Weltreise Step #161: Auf nach León

Auf Nach Leon 2024 Titel

:: 16.01.2024 – Von Choluteca, Honduras nach León, Nicaragua ::

Nach meinem doch recht kurzen Aufenthalt in Honduras geht es heute schon weiter ins nächste Land. Nicaragua ist an der Reihe und ich freue mich bereits sehr darauf, denn bisher haben mir andere Backpacker wirklich nur Gutes darüber erzählt. Und als Bonus soll es im Vergleich zu den anderen umliegenden Ländern auch noch sehr günstig sein.

Da bin ich als Sparfuchs natürlich Feuer und Flamme. Ha ha! 😉

Und so bin ich heute von Choluteca kommend auf dem Weg zur Grenze zwischen Honduras und Nicaragua. Nicht ahnend, dass dies eine teure Angelegenheit werden würde.

Aber der Reihe nach…

Komplikationen an Grenze

Um es direkt vorweg zu erwähnen, ich sehe keinerlei Spuren der gestrigen Blockade. Es gibt keinerlei Anzeichen an der Straße zur Grenze, dass hier gestern demonstriert wurde.

Ich überquere die Grenze in Guasaule. Die Fahrt von Choluteca dauert ungefähr 1,5 Stunden. Man kann auch über El Espino fahren, aber wenn man nach León will, ist Guasaule wohl besser, kürzer und damit hoffentlich insgesamt auch schneller.

Etwa 300 Meter vor der Grenze hält der Minivan auf einem Parkplatz. Den Rest muss ich laufen. Kein Problem, das bin ich inzwischen gewohnt.

Ungewohnt ist dagegen, dass mir ein Reiter auf dem Gehweg entgegenkommt.

Auf Nach Leon 1

Aber zumindest werd ich nicht einfach über den Haufen gerannt, denn sie biegen rechtzeitig auf die Straße ab. Verrückt!

An der Grenze muss ich kurz warten, aber wirklich nur kurz, denn für den Ausreisestempel steht zum Glück kaum jemand an. Auf der anderen Seite ist es richtig voll. Die Schlange für den Einreisestempel nach Honduras ist riesig.

Als ich an der Reihe bin, macht der Beamte seine üblichen Kontrollen, aber anstatt mich auszustempeln, geht er mit meinem Pass in ein Büro im hinteren Bereich. Dort scheint so etwas wie der Vorgesetzte oder Supervisor zu sitzen. Ich kann es nicht genau erkennen.

Als er zurückkommt, fragt er mich, warum ich erst jetzt ausreise. Ich verstehe die Frage nicht ganz, erzähle ihm aber meine übliche Geschichte, woher ich komme, wohin ich fahre und so weiter.

Dann sagt er mir, dass er das versteht, aber ich hätte schon vor 3 Tagen ausreisen müssen. Mein Visum in Honduras war nur 3 Tage gültig.

Ich bin total geschockt! Nur 3 Tage? Ich habe doch ein 90-Tage-Visum in meinem Pass?

Eine Diskussion beginnt und er zeigt mir den Stempel von der Einreise. Wir erinnern uns? Der Stempel, den ich im Vertrauen auf das 90-Tage-Visum naiverweise nicht kontrolliert hatte?

In meinem Pass befindet sich neben den Stempeln von Guatemala (90 Tage) und El Salvador (90 Tage) auch ein Stempel von Honduras, wo 3 Tage handschriftlich eingetragen wurden.

Oh, da hat die Bitch doch tatsächlich ein 3-Tage-Transitvisum für Honduras in meinen Pass handschriftlich eingetragen, obwohl ich ohne Eintrag die normalen 90 Tage gehabt hätte! Warum hat sie das gemacht?

In diesem Moment wird mir ganz komisch und ich sehe mich schon im honduranischen Gefängnis schmoren. Auweia! Hinterher kann ich darüber lachen, aber in dem Moment ist mir echt mulmig zumute. Was kommt jetzt?

Ich erkläre ihm die Situation und er scheint mir tatsächlich helfen zu wollen. Er geht wieder in das hintere Büro. Nach weiteren 5 Minuten kommt er zurück und erklärt mir, dass er nichts machen könne und ich eine Strafe zahlen müsse oder nicht ausreisen dürfe.

Die Strafe beträgt 265 Dollar und die kann ich nur bar bezahlen, sonst werde ich nicht durchgelassen. Auf meine Frage, was passiert, wenn ich nicht bezahlen kann, zuckt er nur mit den Schultern und sagt, dass es später noch teurer werden könnte.

Na toll. 265 Dollar sind kein Pappenstiel. Mit dem Geld käme ich in Nicaragua wahrscheinlich locker ein bis zwei Wochen über die Runden.

Aber ich gebe nicht gleich auf und erkläre noch einmal, dass ich ein 90-Tage-Visum habe. Was ich ja auch wirklich habe. Es ist zum Verrücktwerden.

Aus der Schlange hinter mir kommt ein Mann zum Schalter und fragt mich, was das Problem sei. Anscheinend hat er keine Geduld mehr, denn ich halte mit meiner Diskussion natürlich alles auf. Aber zum Glück ist er nicht böse auf mich und als ich ihm das Problem schildere, versucht er sogar zu helfen. Da er sehr gut Spanisch spricht (er ist Portugiese und sie sind schon lange in Zentralamerika unterwegs), versucht er auch noch einmal den Sachverhalt zu erklären.

Gemeinsam bringen wir den Beamten dazu, mit meinem Pass noch einmal in das hintere Büro zu gehen, um mit seinem Vorgesetzten zu sprechen. Es dauert wieder etwa 5 Minuten, bis er zurückkommt, aber die Entscheidung ist endgültig. Entweder ich bezahle die 265 Dollar Strafe oder ich komme nicht durch.

Ich nehme erst einmal meinen Pass zurück und gehe in eine Ecke des Warteraums, um in Ruhe nachdenken zu können. Wobei es nicht viel zu überlegen gibt, meine Optionen sind sehr begrenzt. Entweder ich bezahle oder ich muss umkehren und in die Hauptstadt von Honduras fahren und dort mit der Botschaft oder wem auch immer versuchen, eine Klärung herbeizuführen. Oder nicht in die Hauptstadt und dafür zurück an die Grenze, wo ich eingereist bin?

Aber wenn ich so darüber nachdenke, wird mir schnell klar, dass ich außer zusätzlichen Kosten und viel Zeitverlust nichts davon haben werde. Und das würde mich nur noch mehr ärgern. Also tief durchatmen und die 265 Dollar direkt abschreiben. Lehrgeld. Ich muss einfach ständig jeden Stempel im Pass kontrollieren, auch wenn ich mir sicher bin, dass alles ganz einfach und logisch ist.

Dann hole ich das Geld aus meinem Rucksack, das ich zum Glück als Reserve dabei habe. Da sind sie, meine Notfalldollar. Ich versuche mir vorzustellen, was ich gemacht hätte, wenn ich das Geld nicht dabei gehabt hätte? Wahrscheinlich hätte ich zurück in die nächste Stadt fahren müssen, um dort am Geldautomaten Geld zu holen.

Da ärgert es mich gleich wieder, dass man so eine Strafe hier nicht mit Karte bezahlen kann. Argh!

Mit dem Geld stelle ich mich wieder an und als ich an der Reihe bin, gebe ich meinen Pass mit den 265 Dollar ab. Auf Wiedersehen schönes Geld!

Dann dauert es ewig, bis die Formalitäten erledigt sind und ich endlich meinen Ausreisestempel im Pass und die Quittung für die Strafe bekomme. Denn darauf bestehe ich, eine offizielle Quittung. Wäre ja noch schöner, wenn der Typ da hinten im Büro sich das hinterher selbst in die Tasche steckt.

Gut, ich weiß nicht, ob er das so oder so nicht macht, aber die Rechnung sieht sehr offiziell aus und ich glaube eher, dass das Geld wirklich in die Staatskasse fließt. Hilft mir zwar nicht weiter, aber besser so, als es diesem Paragraphenreiter zu gönnen.

Ja, ich bin in dem Moment ziemlich sauer, aber das dauert zum Glück nur so ’ne Viertelstunde an. Dann ist der Groll verflogen und das Thema erledigt. Mit zunehmendem Alter gelingt es mir immer besser, solche Dinge, die ich sowieso nicht mehr ändern kann, nicht zu lange in mir brodeln zu lassen. Bringt ja nichts.

265 Dollar leichter überquere ich die Grenze.

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Ja, wieder ein Grenzfluss. 🙂

Die Einreise nach Nicaragua ist dann wesentlich einfacher. Ich darf wieder 3 Dollar für eine Art Bearbeitungsgebühr bezahlen und nochmal 10 Dollar für die sogenannte Touristenkarte. Die muss man bis zur Ausreise behalten und dann abgeben. Keine Ahnung, was passiert, wenn man sie verliert, aber das probiere ich lieber nicht aus.

Ich habe schon genug Strafe bezahlt. 😀

Von da an geht es schnell und dann bin ich auch schon in Nicaragua. Sicherheitshalber frage ich gleich noch einmal nach, wie lange ich im Land bleiben darf und die Antwort ist wie erwartet: Ich habe ab dem Datum des Einreisestempels in Guatemala genau 90 Tage Zeit und kann in dieser Zeit Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua beliebig bereisen.

Für eine Sekunde flackert noch einmal die Wut auf die verantwortliche Bitch bei der Einreise auf, die mir das 3-Tage-Transitvisum eingetragen hat. Der junge Mann jetzt, der mir die 265 Dollar abgeknöpft hat, kann ja nichts dafür. Da hege ich keinen Groll.

Aber wie gesagt, nur für eine Sekunde, und dann ist der Groll sofort wieder verflogen. Ich bin in Nicaragua angekommen!

Mit dem Bus nach León

Auf der nicaraguanischen Seite frage ich mich zum Bus durch. Es gibt sogar eine Art offizielle Haltestelle und ein noch leerer Bus wartet schon auf die Reisenden.

Ich suche mir einen Platz, lege meine Sachen auf den Sitz und gehe noch einmal raus, um mir etwas zu trinken und etwas zu knabbern zu holen. Eine eisgekühlte Coca-Cola (nicht wie sonst die Zero, nein, die volle Zuckerdröhnung) und eine Schoko-Vanille-Waffel. Das muss jetzt sein, nach der Aufregung.

Dass die Schokolade auf der Waffel bei der Hitze (es sind wie immer über 30 Grad) flüssig ist, ist mir egal. Ich sehe nach dem Essen aus wie ein Dreckspatz, aber es hat gut getan. Zum Glück habe ich noch Reinigungstücher dabei (immer noch Restbestände vom DM aus Deutschland und die sind sogar noch feucht) und kann mich säubern. Sehr gut!

Bis der Bus losfährt, vergehen aber locker 30 Minuten oder mehr. Zuerst geht es nach Chinandega, denn von der Grenze hier gibt es keine direkte Verbindung nach León.

Unterwegs sammle ich erste Eindrücke von Nicaragua. Innerhalb und außerhalb des Busses.

Es ist schon ein ziemliches Chaos hier, aber ich fühle mich gleich viel besser als die gesamte Zeit über in Honduras. Es ist schwer zu beschreiben, aber unbewusst fühlt es sich sicherer und freundlicher an. Aber objektiv kann ich das nicht so direkt an Beispielen festmachen. Seltsam, oder?

Auf jeden Fall dauert es mindestens 1,5 Stunden (eher 2 Stunden), bis wir in Chinandega ankommen. Der Busbahnhof dort ist ein hektischer Ort. Irgendwie laut und schmutzig. Viele Menschen wuseln herum, suchen den richtigen Bus oder verkaufen alles Mögliche.

Und dann sind da noch die Busfahrer bzw. die Ticketverkäufer, die immer wieder laut die Namen der Fahrtziele in die Gegend rufen, um die Fahrgäste anzulocken bzw. dass sie wissen, wo sie hin müssen.

Ein Chaos, aber es funktioniert. So finde auch ich mit 1-2 Fragen den richtigen Bus nach León und sichere mir einen Platz. Es ist ratsam, rechtzeitig zu kommen und möglichst an der ersten Station einzusteigen, denn die Busse hier in Nicaragua sind offensichtlich ständig überfüllt.

Und dann dauert es noch einmal 1,5 Stunden, bis ich endlich in León ankomme. Wieder an einem sehr belebten und chaotischen Busbahnhof. Scheint also normal zu sein in Nicaragua.

Erste Schritte in León

Ich versuche mich zu orientieren und werde direkt von einem jungen Mann angesprochen. Ich bitte um etwas Zeit, weil ich kurz schauen möchte, ob ich nicht zu Fuß zur Unterkunft gehen kann. Dann merke ich aber schnell, dass es doch ziemlich weit ist und ich bin schon ziemlich kaputt. Jetzt noch 4 Kilometer mit dem ganzen Gepäck laufen? Mhhh…

Der Mann steht immer noch neben mir und hat mich in der Zwischenzeit nicht bedrängt. Das finde ich toll. Also frage ich ihn, was es mich kosten würde. Ich nehme an, er hat ein Taxi? Er hat doch vorhin Taxi gesagt, oder?

Er will 5 Dollar, was ich ein bisschen viel finde. Ehrlich gesagt habe ich noch keine Ahnung, ob das in Nicaragua viel oder wenig ist, aber mein Gefühl sagt mir, dass es etwas zu viel ist. Ich biete ihm 150 NIO an, was umgerechnet knapp 3,50 Dollar sind. Da er sofort einwilligt, denke ich, dass es immer noch ein gutes Geschäft für ihn ist.

Wir sind uns also einig und ich nehme meine Sachen und gehe mit ihm zu seinem Taxi. Dort angekommen sehe ich, dass es kein Taxi ist, sondern eine Fahrrad-Rikscha. Moment, er hat doch vorhin Taxi gesagt, da bin ich mir ziemlich sicher!

Aber ich zögere nur eine Sekunde, dann denke ich mir, egal, ich bin noch nie mit einer Rikscha gefahren. Also los, es gibt immer ein erstes Mal.

Gepäck abstellen und hinsetzen. Dann geht es los. Oh je, das alte Kopfsteinpflaster hier in León ist wirklich holprig. Es dauert eine Weile, aber ich komme ein wenig später gut durchgeschüttelt im Hostel Leyendas (12,95 EUR/Nacht) an.

Zu meiner Überraschung bekomme ich ein kleines Einzelzimmer. Das hatte ich zwar gebucht, aber total vergessen und war nun auf einen 6er Schlafsaal eingestellt. Eine schöne positive Überraschung nach dem heutigen Debakel.

Aber ich mache mich gleich wieder auf den Weg. Ich bin mittlerweile sehr hungrig und möchte die letzten Sonnenstrahlen nutzen, um León noch bei Tageslicht zu sehen.

Als Ziel habe ich den einzigen Treffer aus meiner Happy Cow App. Ja, hier in León scheint es doch tatsächlich ein rein vegetarisches Restaurant zu geben.

Auf dem Weg zum Coco Calala (so heißt das vegetarische Restaurant) gönne ich mir ein Eis. Mhhh lecker.

Und dann gibt es Spagetti mit Zucchini und vegetarischer Bolognese. Sehr lecker und die Portion ist riesig. Dazu gibt es mein geliebtes Agua de Jamaica (Hibiskus-Eistee). Einfach köstlich!

Das nenne ich mal einen guten Einstand. Ich bin mir sicher, dass ich in den nächsten Tagen noch öfter ins Coco Calala kommen werde. Die Speisekarte verspricht viele leckere Sachen. Die muss ich probieren und endlich mal 100% vegetarisch ohne große Diskussionen und Experimente. Love it!

Zurück im Hostel geht es schnell unter die Dusche und dann sofort ins Bett. Ich bin total kaputt und jetzt auch noch richtig vollgefuttert.

Morgen ist ein neuer Tag. Dann werde ich in Ruhe León erkunden.

CU Ingo.


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