:: 18.05.2023 bis 23.05.2023 – Bukit Lawang, Sumatra, Indonesien ::
Der Wecker klingelt um 7 Uhr. Für manche eine normale Zeit, für mich viel zu früh. Aber ich bin trotzdem schnell wach und auf den Beinen, denn heute geht es in den Dschungel. Also schnell meine Sachen gepackt, den Rucksack im Spind verstaut und ab zum Treffpunkt am Ida Restaurant, das zum Ida Guesthouse gehört.
Ein paar Leute warten schon. Zum Glück ist die Gruppe nicht zu groß, so kann es lustig werden. Eine bunte Mischung aus Kanadiern, Spaniern und Deutschen. Na, das wird schon.
Ich frühstücke nicht, so früh bekomme ich nichts hinter, aber ich nehme genug Wasser mit, denn es sind um die 30 Grad und die Luftfeuchtigkeit liegt bei über 90 Prozent. Im Dschungel wird es gleich richtig schwül.
Dschungel Trekking und viele Orang-Utans
Dann geht es los mit 2 einheimischen Führern. Leider habe ich die Namen vergessen, aber beide sind nett, wenn man mal vom Kettenrauchen absieht. Überhaupt wird in Indonesien viel geraucht. Irgendwie erschreckend, aber sie sagen, dass Alkohol und andere Genussmittel zu teuer sind. Also rauchen sie. Oh je, was soll ich dazu sagen.
Nach den ersten Metern bin ich schon völlig durchgeschwitzt und es wird heute und morgen nicht mehr besser. Irgendwann ist das ganze T-Shirt durch und der Schweiß läuft in die Buchse. Komisches Gefühl. Ha ha!
Schon nach wenigen Minuten sehen wir die erste große Schlange in einem Baum sitzen. Giftig gelb, da halte ich lieber Abstand.
Und dann geht es ziemlich schnell. Gleich hinter dem Dorf treffen wir das erste Weibchen und die nächsten 1-2 Stunden laufen wir von Ort zu Ort, wo weitere Orang-Utans gesichtet wurden und sehen mindestens 4 oder 5 verschiedene, ein Weibchen sogar mit einem kleinen Jungen.
Wir haben uns viel Zeit zum Beobachten genommen, immer darauf bedacht, den Orang-Utans nicht zu nahe zu kommen und sie nicht zu stören.
Alles in allem fand ich es sehr schön. Hier auf Sumatra ist man näher an den Orang-Utans als zum Beispiel bei meiner Bootstour auf Borneo. Dort haben wir auch wilde Orang-Utans gesehen, aber insgesamt war alles etwas weiter weg und daher nicht so intensiv wie hier.
Irgendwann geht es dann weiter in den Dschungel hinein und es geht ziemlich viel auf und ab. Die Berge sind zwar nicht hoch, aber es hat die Tage vorher regelmäßig ordentlich geregnet und so sind gerade die Passagen, die bergab führen, ziemlich rutschig und es dauert oft lange, bis man heil unten angekommen ist. Bergauf ist es immer etwas einfacher.
Mittlerweile sind alle Sachen komplett durchnäßt und der Schweiß läuft mir im Gesicht und am Rücken in Strömen hinab.
Mittendrin gibt es dann Nasi Goreng, das einer der Guides die ganze Zeit in seinem Rucksack mit sich herumschleppt. Respekt vor den Jungs, die tragen ordentlich und kommen nicht so ins Schwitzen wie ich. Ha ha!
So geht es noch zwei bis drei Stunden durch den Dschungel und irgendwann erreichen wir einen Fluss mit ein paar einfachen Holzhütten. Dann heißt es: Abkühlung im Fluss suchen und den Schweiß abwaschen.
Das Wasser ist angenehm kühl, aber nicht kalt. Es ist kein Gebirgsfluss, wie zum Beispiel die eiskalte Soča in Slowenien oder die Tara in Montenegro. Deshalb bleibe ich auch bestimmt eine Stunde im Fluss liegen und lasse mir bei ein paar kleinen Stromschnellen die Schultern vom Wasser massieren. Das tut gut.
Das illegale Camp
Zurück vom Fluss gibt es Tee oder Kopi, den typischen indonesischen Kaffee. Kann man trinken, muss man aber nicht. Ich trinke lieber Tee. Dazu ein paar Kekse und dann lausche ich den Gesprächen der anderen über alle möglichen Themen. Ich bin müde.
Hier im Camp sind noch andere Einheimische, die jetzt beim Kochen helfen. Wir erfahren auch, dass das Camp nicht wirklich legal ist, aber solange hier für Ordnung und Sauberkeit gesorgt wird, machen die Ranger keinen Stress. Das Gebiet hier ist nämlich Teil eines Nationalparks.
Komisch, das Camp ist illegal, aber in Bukit Lawang werden offiziell Touren hierher verkauft. Tja, so läuft das wohl in diesen Ländern. Eine Hand wäscht die andere und solange alle etwas verdienen, ist alles gut.
Nach Einbruch der Dunkelheit und während das abendliche Gewitter aufzieht, gibt es ein recht üppiges Abendessen. Es gibt Reis und dazu etwa 10 bis 12 verschiedene Dinge wie verschiedene Gemüse, Tofu, Tempeh, Fleisch und so weiter. Es schmeckt auch sehr gut, wobei die Strapazen des Tages sicher dazu beitragen, dass alles besonders gut schmeckt.
Dann fängt es an zu regnen und wir müssen das Essen in eine der Hütten verlegen. Die Intensität des Regens nimmt schnell zu und bald zucken ständig Blitze durch die Nacht und es regnet wie aus einer Gießkanne.
Nachdem ich mich satt gegessen habe, warte ich fast 1 Stunde und hoffe, dass der Regen nachlässt. Am liebsten würde ich trocken zur Schlafhütte gehen. Aber es geht nicht, irgendwann muss ich rüber und werde auf den 10-20 Metern richtig nass. Es regnet wie aus Eimern. Hoffentlich hält die alte Holzhütte dicht?
Spoiler, ja sie hält dicht, nachdem die Kanadier das einzige Leck mit Panzertape abgedichtet haben. Nichts geht über gut ausgerüstete Mitreisende. Halleluja!
Ich lege mich hin und schlafe trotz des lauten Regens und Gewitters schnell ein. Es war wirklich ein anstrengender Tag.
Früh, es ist noch dunkel, wache ich auf und muss auf die Toilette. Zum Glück hat es aufgehört zu regnen und so kann ich raus, ohne nass zu werden. Auf Toilette heißt hier, in den Fluss pullern. Oben gibt es zwar ein Squad-Klo, also ein einfaches Loch im Boden, aber das ist so dreckig, dass ich mir schwöre, da nicht hin zu müssen. Das große Geschäft muss warten, bis ich zurück in der Zivilisation bin.
Das sind die Nachteile des Dschungelabenteuers 😉
Noch einmal durch den Dschungel
Kurz nach Sonnenaufgang sind fast alle auf den Beinen und es gibt sogar ein richtiges Frühstück. Toast mit Ei und/oder Marmelade. Wow! Das hätte ich nicht erwartet und ich wäre auch mit Nasi Goreng zufrieden gewesen. Aber so, bitte sehr.
Danach packen wir unsere Sachen und machen uns bereit, wieder einen halben Tag durch den Dschungel zu wandern. Wieder rauf und runter und wieder bin ich ziemlich schnell 100% durchgeschwitzt.
Wir sehen zwar nicht mehr so viele Tiere wie gestern, aber an einer Stelle kommt uns ein Orang-Utan Weibchen mit ihrem Jungen entgegen und die beiden gleiten nur wenige Meter entfernt durch die Baumwipfel. Wow, was für ein Anblick!
Der Kleine macht sogar eine kleine Pause und lässt erst mal ordentlich Wasser laufen. Zum Glück sind sie nicht direkt über uns, das wäre eklig gewesen. So ist es lustig.
Auf jeden Fall ist es toll, diese wunderbaren Geschöpfe so nah zu sehen. Ich werde nie genug davon bekommen.
Rafting mal anders
Irgendwann am frühen Nachmittag erreichen wir den Fluss und ab hier werden wir den Rest der Strecke in einer Art provisorischem Rafting-Floß zurücklegen. Doch bevor es losgeht, gibt es noch einmal Nasi Goreng, genau wie gestern.
Nasi Goreng ist auch so ein einfaches, aber leckeres Gericht, das man jeden Tag essen könnte. Und das tun die Einheimischen anscheinend auch. Wobei ich gehört habe, dass Nasi Kampur das Nationalgericht ist. Also im Prinzip Reis mit irgendwas gemischtem dazu, z.B. Gemüse und Fleisch.
Vor dem Essen lege ich mich zur Abkühlung in den Fluss. Das tut gut nach dem vielen Schwitzen im Dschungel. Dann essen wir und ich schaue unseren Guides zu, wie sie mit Hilfe anderer Einheimischer die Reifen für das Rafting zusammenbauen.
Sieht interessant und abenteuerlich aus. Love it!
Dann springt die komplette Gruppe in zwei dieser Flöße und los geht’s. Ich weiß nicht, wie lange die Fahrt dauert, aber es macht wahnsinnig viel Spaß, den Fluss hinunter zu gleiten, ab und zu die Stromschnellen zu durchqueren und dabei auch mal nass zu werden.
Gefährlich wird die Fahrt nie und wir brauchen auch nichts zu tun. Das Steuern übernehmen ausschließlich die Guides und deren Helfer.
In Bukit Lawang angekommen, steigen wir in unmittelbarer Nähe des Ida Guesthouse aus und damit endet die Tour.
Es war wirklich toll, auch wenn es natürlich immer ein bisschen mehr sein darf. Aber vom Schwierigkeitsgrad her war es schon eine etwas anstrengende Wanderung wegen der Hitze und der Luftfeuchtigkeit.
Aber jetzt ist alles gut und überstanden und ich bin wieder um viele Erfahrungen reicher. Toll!
Die 2-tägige Tour inkl. Rafting und Verpflegung hat mich übrigens 1.449.000 IDR (~90 EUR) gekostet. Für das Gebotene ein fairer Preis, wie ich finde. Daher kann ich die Tour durchaus weiterempfehlen.
Direkt danach beziehe ich mein Zimmer im Ida Guesthouse (130.700 IDR/Nach, ~8,10 EUR/Nacht), denn ich werde noch ein paar Tage hier in Bukit Lawang bleiben. Es gibt hier zwar nicht viel zu machen oder zu sehen, aber ein paar Tage nichts tun und sich erholen, das ist genau das, was ich jetzt nach dieser Wanderung brauche.
Chillen in Bukit Lawang
Die nächsten Tage bestehen aus langem Schlafen, einem großen Spaziergang von einem Ende von Bukit Lawang zum anderen und dem Beobachten des Dorflebens. Danach gehe ich meistens ins Ida Restaurant und arbeite ein wenig am Laptop.
Am Wochenende füllt sich Bukit Lawang merklich. Es sind sehr viele Menschen auf den Beinen und die meisten versammeln sich am Fluss zum Baden, Waschen und anderen für mich weniger erkennbaren Aktivitäten. Es hat schon fast etwas von einem Volksfest oder einer Kirmes. Auf jeden Fall interessant, so etwas einmal mitzuerleben.
Ich weiß bis heute nicht, ob das dort jedes Wochenende so abläuft oder ob es an diesem WE einen besonderen Anlass gab. Wer weiß.
Während des Troubles sprechen mich zwei Studentinnen aus Medan an, die eine Umfrage unter Touristen machen. Gerne beantworte ich ihre Fragen. Sie entschuldigen sich ständig für ihr Englisch, aber es ist wirklich gut. Nicht so bescheiden Mädels!
Es war auf jeden Fall lustig und ich habe die beiden später noch öfter gesehen, wie sie auch andere Touristen befragt haben.
Mir hat es in Bukit Lawang sehr gut gefallen. Man kommt sehr leicht in Urlaubsstimmung, da das ganze Dorf auch sichtlich auf Tourismus ausgerichtet ist, aber es fällt gar nicht so sehr auf, wie man vielleicht befürchten würde.
Ständig sieht man die Träger, die die Reifen für das nächste Rafting flussaufwärts schleppen und später die nächste Gruppe an Touristen flussabwärts schippern. Lustig.
Auch das Essen ist in Bukit Lawang recht gut. Es gibt zwar keine ausgefallenen westlichen Restaurants, aber dafür sehr gute und preiswerte einheimische Küche. Nasi Goreng, Gado-Gado oder leckere Bananen-Pancakes zum Frühstück oder mein neues indonesisches Lieblingsgericht Asam Manis Sayuran (1. Bild von rechts), Gemüse in einer leicht scharfen süß-sauren Sauce. So lecker!
Bei einem meiner Erkundungsgänge entdecke ich zwei deutsche Firmenschilder, was mich sehr erstaunt.
Wie sich herausstellt, gibt es hier ein größeres Gelände, das von einem Deutschen betrieben wird. Hauptsächlich Tourismus, aber anscheinend versucht er auch das Thema Nachhaltigkeit und Müllentsorgung inkl. Recycling im Ort zu etablieren.
Leider habe ich das alles zu spät erst am letzten Tag entdeckt, sonst hätte ich mir das näher angeschaut und erklären lassen.
Auf jeden Fall klingt es interessant und ich hätte es an so einem Ort eigentlich nicht erwartet. Die Welt ist immer für eine Überraschung gut, oder?
Dann geht auch meine Zeit in Bukit Lawang zu Ende. Ehrlich? Ich hätte es locker auch 2 Wochen hier ausgehalten. Es hat mir sehr gut gefallen und ich würde gerne wiederkommen.
Morgen geht es weiter nach Medan. Mal sehen, ob ich diesmal Zeit habe, mir die Stadt anzuschauen.
CU Ingo.
Moin Ingo,
das sah für mich alles nach einem echten Abenteuer aus hier in Bukit Lawang. Das indonesische Essen ist schon der Knaller. Einfach aber gut. Da hast Du tolle Erlebnisse haben dürfen.
Genauso viel Spaß wünsche ich Dir für die Philippinen und dass Du dort den Manfred treffen kannst.
LG Alf
Hi Alf!
Danke fürs Vorbeischauen.
Ja, im Dschungel ist schon noch so etwas wie ein kleines Abenteuer. Hat auf jeden Fall Spaß gemacht, auch wenn es ziemlich anstrengend war. Hab noch nie so viel geschwitzt wie die 2 Tage.
Und wenn dann so ein Orang-Utan Weibchen mit ihrem Jungen in 2 Metern an dir vorbeiläuft, dann hat sich der Aufwand auf jeden Fall gelohnt!
Grüße aus Moalboal.
CU Ingo.