:: 14.12.2023 – Von Flores zum Rio Dulce ::
Rio Dulce ist ein lustiger Name, nicht wahr? Süßer Fluss. Ha ha! Ich habe den Namen zum ersten Mal gehört, als ein YouTube-Kanal, dem ich seit einigen Jahren folge, mit ihrem Segelboot dort Halt machte. Seitdem steht der Fluss im Dschungel Guatemalas, der sich teilweise malerisch zwischen hohen Felswänden hindurchschlängelt, auf meiner Liste für einen Besuch.
Dabei war ich mir gar nicht so sicher, ob ich diesen Umweg in Kauf nehmen würde. Denn ursprünglich war geplant, mal irgendwann von Belize über den Rio Dulce (Rio Dulce ist ein Fluss, aber es gibt eine Stadt am Fluss, die auch Rio Dulce heißt) nach Guatemala zu kommen. Aber da ich Belize aus Zeitgründen ausgelassen habe, war ein Abstecher hierher zum Rio Dulce eigentlich nicht mehr geplant.
Aber dann hat mir eine Deutsche, die ich im Hostel in Flores kennengelernt habe, so von dem Ort vorgeschwärmt (in Bezug auf die Natur, weniger auf die Stadt), dass ich meinen Plan geändert habe und nun doch den Umweg machen werde.
Auf zum Rio Dulce
Also mache ich mich eines Morgens auf den Weg. Und mit morgens meine ich sehr früh. 6 Uhr fährt der Bus. Es ist noch nicht mal richtig hell. Wer denkt sich solche Abfahrtszeiten aus?
Okay, fairerweise muss ich sagen, dass ich auch einen Bus um 8 Uhr hätte nehmen können, aber dann könnte es mit dem Boot in Rio Dulce (die Stadt heißt Rio Dulce, genau wie der Fluss) knapp werden. Das letzte Boot von Rio Dulce fährt nämlich schon um 14:30 Uhr den Fluss hinunter nach Livingston.
Um auf Nummer sicher zu gehen, muss ich mich halt früh aus dem Bett quälen. Lieber warte ich noch 1-2 Stunden in Rio Dulce auf das Boot, als es knapp zu verpassen.
Also stehe ich um 6 Uhr morgens wie ein Zombie am vereinbarten Treffpunkt und warte. 😀
Zum Glück kommt der Bus pünktlich und nimmt alle Backpacker mit, die nach Rio Dulce wollen. Es wird ziemlich voll und unbequem. Immerhin dauert die Fahrt für die ca. 200 Kilometer gut 4,5 Stunden und die Straße ist teilweise nicht im besten Zustand.
Und es ist auch kein richtiger Bus. Ich weiß nicht, ob es einen Bus von Flores nach Rio Dulce gibt, aber ich glaube nicht. Es ist eher eine Art Shuttle-Bus und daher etwas teurer (130 GTQ, ~15,40 EUR für die Fahrt), als ich es mir wünschen würde.
Zwischendurch gibt es den obligatorischen Pausenstopp, um zu pullern und etwas zu essen. Ich nehme ein paar Coconut Cookies und einen Kaffee. Die Kekse sind lecker, den Kaffee hätte ich mir sparen sollen. Grml!
Aber egal, die Fahrt geht weiter und irgendwann erreichen wir Rio Dulce, eine kleine, quirlige Stadt am gleichnamigen Fluss.
Mit dem Boot auf dem Rio Dulce
Der Bus hält praktischerweise direkt am Dock, wo auch die Boote einiger Touranbieter ablegen und natürlich gibt es auch einen Ticketstand. Man hat sich hier schon ganz gut auf die Touristen eingestellt.
Da der Bus sehr pünktlich war, bedeutet das für mich, dass ich hier 2-3 Stunden warten muss. Da es aber direkt am Dock ein Bistro gibt, ist das kein Problem. Ich hole mir einen Veggie Wrap, dazu Kartoffelspalten und eine Cola. Ich habe Hunger. Der Wrap ist wirklich lecker.
Dann nutze ich die freie Zeit am Laptop und so geht auch diese Zwangspause relativ schnell vorbei.
Pünktlich zur Abfahrt um 14:30 Uhr kommt ein Mann ins Bistro und fragt alle Anwesenden, wer wohin möchte. Dann packt er die ein, die auf seiner Route liegen und los geht’s.
Das ist doch mal ein guter Anfang, oder?
Mir gefällt es hier auf Anhieb richtig gut und die Vorfreude auf 5 Tage im Dschungel in der Hängematte buchstäblich abzuhängen steigt.
Und das ist noch nicht einmal die spektakulärste Seite des Rio Dulce. Denn Richtung Livingston schlängelt sich der Fluss durch eine Schlucht. Auch diese Tour werde ich in den nächsten Tagen machen.
Unterwegs halten wir immer wieder an, weil die Leute an den verschiedensten Stellen am Fluss aussteigen, wo ihre Lodges oder Hostels sind. Auch der Bootsführer erklärt immer mal wieder etwas, z.B. welche Tiere es hier zu sehen gibt. Alles sehr interessant.
Hotelido Perdido
Nach ca. 45 Minuten Fahrt komme auch ich an. Meine Unterkunft trägt den lustigen Namen Hotelido Pedido und hat neben privaten Bungalows auch einen Dorm für 8 Personen. Dort habe ich mir ein Bett für 95 GTQ/Nacht (~11,05 EUR/Nacht) gesichert. Das ist ziemlich günstig.
Der einzige Nachteil, wenn man das so sagen kann, ist, dass man hier nicht einfach herumlaufen kann, es ist Dschungel drum herum und es gibt keine Wege, außer mit dem Boot über den Fluss.
Außerdem ist man auf das Essensangebot der Lodge oder des Hostels angewiesen, was sich in meinem Fall als Volltreffer herausstellte. Wie schon im letzten Beitrag erwähnt, war der Selling Point für mich, dass bei Booking.com die Leute in den Bewertungen schrieben, wie toll die vegetarische Lasagne und die anderen vegetarischen Gerichte waren.
Denn das Hotelido Perdido hat ein rein vegetarisches Angebot. Das bedeutet, dass die Küche kein Fleisch anbietet und viele Gerichte auf Wunsch auch vegan zubereiten kann.
Preislich kommt man so auf 75 GTQ (~8,70 EUR) pro Gericht. Kein Schnäppchen, aber die Portionen sind riesig und jedes Mal frisch zubereitet. Abends wird immer in einer großen Gruppe gegessen und so kommt man super schnell mit anderen Gästen in Kontakt.
Das Hostel wird von Tim und seiner Frau geführt. Tim ist Amerikaner im Ruhestand und seine Frau kommt aus Kolumbien. Sie haben auch eine kleine Tochter. Ich habe mich viel mit ihnen unterhalten und dabei erfahren, dass sie versuchen, den Angestellten (alles Einheimische) überdurchschnittliche Löhne zu zahlen und sie durch Boni am Gewinn zu beteiligen. Das klingt toll!
Die gute Stimmung unter den Angestellten hat man auch direkt gemerkt, alle waren immer gut drauf und haben sich sichtlich Mühe gegeben.
Also ich kann das Hotelido Perdido zu 100% weiterempfehlen. 😉
Nur auf gutes Internet sollte man sich nicht verlassen. Der Empfang im Dschungel war ziemlich schlecht. Nur vorne am Steg direkt am Fluss konnte ich mit meiner SIM-Karte das Internet nutzen. Das WLAN funktioniert 90% der Zeit überhaupt nicht.
Tim hat dann für mich eine vorübergehende Alternative gefunden, damit ich wenigstens die Tage ein bisschen an den Blogs arbeiten kann, aber über diese Lösung darf ich nicht sprechen. Ha ha!
Und sonst so?
Ich bin im Dschungel und außer mit dem Kajak auf den Fluss raus zu paddeln, vielleicht mal mit dem Boot nach Livingston zu fahren und ansonsten in der Hängematte zu dösen und nichts zu tun, gibt es hier nicht viel zu machen.
Aber genau darauf freue ich mich jetzt die nächsten 5 Tage. Urlaub vom Reisen sozusagen. Der nächste Beitrag wird deswegen vielleicht etwas langweilig und das ist auch gut so!
CU Ingo.