:: 04.07.2022 – Von Mostar nach Dubrovnik ::
Nach 5 wirklich tollen Tagen in Mostar, heißt es nun Abschied nehmen. Es geht weiter nach Dubrovnik und damit zu einem kleinen Abstecher nach Kroatien, wo ich letztes Jahr erst zusammen mit Kasia war.
Aber bis Dubrovnik haben wir es da leider nicht geschafft gehabt. Das hole ich jetzt nach.
Zuerst heißt es aber Abschied nehmen von Emma & Johanna. Ich hätte mich gern noch länger mit den Beiden unterhalten und über Ljubljana geschwärmt.
Auch von Madja verabschiede ich mich natürlich. Sie gibt dem Hostel eine persönliche Note und macht den Ort zu etwas ganz Besonderen. Toll!
Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen und parke schonmal alles vor der Tür.
Madja fragt mich, ob mich Devon (ein Kanadier, wenn ich mich nicht irre) kontaktiert hat. Er hat seine Schuhe vergessen und sucht jemanden, der sie mit nach Dubrovnik nehmen kann.
Nach etwas Hin und Her klären wir die Details und ich nehme die Schuhe an mich. Ich wünschte, jemand hätte meinen verlorenen Schuh aus Venedig mit nach Ljubljana genommen. Naja, Schwamm drüber.
Wie sich später herausstellt, muss ich in Dubrovnik nicht lange nach Devon suchen. Er ist im selben Hostel und sogar im selben Raum wie ich. Zufälle gibt es.
Ich hab noch 30 Minuten Zeit und beobachte Tom, einen Engländer, der sein Motorrad fertig macht. Er war mit auf der Tour durch die Umlande Mostars ein paar Tage zuvor und in der Zwischenzeit hat er Sarajevo besucht. Sein Motorrad konnte er bei Madja stehen lassen.
Woher er bei seinem Trip kam und wohin es ihn nun verschlägt, weiß ich nicht, aber wir kommen ins Gespräch. Und es wird unerwartet tiefgehend.
Er hat ein Jobangebot, möchte aber weiter reisen. Im Herzen ist klar, was er möchte, aber seine Eltern und das Umfeld machen richtig Druck. Nun sagt der Kopf zuerst den Job und dann das Reisen und das Herz sagt zuerst das Reisen und dann den Job.
Er ist 23 Jahre alt. Wenn ich 23 wäre und heute das wüsste, was ich jetzt weiß, dann würde ich höchstwahrscheinlich auch erstmal viel mehr Reisen, als ich es damals gemacht habe. Und naja, ich hab ja schon so einiges gemacht. Aber es war trotzdem zu wenig im Vergleich zu der Zeit, die fürs Arbeiten draufgegangen ist.
Wir tauschen unsere Argumente aus und sind uns bei vielen davon einig. Auch bei dem, dass das Reisen viel weniger Geld erfordert, als alle immer denken.
Er ist sich sicher, dass er den Job auch noch in 1 Jahr bekommen wird. Er will das mit der Firma klären und wenn sie sich einig sind, muss er einen Weg finden es seinen Eltern und dem Umfeld beizubringen. Wir sind uns Beide einig, dass es einen Versuch wert ist.
Ich wünsche ihm viel Kraft dafür und mache mich auf dem Weg zum Bahnhof.
Auf dem Weg schnappe ich mir noch 5 Stück von einem meiner neuen Lieblingssnacks hier in Bosnien-Herzegowina, Kifla. Kleine Hefehörnchen. Lecker. Gleichzeitig süß und leicht salzig. Mit Biss, aber nicht hart. Einfach perfekt. Und sie kosten nur 15 Cent. Wow!
38 Grad. Puh!
Der Bus hat 1 Stunde Verspätung, aber im Schatten sitzend, mit einem Espresso und genug Wasser ausgestattet, stört mich das nicht. Ich plane meine Reisetage immer so, dass kein Stress aufkommt, auch wenn es mal größere Verzögerungen geben sollte.
Irgendwann geht es dann aber los. Gepäck kostet extra. Hat keiner vorher gesagt. Abzocke!
Ich bekomme einen Fensterplatz und der Sitz neben mir bleibt frei. Mein kurzer Ärger über die Abzocke verfliegt. Ich sehe das ausgegebene Geld fürs Gepäck nun als Bezahlung für den freien Platz neben mir an. So fühlt es sich gleich viel besser an.
Die Fahrt über beobachte ich die vorüberziehende Landschaft und nicke ab und zu mal weg. Ist das Sabber an meinem Kinn? Ich hoffe das hat keiner gesehen. Ich schaue mich vorsichtig um. Scheinen alle mit sich selbst beschäftigt zu sein. Ich nicke wieder weg.
Auf dem Weg nach Dubrovnik muss ich an dem Tag 3x die Grenze passieren, da die Straße mehrheitlich an der Küste entlang führt und Kroatien an einer schmalen Stelle noch einmal von Bosnien-Herzegowina getrennt wird. Das Land hat hier einen Meerzugang.
Man fährt also von Bosnien-Herzegowina nach Kroatien, dann von Kroatien ganz kurz wieder zurück nach Bosnien-Herzegowina und dann noch einmal von Bosnien-Herzegowina nach Kroatien. Pro Grenze heißt das 2x Aussteigen und Passkontrolle. Also 6x insgesamt.
Klingt lustig, schlaucht aber bei der Hitze enorm. Vor allem, wenn der Idiot von Busfahrer den Bus und damit die Klimaanlage abstellt und bei 38 Grad in der Sonne parkt. Aussteigen ist ohne Kontrolle nicht erlaubt.
Es beschweren sich mehrere Leute und jetzt öffnet er wenigsten die Türen, damit etwas Sauerstoff rein kommt.
Wie gesagt, das Spiel wiederholt sich 3x. Nervig!
Aber auch das hat irgendwann ein Ende und der Bus erreicht mit insgesamt 2 Stunden Verspätung sein Ziel. Dubrovnik, hier bin ich!
Ich laufe in der Hitze mit meinem Gepäck die ca. 1,5 km zum Hostel und schwitze dabei extrem. Ist ganz schön bergig hier.
Auf dem Weg sondiere ich gleich mal die Preise und stelle wieder ernüchtert fest, dass Kroatien ziemlich teuer ist. Heute wird es also etwas Kaltes aus dem Supermarkt. Passt schon.
Um vorwegzugreifen, es wird eine Art Vanillejoghurt mit Müsli, ein Apfel und eine Tüte Kürbiskerne zum Snacken. Muss heute reichen.
Das Hostel ist nett, aber eine komplett andere Welt als das in Mostar. Ich beziehe mein Bett, nehme eine erfrischende Dusche, esse meine im Supermarkt gekauften Sachen und gönne mir zum Abschluss des strapaziösen Tages ausnahmsweise ein kroatisches Bier. Ich trinke wirklich nur noch sehr selten Bier.
Gleich nach dem ersten Schluck nehme ich mir erneut vor, nie wieder kroatisches Bier zu trinken, da es nicht wirklich schmeckt.
Danach arbeite ich noch etwas am Laptop und später übergebe ich Devon seine Schuhe. Er scheint happy zu sein. Im Gegenzug gibt er mir ein paar Tipps für morgen, wenn es an das Erkunden der Altstadt von Dubrovnik geht.
Ich bin gespannt und schlafe irgendwann ein. Niemand schnarcht.
CU Ingo.