Weltreise Step #114: In Kyōto, Japan

Kyoto 2023 Titel

:: 21.08.2023 bis 26.08.2023 – Kyōto, Japan ::

Nach Tokyo ist Kyōto wohl die meistbesuchte Stadt Japans, und das nicht nur von ausländischen Touristen. Schon am Bahnhof erschlägt mich der Trubel fast und die Tage wird es an den Hotspots nicht besser. Aber hey, dafür gibt es auch gute Gründe, denn Kyōto ist wirklich wunderschön und genau deswegen musste ich hierher kommen.

Ich meide ja gerne die Touristenattraktionen, aber manchmal kommt man nicht drum herum, wenn man etwas sehen oder erleben will. Die Leute fahren ja nicht umsonst dorthin.

Also Augen zu und durch. 😉

Mit dem eScooter unterwegs

Mein Hostel liegt etwas abseits in einem Wohngebiet, wo es sehr ruhig ist und vor allem alles sehr authentisch wirkt. Das gefällt mir, bedeutet aber auch, dass ich immer ein Stück zu Fuß gehen und dann mit dem Bus fahren muss, bis ich da bin, wo ich hin will.

Zu meiner Freude sehe ich aber direkt vor dem Hostel eine Station mit eScootern, also diesen Stehrollern. Luup heißen sie und ich erfahre, dass es sie erst seit kurzem in Kyōto gibt, 2-3 Monate oder so.

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Ich lade die App herunter und kämpfe mich durch die Menüs. Diese sind leidlich in Englisch und fast alle Popup-Hinweise nur in Japanisch. Daran müssen sie noch arbeiten. Aber ich schaffe die Registrierung, die zum Glück sogar über meine deutsche Telefonnummer funktioniert, und dann kann es losgehen.

Cool! So kann ich hier ganz entspannt mit dem eScooter losdüsen und für längere Strecken bleibe ich beim Bus. Das passt!

Kyōto, die alte Hauptstadt Japans

Ja genau, Kyōto war früher die Hauptstadt Japans und Kyōto heißt auch Hauptstadt (sowohl „Kyō“ als auch „To“ bedeuten Hauptstadt). Der Name war also echt Programm.

Und wusstet ihr, dass Kyōto ein potentielles Ziel (ich glaube, es war unter den letzten 6 möglichen Einsatzorten) für den 1. Atombombenabwurf war und es unter anderem deshalb nicht wurde, weil einer der Einsatzleiter in den USA hier seine Flitterwochen verbrachte und es deswegen von der Liste streichen ließ?

Ich bekomme jedes Mal ein flaues Gefühl in der Magengegend, wenn ich daran denke, wie manchmal eine einzige menschliche Entscheidung das Leben von hunderttausend anderen Menschen so drastisch beeinflussen kann. Schrecklich!

So blieb Kyōto verschont und die Hunderte alter Tempel und Tausende alter Häuser blieben erhalten und können heute von Besuchern bewundert werden.

Der Kinkaku-ji Tempel

Ich besuche einige dieser Tempel und unter anderem auch den Kinkaku-ji Tempel, was so viel wie Goldener-Pavillon-Tempel bedeutet. Die Anlage heißt aber eigentlich Rokuon-ji, was Rehgarten-Tempel bedeutet. Es ist ein buddhistischer Tempel im Nordwesten Kyōtos, dessen Wurzeln bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen.

Die obersten Stockwerke der Reliquienhalle (Shariden) sind komplett mit Blattgold verkleidet, weshalb sie auch Kinkaku (Goldener Pavillon) genannt wird und der Anlage ihren Namen gab.

Man kann hier viel Zeit verbringen, wenn man sich auch ein wenig mit der Geschichte beschäftigt und die Infotafeln und Broschüren liest.

So gibt es z.B. die faszinierende Geschichte, dass ein buddhistischer Geistlicher 1950 den Kinkaku in Brand steckte, weil er seine Schönheit nicht ertragen konnte. Das gesamte Gebäude fiel der Brandstiftung zum Opfer und wurde sechs Jahre später als 1:1-Replik wieder aufgebaut.

Der Pavillon sieht also wirklich so aus wie damals, ist aber nicht so alt und deshalb in Japan kein anerkannter Nationalschatz mehr.

Toll, das gesehen zu haben. Ein echtes Highlight!

BTW gab es hier auch die coolste Eintrittskarte aller Zeiten.

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Der Eintritt zum Kinkaku-ji kostete mich 500 YEN (~3,20 EUR). Das ist sehr fair.

Mehr Tempel

Auf meinen Streifzügen durch Kyōto sehe ich noch unzählige Tempel. Natürlich viele kleine, die sich zwischen den Häusern verstecken, aber auch einige große, die weltberühmt sind und deshalb die Massen anziehen.

In der einen Woche, die ich hier bin, hätte ich jeden Tag zehn Tempel besuchen können und wäre immer noch nicht fertig gewesen. Aber ich konzentriere mich auf eine Handvoll, das muss reichen.

Außerdem geht das irgendwann ins Geld, denn viele Tempel kosten leider Eintritt. 😉

Etwas aus der Reihe fällt der Ryozen-kwannon, eine freistehende Kanton-Skulptur in einem buddhistischen Tempel. Man kann den Buddha betreten und darin mehrere Reliquien bewundern.

Die Anlage ist auch nicht so alt wie fast alles andere in Kyōto, sondern wurde erst Mitte des letzten Jahrhunderts erbaut und soll als Symbol für den Weltfrieden stehen.

Higashiyama-ku

Besonders beliebt bei Touristen ist der Stadtteil Higashiyama mit seinen vielen alten, malerischen Häusern und dem weithin sichtbaren Tempelturm.

Hier ist eigentlich immer etwas los und die Leute drängen sich, um Fotos zu machen. Ich möchte gar nicht wissen, was hier bei besserem Wetter los ist.

Außerdem gibt es viele Geschäfte mit Souvenirs und leckeren Sachen zum Essen. Fast jeder Laden hat Matcha im Angebot. Kyōto ist Matcha-verrückt.

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Ist schon lecker so’n Matcha-Eis. Oh und es gibt allein hier 2 Studio Ghibli Läden. Love it!

BTW der Starbucks dort befindet sich in einem sehr schönen alten Gebäude und ist so gut besucht, dass man ohne Reservierung keine Bestellung aufgeben kann. Ohne Reservierung einen Platz zu bekommen ist Glückssache. Ich hatte kein Glück.

In Higashiyama kann man auf jeden Fall viel Zeit verbringen. Definitiv ein Highlight!

Wenn nur die vielen Menschen nicht wären. 🙁

Der Nishiki-Markt

In Kyōto kommt man irgendwann unweigerlich am riesigen Nishiki-Markt vorbei. Es handelt sich um einen weit verzweigten, meist überdachten Markt, der sich über mehrere Straßen erstreckt. Hier findet man alles, wenn man sich in dem Gewirr von Geschäften und Restaurants zurechtfindet.

Auch hier kann man stundenlang nur herumlaufen und stöbern.

Verhungern wird man auch nicht, denn ein Großteil der Lokalitäten sind Restaurants oder Street Food Stände / Bistros aller Art mit vielen leckeren Sachen zum Probieren. Ich war einige Male hier und danach immer so satt, dass es abends entweder gar nichts mehr oder nur noch einen kleinen Snack gab.

Ob zum Einkaufen oder zum Essen, der Nishiki-Markt ist ein Muss in Kyōto.

Und sonst so?

Neben all dem „alten Zeug“ in Kyōto sticht der Bahnhof mit seinem modernen Design wirklich heraus.

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Im oberen Bereich befinden sich Restaurants, Aussichtsplattformen und eine riesige Treppe mit Lichtspielen. Letzteres sieht nach Anbruch der Dunkelheit richtig gut aus.

Im unteren Bereich befinden sich ein riesiges Einkaufszentrum und wiederum zahlreiche Restaurants.

Durch Kyōto schlängeln sich auch mehrere Flüsse (oder es ist nur einer mit mehreren Abzweigungen, habe ich jetzt nicht recherchiert), an denen man auch wunderbar spazieren gehen kann.

Auch Jogger und Radfahrer sind hier wie gewohnt anzutreffen.

In diesem Zusammenhang ist mir wieder einmal aufgefallen, dass die Radfahrer in Japan genauso „blöd“ fahren wie in allen anderen Ländern. Das heißt, sie fahren kreuz und quer und man muss ständig aufpassen. Selbst wenn es einen abgegrenzten und farblich markierten Fahrradweg gibt, halten sich viele nicht daran und fahren auf dem Fußweg.

Ehrlich? Ich hätte gedacht, dass es in Japan etwas ordentlicher und gesitteter zugeht als im Rest der Welt. Dieses positive Vorurteil hat sich leider nicht bestätigt. Zumindest nicht in Bezug auf „vernünftige“ Radfahrer.

Was mir aber auf jeden Fall an Kyōto und generell an Japan gefällt, ist, dass sich überall zwischen den Häusern kleine Tempel und immer mal wieder ein kleiner Friedhof verstecken.

Ich finde das sehr sympathisch und schön. Der Gedanke, dass man seine Lieben auch nach dem Tod in der Nähe hat, gefällt mir. Vor allem, weil man so öfter vorbeikommen kann, als wenn der Friedhof wie bei uns irgendwo am Stadtrand liegt und man leider nur alle paar Monate (wenn überhaupt) hinkommt.

Und mittendrin gibt es immer wieder Grünflächen, die das Stadtbild auflockern.

Ja, Kyōto ist schon ein schönes Städtchen, muss ich sagen.

Allein im Bambuswald

Einen Tag nutze ich, um etwas weiter hinauszufahren. Ich möchte gerne durch einen Bambuswald laufen und obwohl es direkt bei den Tempeln in Kyōto einige davon gibt, ist der Andrang dort so groß, dass ich gleich wieder geflüchtet bin, als ich das gesehen habe. Das war einfach zu viel für mich.

Aber im Stadtteil Mukō ist nicht so viel los. Hier habe ich meine Ruhe und kann sogar das Knacken des Bambus hören, wenn er sich im Wind wiegt.

Leider regnet es irgendwann und das Vergnügen ist nur von kurzer Dauer. Aber immerhin. Der Ausflug hat sich trotzdem gelohnt.

Es geht weiter

Die Zeit in Kyōto hat mir sehr gut gefallen und auch wenn die Touristenmassen irgendwann nerven, konnte ich das meistens gut ausblenden. Jetzt hoffe ich auf eine etwas ruhigere Etappe.

Es geht für mich nach Hiroshima. Ich weiß nicht, ob ich hier von Vorfreude sprechen kann, denn aufgrund der Geschichte denke ich, dass es eher eine nachdenkliche und ernste Erfahrung sein wird. Gleichzeitig ist es aber auch ein lang gehegter Traum, nach Hiroshima zu reisen, um diesen traurigen Teil der Menschheitsgeschichte aus nächster Nähe zu erleben und zu erfahren.

Ich werde sehen, wie es wird. Gespannt bin ich auf jeden Fall.

CU Ingo.


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2 Kommentare zu „Weltreise Step #114: In Kyōto, Japan“

  1. Hallo Ingo,

    mal wieder ein sehr schöner Blogartikel von Dir!
    Japan ist ja unglaublich umfangreich. Natur, traditionell und sehr modern wie ich finde.
    Defintiv ist Japan ebenfalls auf meiner Liste und wird die Jahre besucht.

    Wie handhabst du es eigentlich mit deiner Reise? Könntest du mir evtl. einen guten Backpacking Rucksack empfehlen?

    Danke und Gruß
    Tom

    1. Hi Tom!

      Danke fürs Vorbeischauen.

      Ja, in Japan gibt es einiges zu sehen. Für diesen Trip bleibe ich auf der Hauptinsel Honshū und selbst da sind meine 6 Wochen knapp bemessen.

      Was meinst du mit deiner 1. Frage?

      Bzgl. Rucksack kann ich nur empfehlen, in ein lokales Outdoorgeschäft zu gehen. Wenn du nicht planst mit dem Rucksack zu wandern, dann ist es vielleicht nicht ganz so wichtig, aber im Prinzip ist der Tragekomfort das entscheidende Kriterium. Und das kann man nur vor Ort mit Austesten feststellen, da jeder Mensch anders empfindet. Man kann dort die Rucksäcke mit unterschiedlichen Gewichten testen.

      Oder du bestellst dir ein paar Rucksäcke bei Amazon nach Hause und probierst da. So hab ich es gemacht, aber vorher hatte ich im lokalen Laden schonmal 2-3 Rücksäcke aufgesetzt gehabt, um ein Gefühl zu bekommen.

      Ich selbst habe einen Osprey Atmos AG 65. Den gibt es in der Form nicht mehr. Ich bin super zufrieden damit und bei mir gab das Tragesystem (mit Netz im Rücken, damit Luft an den Rücken kommt) den Ausschlag. Dafür ging ich auch den Kompromiss ein, dass ich meinen Rucksack nicht an der Seite öffnen kann, um schnell an Dinge zu kommen, die in der Mitte sind.

      Wie gesagt, am besten mal im Laden direkt schauen. Da fallen einem dann viele Details auf und die Verkäufer in den Spezialgeschäften sind meist richtig gut geschult und weisen dich auf Sachen hin, an die du selbst nicht denken würdest.

      Wenn du auf Nachhaltigkeit wert legst, dann kann ich dir die Marke Tatonka ans Herz legen und solltest du die Chance haben nach Leipzig zu kommen, dann geh zu Tapir. Sehr guter Laden.

      Grüße aus Seoul.

      CU Ingo.

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