:: 13.09.2023 bis 19.09.2023 – Tokyo/Tokio, Japan ::
Nun bin ich also wieder zurück in Tokyo und habe knapp eine Woche Zeit, bevor es weiter nach Südkorea nach Seoul geht. Ich habe noch ein paar Orte von meiner Liste offen und dann muss ich ja auch noch meine Pentax-Kamera reparieren lassen. Mal sehen, wie ich das alles unter einen Hut bekomme und was ich in der Zeit so erleben werde.
Eigentlich wollte ich gleich am ersten Tag zu Pentax gehen, aber zum Glück habe ich vorher gegoogelt, wie die Öffnungszeiten sind und gesehen, dass heute, Mittwoch, nicht geöffnet ist. Erst morgen ab Donnerstag 11:00 Uhr.
Noch 1 Tag weniger, wenn die Reparatur länger dauert oder Ersatzteile beschafft werden müssen. Argh!
Etwas frustriert beschließe ich dann, gleich einen Arbeitstag dranzuhängen und etwas für die Blogs zu schreiben.
Am Abend gehe ich wieder ins Curry House, wo ich gestern schon war. Es gibt noch so einiges von der Menükarte zu probieren.
Ich werde in den nächsten Tagen noch öfter hier essen, denn es ist lecker und günstig und wie ich schon im letzten Post erwähnt habe, hat es diese coole „mach alles selbst und rede mit niemandem“ Atmosphäre. Love it!
Pentax Flops
Heute, am Donnerstag, mache ich mich auf den Weg, um endlich meine Pentax-Kamera und mein Zoomobjektiv reparieren zu lassen.
Bei Pentax im Clubhouse angekommen, ja, so heißt das öffentliche Hauptquartier von Pentax, spreche ich direkt mit einer netten älteren Dame vom Repair Service. Die Verständigung per Google Translator ist etwas holprig und irgendwann holt sie einen Techniker aus den hinteren Räumen, der zumindest ein wenig Englisch spricht. Wobei auch sein Englisch sehr dürftig ist.
Japan ist bis jetzt das Land, in dem die wenigsten Menschen Englisch sprechen, und manchmal ist es wirklich schwierig, sich zu verständigen, wenn es nicht Google Translator gäbe. Wie hat man das früher nur gemacht?
Er nimmt die Kamera, probiert ein bisschen herum und erkennt das Problem sehr schnell. Also zumindest hat er Erfahrung und kennt sich aus. Sehr gut.
Ich soll in 45 Minuten wiederkommen. Er muss noch etwas recherchieren und weitere Tests machen.
Also gönne ich mir im nächsten 7-Eleven das legendäre Eiersalat-Sandwich (unbedingt probieren) und einen Kaffee. Beides genieße ich gemütlich auf einer Bank in der Sonne.
Nach 45 Minuten stehe ich wieder im Pentax Clubhouse und erhalte die Diagnose. Am Zoomobjektiv ist an der Endlosgrenze (wo der Fokus auf unendlich springt) etwas locker oder gebrochen. Das kann man reparieren, aber nur im Werk und das dauert 2 Wochen und kostet ca. 200 EUR. Autsch!
Bei der Kamera ist der Auslöser (Shutter) defekt und man müsste die komplette Oberschale austauschen. Das wusste ich schon, da ich bereits in Taiwan mit einem Techniker von Pentax gesprochen hatte.
Aber jetzt kommt’s: Die Oberschale gibt es nicht mehr als Ersatzteil. Meine Kamera ist zu alt und schon aus der Ersatzteilversorgung raus. Also habe ich hier bei Pentax keine Chance auf eine Reparatur.
Wow! Was für eine Enttäuschung. 🙁
Meine Kamera kann also nicht repariert werden und das Zoomobjektiv auch nicht, weil ich keine zwei Wochen Zeit habe. Ich frage noch aus Interesse, ob sie mir das Objektiv nach der Reparatur nach Südkorea schicken könnten, wenn ich die Versandkosten bezahle, aber er sagt, das sei keine Option.
Alles in allem also sehr enttäuschend und der Herr macht jetzt auch nicht den Eindruck, obwohl er sehr nett und hilfsbereit ist, dass ihm mein Schicksal sehr am Herzen liegt. Es gäbe einfach keine Option für mich an dieser Stelle und so ist es okay für ihn.
Immerhin erklärt er mir zumindest, wie ich den Fokus mit einer anderen Taste auslösen kann und den defekten Auslöser dann nur noch zum eigentlichen Fotografieren drücken muss.
Gut, das ist ein kleiner Kompromiss und macht die Bedienung der Kamera wieder etwas angenehmer, weil ich dann nach dem Fokussieren noch den Bildausschnitt verändern kann, ohne den Fokus wieder zu verlieren. Also so, wie ich vor dem Defekt immer fotografiert habe, nur dass ich jetzt mit zwei Knöpfen arbeiten muss, statt nur mit einem, den ich leicht antippen und dann richtig durchdrücken muss.
Das wird mich bei Schnappschüssen sicher das eine oder andere gute Bild kosten, weil ich den Fokus vergesse, aber besser als vorher. So weit, so gut.
Aber das mit dem Objektiv ist ärgerlich, ich brauche ein Zoom. Die letzten Wochen ging es zwar auch ohne Zoom, aber vor allem, wenn man Leute fotografieren will und ihnen die Kamera nicht direkt vor die Nase halten will, wird es schwierig bis unmöglich.
Ich schaue mir kurz das Angebot im Pentax Clubhouse an und gehe dann, ohne ein neues Objektiv zu kaufen. Die 350 Euro, die es kosten würde, kann ich auch gut für meine Reisen gebrauchen.
Das muss ich mir gut überlegen, denn es bleibt ja dann immer noch das Risiko, dass der defekte Auslöser irgendwann gar nicht mehr funktioniert und ich dann das Objektiv umsonst gekauft habe. Denn eine neue Kamera von Pentax werde ich nach dieser Erfahrung wohl eher nicht mehr kaufen.
So fahre ich den Tag über ziemlich frustriert durch die Gegend und weiß nicht so recht, worauf ich Lust habe.
Akihabara zur Ablenkung
Ich beschließe, noch einmal in das verrückte Viertel Akihabara zu gehen. Dorthin, wo es die vielen Elektronik- und Gaming-Läden gibt. Dort gibt es auch einen Gebrauchtwarenhändler, der Pentax im Angebot hat.
Dort angekommen, schaue ich mir das Angebot an, aber es gibt nichts Brauchbares an Objektiven. Leider.
Er hat zwar mein Kameramodell da und auch zu einem fairen Preis von ca. 400 EUR (bei nur 7.000 Auslösungen), aber wenn ich die 400 EUR + 350 EUR für ein neues Objektiv zusammenrechne, bin ich auch bei 750 EUR. Puh!
BTW, das Objektiv, das hier bei Pentax 350 EUR kosten soll, kostet in Deutschland 549 EUR. So gesehen ist Japan schon die beste Option um mein Problem zu lösen.
Aber jetzt denke ich erst einmal nicht weiter darüber nach, morgen ist ja auch noch ein Tag, an dem man sich Gedanken machen kann.
Ich schlendere ein wenig durch Akihabara, um mich abzulenken.
Es ist wirklich verrückt hier. Love it!
Samstags wird hier sogar die Hauptstraße für den Verkehr gesperrt, damit die Fußgänger noch mehr Freiheit beim Erkunden haben. Eine sehr gute Idee!
Wer nach Tokyo kommt, der muss hier vorbei schauen. Für mich ein absolutes Highlight.
Shinjuku bei Nacht
An einem der nächsten Abende fahre ich noch einmal nach Shinjuku, dem Partyviertel von Tokyo. Hier trifft man immer wieder auf betrunkene Jugendliche. Also wirklich betrunken. Sturzbetrunken, sagt man, glaube ich.
Hier sieht man auch viel Polizei und es ist der einzige Ort in Japan, an dem ich auf meine Sachen aufpassen würde. Nicht, dass es hier gefährlich ist, aber wenn ich mir vorstellen müsste, dass in Japan etwas gestohlen wird oder man blöd angemacht wird, dann ist es hier wohl am wahrscheinlichsten.
Aber alles ist ruhig, nichts passiert. Japan ist wahrscheinlich eines der sichersten Länder der Welt.
Hier in Shinjuku gibt es unzählige Bars und Clubs, natürlich auch eine unendliche Anzahl an Restaurants und Cafés, aber auch Kinos und andere Arten der Unterhaltung sind hier zu finden. Ja, es gibt auch eine Art Rotlichtviertel, aber nicht so auffällig wie in anderen Ländern.
Auf jeden Fall ist auch Shinjuku einen Besuch wert. Vor allem die vielen Leuchtreklamen sind beeindruckend. Wow!
Übrigens ist das Titelbild dieses Beitrags auch aus Shinjuku und gibt die Atmosphäre hier sehr gut wieder.
Der Tokyo & der Skytree Tower
Auf meinen Erkundungstouren komme ich auch an zwei sehr bekannten Türmen vorbei, dem Tokyo Tower und dem Tokyo Skytree.
Tokyo Tower
Tokyo Skytree
Beide Türme sind auf ihre Art beeindruckend und schön anzusehen. Aufgrund der Eintrittspreise und der Tatsache, dass man teilweise Tage im Voraus ein Ticket buchen muss, verzichte ich auf einen Besuch der Aussichtsplattformen.
Ich habe eine noch bessere Idee, wie man sich Tokyo von oben anschauen kann. Im Stadtteil Shinjuku gibt es das Tokyo Metropolitan Government Building, das im 45. Stock eine Aussichtsplattform hat.
Leider weiß ich zu diesem Zeitpunkt nicht, dass diese Aussichtsplattform vorübergehend geschlossen ist und ich diesen Plan später nicht umsetzen kann. Wieder einmal stehe ich im wahrsten Sinne des Wortes vor verschlossener Tür. Argh!
Der Asakusa-Schrein
Während der letzten Tage, die ich hier in Japan verbringe, denke ich mir, dass ich doch noch einmal Lust habe, ein paar Tempel zu besuchen. Also suche ich mir aus der schier unendlichen Anzahl von Tempeln und Schreinen zwei aus.
Zuerst geht es zum Asakusa-Schrein.
Wow! Das ist schon wieder sehr beeindruckend, oder?
Da der Asakusa-Schrein von meiner Unterkunft aus zu Fuß zu erreichen ist, gehe ich sogar zweimal dort hin. Einmal am Abend bzw. in der Nacht und einmal am Tag.
Das ist übrigens auch etwas, was man sehr selten macht, was aber auch das Erlebnis eines bestimmten Ortes noch ein bisschen verstärkt, wenn man ihn zu verschiedenen Tageszeiten erlebt.
Der Asakusa-Schrein ist natürlich auch ein Anziehungspunkt für viele Touristen und die Menschenmassen sind sowohl tagsüber als auch abends sehr groß. Trotzdem war es toll, ihn zu sehen.
Der Nezu-Schrein
Der zweite Tempelkomplex ist der Nezu-Schrein. Er liegt etwas abseits in einem kleinen Park.
Hier sind kaum Touristen und die Stimmung ist sofort eine ganz andere. Während ich die Schönheit und Mächtigkeit des Asakusa-Schreins durchaus anerkennen kann, spüre ich dort überhaupt keine spirituelle Energie oder dieses Gefühl der Besinnlichkeit, wie man es oft auch z.B. in Kirchen erlebt.
Der Trubel und das Gedränge lassen es nicht zu, dass sich ein solches Gefühl dort entwickeln kann.
Aber hier im Nezu-Schrein hat man dieses Gefühl sofort. Ich bin immer wieder beeindruckt von der Kraft der Stille. Wenn man sich am Nezu-Schrein darauf einlässt, kann man die Stille förmlich hören!
Beide Schreine sind auf ihre Art und Weise sehr eindrucksvoll und beeindruckend. Ich persönlich würde den kleineren und schlichteren Nezu-Schrein dem Asakusa-Schrein wegen seiner Atmosphäre aber jederzeit vorziehen.
Train Spotting von der Hijiri-bashi Brücke
Durch Zufall entdeckte ich auf Instagram einen Beitrag, in dem jemand eine Brücke in Tokyo beschreibt, von der aus man den Blick auf 3 Bahnlinien gleichzeitig hat und mit etwas Glück und viel Geduld kann man von dort aus bis zu 6 Züge gleichzeitig fotografieren.
Geil, das muss ich probieren!
Ich verbringe fast eine Stunde auf der Hijiri-bashi-Brücke und mache unzählige Fotos. Faszinierend!
Wäre die Sonne nicht untergegangen und die Lichtverhältnisse dadurch nicht so ungünstig gewesen, wäre ich wahrscheinlich noch länger geblieben, aber so muss ich mich mit 3 Zügen gleichzeitig im Bild begnügen.
Der Trick ist wahrscheinlich, einfach eine Videokamera laufen zu lassen und später nur noch das Bild zu suchen, das am besten passt. Ha ha!
Aber von der Brücke aus ist der Ort auch einfach so schön anzuschauen, und wenn man in der Gegend ist, kann man ruhig mal einen Abstecher dorthin machen. Es gibt auch einen Starbucks und eine große Kirche in der Nähe.
Und sonst so?
Natürlich beschreibe ich hier nur die Highlights. Aber auf meinen Streifzügen erlebe und entdecke ich auch viele kleine Geschichten.
Sei es das kleine Café Kō Hi Kō Jō (beste Kaffee den ich in Japan hatte!) in der Nähe der alten Einkaufsstraße Yanaka Ginza oder einfach wieder ein kleiner Friedhof inmitten von Wohnhäusern.
Oft sind es diese kleinen Entdeckungen, die einen Ausflug oder einen Tag zu etwas Besonderem machen.
Es können aber auch verrückte Sachen wie das Pokémon Café oder der nächste Studio Ghibli Souvenirshop sein.
Zum größten Fischmarkt in Tokyo schaffe ich es auch, aber ich Trottel bin an einem Sonntag hierher gekommen und da ist nur etwa 20 Prozent von dem los, was hier an normalen Werktagen los ist.
Naja, manchmal bin ich verpeilt. Gehört dazu. 😀
Pentax Tops
Noch einmal kurz zurück zu Pentax, denn am letzten Tag hier in Tokyo beschließe ich, doch noch einmal zum Pentax-Clubhaus zu gehen und mir ein neues 18-135er Zoomobjektiv zu kaufen.
Ich bin fest entschlossen, den Preis etwas herunterzuhandeln, auch wenn ich nicht weiß, wie das in Japan ankommt. Darf man hier überhaupt handeln oder ist das gleich ein Affront und ich muss Seppuku begehen?
Egal, als ich dort angekommen bin, schaue ich mir die verschiedenen Möglichkeiten an und versuche, mit dem Verkäufer zu sprechen. Sein Englisch ist mal wieder sehr … sagen wir mal, lustig und begrenzt.
Wir benutzen Google Translator, immer in der Hoffnung, dass er keinen Mist übersetzt. Aber es scheint sehr gut zu funktionieren, denn es zeigt mir die Objektive, die mich interessieren, und ich kann sie ausprobieren.
Irgendwas war dann aber doch Lost In Translation, denn irgendwann bringt er meine Kamera rüber zum Repair Service. Dabei hatte ich ihm gerade gesagt, dass ich schon vor ein paar Tagen dort war.
Zum Glück ist der Techniker, mit dem ich damals gesprochen hatte, gerade da und klärt das Missverständnis schnell auf.
Ich weiß nicht, was sie dann miteinander besprochen haben, aber auf meine Frage, ob das wirklich der Preis sei, den ich zahlen müsse, rechnet der Verkäufer auf einem Taschenrechner hin und her und nennt mir einen Preis von etwa 300 EUR. Oh, das klingt doch gut. Immerhin 50 EUR weniger als beim letzten Mal und fast die Hälfte von dem, was ich in Deutschland bezahlen würde.
Dann frage ich noch, ob ich Tax Free einkaufen kann, denn das bieten viele Geschäfte in Japan als Service an. Man muss nur seinen Pass vorzeigen und muss keine Mehrwertsteuer (ich glaube 10%) bezahlen.
Pentax bietet diesen Service natürlich nicht an. Wäre ja auch zu schön.
Aaaber der Herr greift noch einmal zum Taschenrechner und nennt mir jetzt, aus welchen Gründen auch immer, einen Preis um die 245 EUR. Okay, Deal!
Ich weiß nicht warum, aber ich bekomme das 18-135er Zoom (genau das, was mir kaputt gegangen ist) für einen wirklich guten Preis. 245 EUR ist echt nett!
Mein Gedanke dabei, selbst wenn die Kamera morgen den Geist aufgibt, kann ich dieses Objektiv immer noch für den Preis (oder jetzt vielleicht sogar für mehr) verkaufen und ich mache zumindest keinen Verlust.
So kommt mein Abenteuer mit der Pentax doch noch zu einem – zumindest kleinen – versöhnlichen Ende.
Drückt mir bitte die Daumen, dass die Kamera noch lange hält. 🙂
Abschied von Tokyo
Und damit geht meine Japanreise zu Ende und ich nehme Abschied von Tokyo. Morgen muss ich sehr früh aufbrechen, da mein Flug am Vormittag geht und der Flughafen Narita leider sehr weit außerhalb liegt.
Alles in allem war es wunderschön in Japan und mein persönliches Highlight war Hiroshima. Ich hoffe sehr, dass ich eines Tages noch einmal nach Japan zurückkehren kann, um auch andere Regionen außerhalb der Hauptinsel Honshū kennenzulernen.
Japan: Danke, dass ich hier sein durfte! 🙂
CU Ingo.