:: 19.11.2023 bis 23.11.2023 – Mexiko-Stadt, Mexiko ::
Mexiko-Stadt also, mhhh. Ich bin ehrlich, meine Vorfreude auf diesen Moloch von Stadt hält sich in Grenzen. Zumindest erwarte ich, dass es voll, hektisch und vor allem laut wird. Außerdem ist gerade, und das haben wir nicht geplant, der Nationalfeiertag Mexikos (Tag der Revolution) und es wird noch mehr los sein als sonst. Oje!
Aber das sind nur Gedanken im Vorfeld. Sobald wir uns auf den Weg machen und mittendrin sind, überwiegt wieder die Neugier und alles andere rückt in den Hintergrund.
Der Tag vor dem Nationalfeiertag
Am Morgen des ersten Tages in Mexiko-Stadt schlafen wir lange und machen uns ausgeruht auf den Weg zum zentralen Platz. Dieser führt uns durch eine Straße, die das Alltagsleben in der mexikanischen Hauptstadt sehr gut widerspiegelt.
Es gibt viel zu beobachten. Nichts Spektakuläres, nur das normale Leben. Wir lieben es!
Hier stoßen wir auch auf einen Saftverkäufer mit seinem kleinen Stand und gönnen uns gleich eine Vitaminbombe. Frisch gepresster Orangensaft. Sehr lecker und mit nur 25 MXN (~1,30 EUR) auch noch angenehm günstig.
Hier werden wir jeden Morgen vorbeikommen und einen Saft trinken. Am ersten Tag schaut er noch etwas grimmig, der gute Herr, aber an den anderen Tagen, so scheint es mir, lächelt er jedes Mal ein bisschen mehr, wenn er uns sieht. Ha ha!
Als wir auf dem zentralen Platz ankommen und wegen der Absperrung nur außen herum gehen können, fallen uns die vielen indigenen Schamanen (ich hoffe, ich habe sie jetzt halbwegs richtig bezeichnet) auf, die auf offener Straße verschiedene Reinigungsrituale an Interessierten durchführen und wir können alles beobachten.
Sehr interessant und für uns so fremd. In der Dominikanischen Republik hatten wir einmal Kontakt mit einer Voodoo-Priesterin, was dem hier zumindest ähnlich ist. Aber es ist doch irgendwie anders und sehr fremd für unsere Augen.
Natürlich schauen wir uns auch die große Catedral Metropolitana de la Ciudad de México (was’n Name) an, sowohl von außen als auch von innen. Auf jeden Fall ein sehr beeindruckendes Bauwerk.
Der zentrale Platz, der abwechselnd mal Plaza de la Constitutión oder mal einfach nur Zócalo CDMX heißt, liegt übrigens auf alten Azteken-Ruinen, die man an einigen Stellen auch sehen kann, und natürlich gibt es auch ein Museum zu diesem Thema. Aber das lassen wir an der Stelle mal aus.
Vielmehr schlendern wir durch ein paar Querstraßen und biegen dann in Richtung des berühmten Palacio de Bellas Artes ab. Doch bevor wir dort ankommen, erwartet uns ein Highlight ganz anderer Art.
Auf halbem Weg beginnt auf einem kleinen Platz eine Art Ritualtanz einer indigenen Gruppe aus der Stadt (oder der Umgebung, da sind wir uns nicht 100%ig sicher) und natürlich bleiben wir stehen und schauen uns das ganze Spektakel an.
Wow! Ich kann es jetzt schon vorwegnehmen, für mich war es das Highlight in Mexiko-Stadt während unseres Aufenthaltes und sicher auch ein Highlight der gesamten Reise durch Mexiko. Was für ein Schauspiel!
So bunt, so laut. Voller Rhythmus und mit Trommeln, die sich immer weiter steigern, bis es in Ekstase endet und viele Teilnehmer wie in Trance ihren Tanz aufführen. Fantastisch!
Es wurde auch etwas laut gesagt, was alle mitgesprochen haben, aber leider wissen wir nicht, was es war. Ich glaube auch nicht, dass es auf Spanisch war, sondern in einer der alten indigenen Sprachen.
Auf jeden Fall war es eine großartige Erfahrung!
Davon beseelt gingen wir weiter und erreichten irgendwann den schon erwähnten Palacio de Bellas Artes. Ich selbst bin zwar nicht sehr angetan von dieser Art von Gebäuden, aber zumindest die Architektur gefällt mir.
Kasia möchte sich das Ganze auch von innen im Detail anschauen, aber (ich weiß nicht mehr warum) wir beschließen, das nicht heute, sondern erst am letzten Tag unseres Besuches in Mexiko-Stadt zu machen.
Danach schlendern wir gemütlich durch den Alameda Central Park und auch hier kann man wunderbar das alltägliche Treiben der Menschen beobachten und die lustigen und teilweise sehr skurrilen Dinge (gegrillte Schweinehaut) an den Street Food Ständen bewundern.
Wir lassen die „exotischen“ Sachen weg und nehmen ein paar Papa Locas mit Limette als Snack für zwischendurch. Schmeckt auch lecker!
Am Ende des Parks besichtigen wir noch eine Kirche und einen lokalen Flohmarkt. Pokémon-Sammelkarten scheinen auch in Mexiko ein ganz großes Ding zu sein. Verrückt, denn ich habe sie bisher in fast jedem Land meiner Weltreise in irgendeiner Form gesehen.
Irgendwann kehren wir um und gehen einen etwas anderen Weg zurück, als wir gekommen sind, um noch mehr zu sehen.
Der Tag der Revolution
Tja, was soll ich sagen, ich habe so gar keine Lust auf Trubel und außerdem muss ich unbedingt noch einen Blogbeitrag fertigstellen. Also beschließe ich, ausgerechnet heute, am Nationalfeiertag, einen Arbeitstag einzulegen.
Somit verbringe ich die meiste Zeit des Tages in einem kleinen Starbucks in einer Seitenstraße. Zum Glück hat es geöffnet, denn heute haben viele Geschäfte und anscheinend auch Cafés wegen der Feierlichkeiten geschlossen.
Aber Kasia ist unterwegs und schaut sich zumindest während der Parade auf dem Zócales CDMX um.
Scheint ja ganz schön was los gewesen zu sein, oder? Wer weiß, vielleicht habe ich etwas verpasst, aber ich hatte an dem Tag wirklich keine Lust und dann ist es auch gut so.
Am Abend machen wir noch einen kleinen Spaziergang und dann ist auch dieser Tag schon wieder vorbei.
Der Tag nach dem Nationalfeiertag
Nun beginnt schon unser letzter gemeinsamer Tag in Mexiko. Schnief! 🙁
Okay gut, morgen haben wir noch, aber da ziehen wir von unserem jetzigen Hotel in eine kleine Unterkunft in der Nähe des Flughafens um und deshalb zählt dieser Tag nicht mehr so richtig, weil wir da nicht viel unternehmen werden.
Auch heute geht es irgendwann nach dem Ausschlafen los und die erste Station ist „unser Saftmann“, wie wir ihn mittlerweile nennen. Lecker, frisch gepresster Orangensaft. Ich glaube, gestern haben wir Mandarinensaft probiert, oder?
So erfrischt spazieren wir durch die Altstadt und lassen noch einmal die Atmosphäre auf uns wirken. Wir halten jedoch Kurs auf das alte historische Postamt, dem Palacio de Correos de Mexico, denn Kasia will endlich ihre Postkarten verschicken.
Ein paar davon schleppt sie schon seit Wochen mit sich herum. 😀
Wow! Was für ein schönes altes Postamt!
Das hat einen gewissen Charme, auch wenn das lange Anstehen für die Briefmarken weniger erfreulich ist. Aber irgendwann ist auch das geschafft und Kasia kann alle ihre Postkarten frankieren.
Den Briefkasten für die Auslandspost finden wir dann auch noch und endlich sind die Karten unterwegs. Heureka!
Danach geht es noch einmal zum Palacio de Bellas Artes und heute geht Kasia endlich rein. Es gibt zwar noch ein bisschen Hin und Her wegen der Bezahlung (keine Karte, Bargeld nur in kleinen Scheinen etc.), aber irgendwann ist das geklärt und sie ist drin.
Während sie sich also im Palacio de Bellas Artes vergnügt, genieße ich einen Café Americano von Starbucks und einen Donut von 7-Eleven nebenan. Der kostet nur ein Drittel von dem bei Starbucks und schmeckt IMHO besser. Spar-High-Five!
Nachdem wir beide unsere Gelüste auf die eine oder andere Weise gestillt haben, gibt es am letzten Tag auch noch eine Premiere. Wir fahren mit der Metro durch Mexiko-Stadt!
Ich würde jetzt gerne etwas Aufregendes oder so erzählen, aber im Großen und Ganzen war es einfach eine U-Bahn wie viele andere auch. Nicht die modernste, aber auch nicht die älteste oder so. Einfach eine U-Bahn.
Aber dann gibt es doch etwas zu erzählen, und zwar ist natürlich genau auf der Strecke, die wir benutzen wollen, eine Baustelle und es gibt Schienenersatzverkehr. Eigentlich ist so etwas gerade in einer fremden Stadt ohne Ortskenntnis und mit der Sprachbarriere normalerweise ein großes Problem und manchmal richtig nervig.
Aber noch bevor ich an so etwas wie „das nervt“ denken kann, lösen sich die Probleme, die so etwas mit sich bringt, einfach Schritt für Schritt auf. An der Haltestelle, an der wir eigentlich hätten umsteigen sollen, gibt es ganz eindeutige Schilder, die den Weg zum Schienenersatzverkehr weisen.
Am Ende dieser Schilder ist eine Bushaltestelle und dort warten sehr nette Damen und Herren, die einen direkt fragen (und Englisch sprechen), wo man hin möchte und einen dann in den richtigen Bus setzen.
Wow! So einfach geht das also? Toll!
So kommen wir am Ende mit dem Bus dort an, wo wir hin wollten. Auch gut.
Wir sind einfach zum Abschluss noch in einen anderen Stadtteil gefahren, um zu sehen, wie die Atmosphäre dort ist. Bisher waren wir ja fast nur im historischen Zentrum von Mexiko-Stadt.
Hier im Stadtteil Roma Norte wohnt eher die Mittelschicht und junge Leute, die auch gerne mal ins Café gehen, um „am Laptop zu arbeiten“. Es soll hier auch viele Expats geben und so findet man vor Ort vermehrt moderne Coffee Shops etc.
Wir probieren ein Café namens Blend Station und ja, da könnte man in der Tat auch wunderbar arbeiten. Ich merke es mir mal für später.
Wir trinken hier direkt noch einen Kaffee und probieren den lecker aussehenden Kuchen. Lustigerweise bekommen wir den ganzen Rest des Kuchens, der noch da ist, obwohl das bestimmt locker jeweils 2 Stück sind, also insgesamt eher 4 Stück, oder?
Aber wir werden sicher nicht streiten, wenn sie uns das so großzügig geben wollen. 😀
Und der Kuchen ist sooo lecker! Wir sind danach total versüßt, aber der Kaffee hilft, es zu neutralisieren.
Und ja, man merkt die Unterschiede zwischen dem Stadtviertel hier und dem Zentrum, aber um wirklich etwas dazu zu sagen, waren wir zu kurz vor Ort. Eigentlich auch zu kurz in Mexiko-Stadt an sich, um einschätzen zu können, was diese Stadt ausmacht. Sie ist riesig und wir haben nur einen ganz kleinen Teil gesehen.
Was ich gesehen habe, war nicht schlecht, aber irgendwie hat es mich in der kurzen Zeit auch nicht so gepackt und meine Lust auf mehr hält sich in Grenzen. Kleinere Städte wie Oaxaca, Mazunte oder Mérida haben mich mehr angesprochen.
Irgendwann kehren wir mit dem Schienenersatzverkehr (ebenso problemlos wie auf der Hinfahrt) in unsere Unterkunft zurück und damit endet leider unsere Reise durch Mexiko.
Übrigens werden wir auf der Rückfahrt zum allerersten Mal überhaupt einfach so von Einheimischen angesprochen und dann auch noch auf Englisch. Die üblichen Fragen, wo wir herkommen, was wir hier machen und so weiter, aber es ist total überraschend, weil es in dieser Form hier bisher in Mexiko noch nicht vorgekommen ist.
Das ist toll, aber noch bevor das Gespräch richtig Fahrt aufnehmen kann, müssen wir aussteigen, denn wir haben unser Ziel erreicht. Sooo schade!
Umzug und Abschied nehmen
Bevor es morgen für Kasia leider wieder zurück nach Deutschland geht, ziehen wir noch einmal innerhalb von Mexiko-Stadt um, um näher am Flughafen zu sein. Der Flug geht recht früh am Morgen und so haben wir weniger Stress und vermeiden den ganzen Verkehr in der Innenstadt.
Für die Fahrt nehmen wir ein Uber, denn mit dem Bus oder der Metro hätten wir mehrmals umsteigen müssen und das sparen wir uns mit dem ganzen Gepäck lieber. Außerdem ist Uber in Mexiko-Stadt sehr praktisch und günstig. Warum also nicht?
Unsere neue Unterkunft ist nicht der Rede wert. Das Badezimmer ist so klein, dass man beim Duschen einen Krampf bekommt. Na ja, für zwei Nächte (ich bleibe noch eine weitere Nacht, bevor ich nach Oaxaca aufbreche) muss es wohl reichen.
Am Nachmittag machen wir einen kleinen Spaziergang durch das Viertel San Juan de Aragón und sind überrascht, ein kleines, nettes Café namens Cornelia Café zu finden, das Afogato auf der Karte hat. Das lassen wir uns nicht entgehen und trinken jeder einen Afogato.
Um ehrlich zu sein, ich habe schon besseres getrunken, aber das hier ist ganz in Ordnung. Und vor allem: Ich habe mit vielen gerechnet, aber nicht damit, dass ich heute noch so etwas vorgesetzt bekomme.
Ihr kennt doch Afogato, oder? Eine Kugel Vanilleeis mit einem Espresso darüber? Unbedingt probieren. Sehr lecker!
Leider haben wir beim Umherlaufen nichts gesehen, wo wir zu Abend essen könnten. Deshalb gehen wir abends in die andere Richtung von unserer Unterkunft. Ich weiß nicht, wie dieses Viertel heißt, aber es ist seltsam und irgendwann sagt mir mein Magen ganz deutlich, dass ich hier nicht sein möchte. Ich fühle mich unwohl und unsicher.
Ich weiß bis heute nicht genau, was es in diesem Moment war. Wahrscheinlich die kaputten Autos am Straßenrand und der Müll und alles wirkte irgendwie sehr düster, trist und verlassen. Auf jeden Fall hatte ich kein gutes Gefühl und Kasia offensichtlich auch nicht.
Und wenn wir eines auf unseren Reisen gelernt haben, dann, dass man auch auf sein Bauchgefühl hören sollte.
So beschließen wir, schnell wieder zu verschwinden und sozusagen als letzte Chance eine kleine Cafeteria fast in unmittelbarer Nähe unserer Unterkunft auszuprobieren. Oh Mann, hätten wir das doch gleich gemacht. Die Bedienung spricht sogar Englisch und freut sich richtig, sich unterhalten zu können. Und es gibt sogar vegetarische Sandwiches, die wirklich lecker sind.
Manchmal sind die besten Dinge so nah, aber man sieht sie nicht direkt. So war es auch hier. Eine dicke Empfehlung und Grüße gehen raus an die Cafetería Tumbi.
Dann geht’s ins Bett und am nächsten Morgen ganz früh raus. Mit dem Uber fahren wir zum Flughafen und Kasia kann fast direkt nach der Ankunft ihr Gepäck aufgeben.
Wir trinken noch einen Kaffee zusammen, bevor es endgültig Abschied nehmen heißt. Und natürlich sind auch ein paar Tränen geflossen.
Kasia, es war toll mit dir Mexiko zu erkunden und vor allem den Dia De Los Muertos in Oaxaca zu erleben. Danke für alles und wir sehen uns irgendwann in Leipzig wieder!
Ab jetzt bin ich wieder allein unterwegs. Allein allein, allein allein…
Und sonst so?
In Mexiko-Stadt passiert nicht mehr viel. Ich bleibe den ganzen Tag am Flughafen und arbeite ein bisschen am Laptop im Starbucks dort. Das ist einfach am bequemsten und man kann wirklich produktiv sein, wenn man will.
Am späten Nachmittag gehe ich noch ein wenig in der Umgebung spazieren und am Abend esse ich wieder in der Cafetería Tumbi ein leckeres vegetarisches Sandwich. Ich bekomme sogar einen Sauersacksaft zu trinken.
Es ist zu einem der beliebtesten Getränke auf meiner Weltreise geworden und ich trinke es, wann immer ich kann. Leider gibt es ihn nur sehr selten. Sauersack scheint nicht sehr verbreitet zu sein. Leider!
Und dann trennt mich nur noch eine Nacht von der Rückkehr nach Oaxaca. Darauf freue ich mich schon. Ich mag die Stadt einfach.
CU Ingo.