwei dieser kolumbianischen Kaffeehauskette Juan Valdez (eins im Einkaufszentrum und eins bei einer Seilbahnstation) gibt.

Dafür gibt es einige lokale Ketten, vor allem wo man alles rund ums Huhn bekommt. Als Ostdeutscher würde ich dazu Broilerbar sagen, aber das versteht ja wieder keiner, oder? Egal, Hähnchen kann man also überall als Fast Food essen. Als lokale Alternative für Kaffee würde ich am ehesten Alexander Coffee heranziehen.

Irgendwie verrückt, aber irgendwie auch gut! 🙂

Und natürlich fahre ich wie immer mit der Seilbahn aka Teleferico und genieße jedes Mal aufs Neue die Aussicht.

Hier z.B. die Fahrt zur Endstation in El Alto auf über 4.000 Meter mit noch viel höheren Bergen im Hintergrund.

Das macht wirklich Spaß, ist super bequem und dazu noch ziemlich günstig. Man bezahlt je nach Anzahl der Stationen, aber ich glaube, ich habe nie mehr als 2 EUR bezahlt. Meistens waren es zwischen 5 und 10 BOB, das sind ca. 0,70 bis 1,40 EUR.

Also eine coole und interessante Art, La Paz günstig zu erkunden. Spar-High-Five!

Café del Mundo

Positiv überrascht bin ich vom Essen. Nachdem ich mich durch Mittelamerika gequält habe, weil das einheimische Essen dort fast immer aus Fleisch und/oder nicht so leckerem Käse bestand, merke ich in La Paz schnell, dass es hier viel mehr Gemüse gibt.

Vor allem Quinoa und Kartoffeln sind eine große Sache und das macht mich wirklich glücklich. Zu Hause habe ich Kartoffeln nie so interessant gefunden, aber nach zwei Jahren ohne habe ich richtig Lust darauf bekommen und außerdem gibt es in Bolivien (wie auch später in Peru) so viele verschiedene Kartoffelsorten, dass es eine wahre Pracht ist.

Da erinnere ich mich daran, dass unsere europäischen Kartoffeln von hier stammen. Peru & Bolivien sind ja die Heimat der Kartoffel.

Trotzdem bin ich kein Fan davon, auf dem Markt einzukaufen und regelmäßig selbst zu kochen. Nennt mich faul, aber das ist einfach nicht mein Ding. Und so bin ich froh, als ich das Café del Mundo entdecke, denn hier gibt es alle möglichen Gerichte aus aller Welt mit einem Hauch Bolivien dabei.

Hier werde ich jeden Tag essen und mich durch die Speisekarte schlemmen. 😀

Die Auswahl an veganen und vegetarischen Gerichten ist so groß, dass ich selbst nach 5 Tagen noch nicht alles probiert habe.

Mein Favorit: Red Quinoa Porridge mit Früchten! 🙂

Auf jeden Fall wird mir das Essen in Bolivien leichter fallen und ich genieße es sehr, wieder so viel Gemüse und überhaupt Grünes zu essen.

Daneben gibt es aber auch eine erstaunlich gute Auswahl an internationalen Alternativen, z.B. indisches oder südkoreanisches Essen. Das nutze ich meistens zum Abendessen und bekomme so in La Paz sogar ein leckeres Bibimpab serviert und kann in Erinnerungen an Südkorea schwelgen. Toll!

Fiesta del Gran Poder

Während meiner Zeit in La Paz findet fast jeden Tag eine Art Prozession durch die Straßen bzw. die Stadt statt. Vor allem in der Straße in der Nähe meiner Unterkunft vergeht eigentlich kein Tag ohne eine solche Prozession.

Ich fragte meine Vermieterin und sie meinte, das seien Proben für die berühmte Fiesta del Gran Poder.

Der Name des Festes bezieht sich auf Jesus Christus, dem das Fest eigentlich gewidmet ist. Die Fiesta gilt als das größte religiöse Fest in Bolivien und der wichtigste Höhepunkt sind die Massentanzwettbewerbe für den Señor del Gran Poder, den Herrn der großen Macht, Jesus Christus. Die Tanzgruppen versuchen, die anderen Truppen zu übertreffen und dem Herrn zu gefallen. Die jährliche Veranstaltung findet Ende Mai oder Anfang Juni in La Paz statt.

Ich werde dann nicht mehr hier sein. Schade, aber so habe ich wenigstens einen kleinen Eindruck bekommen. Wenn die Proben schon so aussehen, wie wird dann erst die richtige Fiesta sein? Wow!

Und sonst so?

Ich habe viel Spaß in La Paz und genieße die Zeit, auch wenn ich zwei Tage nach meiner Tour auf der Death Road etwas angeschlagen bin. Nein, nicht die Höhenkrankheit, sondern noch etwas anderes. Aber irgendwie geht es schon.

Die Kombination aus gutem Essen, günstigen Unterkünften, bequemer Fortbewegung mit der Seilbahn und dem exotischen Treiben auf den Straßen macht La Paz für mich zu einer faszinierenden Stadt.

Ich überlege nur kurz, aber nach Panama City wäre La Paz die zweite Stadt hier auf dem amerikanischen Kontinent, in der ich mir vorstellen könnte, länger zu bleiben, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Irgendwie verrückt, oder? Das hätte ich so auch nicht erwartet.

Morgen fahre ich spät abends mit dem Nachtbus nach Uyuni. Ich fühle mich noch nicht ganz fit, aber die Vermieterin ist so nett und lässt mich das Zimmer noch den ganzen Tag nutzen, falls es mir nicht gut geht. Wow, danke!

Wir werden sehen. Auf jeden Fall bin ich gespannt, denn der größte Salzsee der Welt wartet auf mich und damit ein Bucket List Item, das schon sehr lange auf der Liste steht. Endlich ist es soweit und da lasse ich mich doch nicht von einer kleinen Unpässlichkeit ablenken, oder?

CU Ingo.


La Paz 2024 1044

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