:: 19.05.2024 bis 21.05.2024 – Huaraz & Laguna 69, Peru ::
Huaraz, die letzte echte Station bevor es für ein paar Tage zurück nach Lima geht und spätestens dann die Heimreise nicht mehr aufzuschieben ist. Aber darüber mache ich mir jetzt noch keine großen Gedanken, denn für diese drei Tage hier in Huaraz habe ich mir einen richtig dicken Brocken vorgenommen.
Ich möchte in den Anden wandern gehen. 🙂
Unterwegs in Huaraz
Nachdem ich allerdings die letzten 2 Tage unterwegs war, um überhaupt hierher zu kommen, lasse ich es am ersten Tag in Huaraz ruhig angehen. Ich schlafe lange aus, lasse mir vom Hostelbesitzer, der wenigstens ein bisschen Englisch spricht, die örtlichen Transportmöglichkeiten erklären und mache dann erstmal einen ersten größeren Spaziergang.




Als schön würde ich Huaraz jetzt nicht bezeichnen, aber es gibt zumindest ein paar interessante Ecken. Außerdem merkt man schon einen kleinen Unterschied zu anderen Städten in Peru. Ich kann es nicht richtig beschreiben, aber so wie in Deutschland der Norden und der Süden auch ein unterschiedliches Flair haben, so kommt es mir auch hier vor.
Auf jeden Fall wirkt Huaraz auf mich in weiten Teilen noch sehr authentisch, auch wenn es Ausgangspunkt für unzählige Wandertouren in die Anden ist und somit der Tourismus schon sehr präsent ist. Neben einigen westlich geprägten Restaurants gibt es aber genügend lokale Essensmöglichkeiten inkl. außergewöhnlich viel Street Food.
Schon beim ersten Spaziergang durch die Stadt bekommt man einen Vorgeschmack auf die Anden, denn bei guter Sicht sieht man von überall die umliegenden Berge mit ihren schneebedeckten Gipfeln. Toll!
Ich weiß nicht genau, wann ich aufgestanden bin und wie lange ich schon durch die Stadt laufe, aber irgendwann treibt mich der Hunger ins Canttú Café. Das Ambiente ist nicht besonders, aber das Essen ist sehr lecker und es gibt eine große Auswahl an vegetarischen Gerichten und auf Wunsch auch viele vegane Gerichte.
Ich habe diesen Ort wieder einmal über die Happy Cow App gefunden. Ich liebe es einfach!

Das Frühstück überspringe ich und es gibt gleich einen leckeren Veggie-Burger mit Ei und danach etwas Süßes und Kaffee. Der Kaffee ist wie immer so la la. Es scheint wirklich schwer zu sein, guten Kaffee in Peru zu finden, aber dafür ist das Essen umso besser und vom Preis her noch fair. Etwas teurer als normal, aber die Qualität stimmt.
Hier werde ich noch öfters einkehren. 🙂
Einziger Nachteil, es gibt nur maximal 10 Sitzplätze und wenn alle besetzt sind, wird es sehr eng. Das Canttú Café ist ein sehr kleines Café.
Dann laufe ich weiter durch Huaraz. Ein sehr ausgedehnter Spaziergang, mit dem ich mehr oder weniger den Rest des Tages ausfülle.
Auf dem Rückweg zum Hostel komme ich an einem K-Food-Laden vorbei. Die gibt es in Peru wirklich in jeder Stadt. Gut für mich, so kann ich meine Vorräte auffüllen. Aber nicht so viel, denn so lange werde ich nicht mehr unterwegs sein.
Zurück im Hostel mache ich mir einen der gerade gekauften Ramen und Tee. Es ist kalt und ich brauche etwas Warmes im Bauch. So ein Spicy Korean Ramyeon hilft auf jeden Fall, die innere Heizung anzuwerfen. Ha ha!
Viel passiert dann nicht mehr, aber ich lese noch einen Beitrag über eine kleine Wanderung, die ich morgen machen möchte.
Wanderung zur Laguna Wilcacocha
Am zweiten Tag mache ich mich viel früher auf den Weg. Schon um 10:00 Uhr sitze ich wieder im Canttú Café und genieße ein leckeres Frühstück.


Das ist die Stärkung für eine „kleine“ Wanderung hinauf zur Laguna Wilcacocha, die mir von einigen als Probewanderung für morgen empfohlen wurde.
Dazu muss ich aber erst mit dem Collectivo ein Stück aus Huaraz herausfahren. Das mit dem Collectivo ist nicht immer so einfach, wenn man wie ich kaum Spanisch spricht. Um Komplikationen zu vermeiden, laufe ich wie gewohnt zuerst an den Stadtrand, bis es nur noch eine Straße gibt, die in meine Richtung führt. Jedes Collectivo, das jetzt hier vorbeikommt, fährt ja nun zwangsläufig in meine Richtung.
Auch hier klappt es wunderbar. Ich halte eines der vorbeifahrenden Collectivos an und steige ein. Dank Googlemaps weiß ich auch, wann ich am Ausgangspunkt der Wanderung bin und gebe dem Fahrer zu verstehen, dass ich aussteigen möchte.



Das war dann auch alles recht einfach und hat mich nur 2 PEN (~0,50 EUR) gekostet. Ein privater Fahrer, der mir vom Hostel auf Anfrage angeboten wurde, sollte 15 EUR kosten und noch mehr, wenn er mich wieder abholt.
Prust! Ne nicht mit mir. Collectivos rules! Spar-High-Five! 😀
Dann laufe ich los. Zur Orientierung benutze ich übrigens Komoot, aber es gibt eigentlich überall so viele Schilder, dass man auch ohne auskommt. Ich habe es einfach gerne als Backup dabei und kann immer schnell nachschauen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist.
Easy of mind ist viel wert, wenn man sich auf über 3.500 Meter Höhe den Berg hinauf schleppen muss. 😉





Schon beim Aufstieg wird man mit herrlichen Ausblicken belohnt.
Es dauert eine ganze Weile, und ein Teil des Weges ist ziemlich steil, auch wenn er gut begehbar ist, da er größtenteils der Straße folgt (eher ein Schotterweg). Es ist die Höhe, die einem immer wieder die Unzulänglichkeiten des eigenen Körpers vor Augen führt. Und ich gehöre schon noch eher zu den Fitten.
Egal wie, ich komme natürlich nach einiger Zeit oben an und kann dann erst einmal in Ruhe verschnaufen.





Die Laguna Wilcacocha selbst ist jetzt nicht sooo spektakulär, aber immerhin ist durch die leichte Bewölkung ein interessantes Spiegelbild auf dem Wasser zu sehen. Aber was mir noch besser gefällt, ist, dass kaum jemand hier ist und es hier oben sehr ruhig ist. Man hört fast nur die Tiere und das genieße ich einfach. Da merkt man immer, wie laut und hektisch es in den Städten ist.
Ich umrunde die Lagune einmal und genieße die Ruhe eine ganze Weile. Toll!
Hier oben stehen auch 2-3 Häuser und vor ihrer Hütte sitzt ein altes Ömchen mit Blick aufs Wasser und näht etwas. Als ich näher komme, fragt sie mich, ob ich Wasser oder etwas anderes kaufen möchte. Wohl wissend, dass sie mehr verlangen wird, nehme ich trotzdem eine Coca-Cola. Ich bin mir sicher, dass sie hier oben nicht viel Geld verdienen kann und das ist besser als betteln. 10 PEN bezahle ich, das sind ca. 2,50 EUR. Im Kopf bezahle ich 0,50 EUR für die Cola und 2,00 EUR sind eine Spende. Das passt dann schon!
Nebenbei darf ich einen Blick in ihr Haus werfen. Es hat mich schon immer interessiert, wie die einfachen Leute in Peru leben.

Interessant. Sehr spartanisch und unordentlich, aber so habe ich es mir ungefähr vorgestellt. Und ich werte das nicht. Es ist nur eine Beobachtung.
Dann verabschiede ich mich vom Ömchen und mache mich auf den Rückweg. Es war schön hier und ein guter Test für morgen. Ich wollte einfach mal sehen, ob ich nach ein paar Tagen auf Meereshöhe Probleme mit der Höhe bekomme. Habe ich aber nicht, was mich freut.
Unten im Tal angekommen, fällt mir mal wieder auf, wie verantwortungslos die Peruaner mit ihrem Müll umgehen. Es fällt schwer, nicht den Moralapostel zu spielen, wenn man so etwas sieht.

Kann man machen. Einfach das ganze Plastik den Hang runter in den Fluss werfen. Argh!
An der Straße angekommen, stelle ich mich in den Schatten und warte auf ein Collectivo. Es ist zwar nicht sehr heiß, aber in dieser Höhe die ganze Zeit in der Sonne zu stehen, ist auch nicht gut.
Wie ich so dastehe, sehe ich ein europäisch aussehendes Paar auf ihren Jeep zugehen. Sie steigen ein und als sie losfahren, halten sie bei mir an und fragen, ob ich nach Huaraz möchte. Juhu, das nenne ich Glück und sehr aufmerksam von den beiden. Läuft!
Ich steige ein und auf der Fahrt nach Huaraz unterhalten wir uns über unsere Reisen. Die beiden sind Neuseeländer und machen eine mehrmonatige Tour mit ihrem Jeep durch Lateinamerika.
In Huaraz angekommen, lassen sie mich auf dem zentralen Platz aussteigen und ich verabschiede mich mit einem letzten Dankeschön fürs Mitnehmen. Das war toll!
Es ist erst Nachmittag und obwohl ich ein ausgiebiges Frühstück hatte und ein paar Kekse mit auf die Wanderung genommen habe, bin ich leicht hungrig.


Also gibt es einen Snack und einen Kaffee. Die Guacamole entpuppt sich als ordentliche Portion und macht richtig satt. Und der Kaffee ist endlich mal einer der besseren. Lavazza habe ich früher sehr oft getrunken, ist aber mittlerweile in meinem Ranking etwas abgerutscht. Hier aber reicht es für ein schönes Gefühl der Befriedigung nach einem Kaffee.
Ich bin so satt, dass ich abends im Hostel nur noch einen Ramen essen werde. Ha ha!
Vorher drehe ich aber noch eine große Runde durch Huaraz. Später im Hostel geht es jedoch früh ins Bett. Ich will fit sein für morgen.
Wanderung zur Laguna 69
Heute steht (hoffentlich) ein Highlight auf dem Programm und gleichzeitig wohl der Abschluss meiner Peru-Reise. Natürlich steht dann auch noch Lima aus, aber ob es dort wirkliche Highlights geben wird, wage ich mal zu bezweifeln.
Ich möchte heute zur Laguna 69 wandern. Unter den Tageswanderungen gilt diese als eine der schwierigeren, sowohl wegen der Höhe im Allgemeinen als auch wegen der beiden Anstiege, die man auf dem Weg bewältigen muss.
Der Bequemlichkeit halber habe ich eine Tour gebucht (für 25 USD bei Peru Qorianka), da man bis zum Start der Wanderung doch ein ganzes Stück fahren muss und ich mir aufgrund der Abgeschiedenheit nicht sicher war, ob ich jemals wieder von dort wegkommen würde.
Und so stehe ich eines Morgens gegen 5:00 Uhr mal wieder irgendwo in einer peruanischen Stadt auf der Straße und warte darauf, abgeholt zu werden.
Ich werde das vermissen. 😀
Das Abholen klappt wie immer sehr gut und so bin ich irgendwann auf dem Weg zum Ausgangspunkt der Wanderung, aber nicht ohne vorher noch einen Frühstücksstopp einzulegen.

Dieses Mal mit einem speziellen Gast. 😀
Das Huhn schaute neugierig und hätte mich nicht gestört, aber der Kellner verscheuchte es bei der ersten Gelegenheit. Lustig war es trotzdem.
Nach dieser Slapstick-Einlage geht es noch ein Stück weiter, und bevor wir endgültig am Ausgangspunkt ankommen, machen wir noch einen kurzen Stopp an einem See.



Oh wow! Das ist ja bereits ein kräftiges Türkis, nicht wahr? Sehr interessante Farbe!
Gut gut, das war ein schöner Start. Noch ein paar Minuten weiter gefahren und wir sind am eigentlichen Ausgangspunkt der Wanderung zur Laguna 69. Jetzt kann es endlich losgehen.








Die Wanderung beginnt zunächst ganz einfach in einem Tal und man folgt einem Bach flussaufwärts. Alles ist idyllisch und man fühlt sich fast wie Frodo im Auenland zu Beginn seines Abenteuers.
Dann beginnt der erste Anstieg und puh, der hat es schon in sich. Gestern waren es insgesamt 550 Höhenmeter (höchster Punkt 3.720 Meter und tiefster Punkt 3.180 Meter) und das hier heute beim ersten Anstieg sind auch schon so um die 500 Höhenmeter, wenn mich nicht alles täuscht.
Insgesamt sind es laut Komoot heute „nur“ 720 Höhenmeter, der höchste Punkt liegt aber immerhin auf 4.600 Metern. Die Wanderung ist auf Komoot als schwer eingestuft.
Am Anfang denke ich noch, wo es schwierig sein soll, aber nach dem ersten Anstieg weiß ich, dass es eine spannende Herausforderung ist.
Nach dem ersten Anstieg geht es ein Stück bergab zu einem kleinen Bergsee.


Nein das ist noch nicht die Laguna 69. 😉
Aber auch hier ist es bereits sehr schön und wieder ist es die Stille, die mich am meisten beeindruckt. Die Stille mit dem Bergpanorama. Einfach großartig!
Dazu muss ich sagen, dass ich eigentlich kein Bergmensch bin. Wenn ich die Wahl zwischen Meer und Bergen habe, entscheide ich mich meistens für das Meer. Sagen wir von 10 Möglichkeiten, vielleicht 8-9 Meer und vielleicht 1-2 Berge.
Aber wenn ich in den Bergen bin, dann kann ich das wirklich genießen. Die Berge sind schon faszinierend, aber auch immer ein bisschen angsteinflössend. Allein der Gedanke an einen Wetterumschwung und dass es plötzlich schneien könnte oder ähnliches, lässt mich sehr viel Respekt vor den Bergen an sich haben.

Solchen Gedanken hänge ich nach, während ich mich langsam den zweiten Anstieg hochschleppe. Wobei ich sagen muss, dass es mir super geht. Aus unserer Gruppe sind maximal ein oder zwei Leute vor mir und der Großteil ist hinter mir nicht mehr zu sehen.
Es ist zwar kein Wettbewerb hier, aber ich bin schon ein bisschen stolz auf mich. 🙂
Und irgendwann schaffe ich auch den zweiten Anstieg und sehe das, wofür ich hergekommen bin, die Laguna 69.



Wow! Was für eine Farbe. Ich weiß nicht, ob das auf den Fotos so rüberkommt, aber das Türkis ist so krass. Klar, wenn die Sonne scheint und weniger, wenn es bewölkt ist, aber ich habe Glück und die meiste Zeit scheint die Sonne.
Ich setze mich und … nein, die Stille kann ich hier leider nicht genießen, denn am Endpunkt der Wanderung versammeln sich doch einige Menschen und die Stille und das Genießen der Natur scheint bei den wenigsten Priorität zu haben.
Aber das ist in Ordnung, damit komme ich klar. Womit ich weniger klar komme, sind die Idioten, die meinen, hier baden zu müssen. Dabei steht am Eingang und auch hier oben auf allen Schildern, dass Baden im Nationalpark (man zahlt übrigens 30 PEN Eintritt, das sind ca. 7,45 EUR) natürlich nicht erlaubt ist.
Das interessiert einige jedoch nicht und ich finde es schade, dass die Guides nicht direkt und sofort etwas sagen. Zum Glück gibt es nur wenige Idioten und der eine oder andere Wanderer weist einmal freundlich auf die Schilder hin und dann gehen sie meist auch gleich wieder aus dem Wasser, aber warum nicht einfach vorher den Kopf einschalten?
Manche Menschen sind einfach nur dumm oder ignorant. Ich weiß nicht, was schlimmer ist. 🙁
Egal, ich lasse mir die Laune nicht verderben und genieße das Panorama. Denn nicht nur das türkisblaue Wasser ist beeindruckend, nein, auch die schneebedeckten Berge, die sich dahinter auftürmen, wissen zu beeindrucken.
Eindrucksvoll ist auch, dass man es immer wieder knacken hört. Das soll das Eis auf den Bergen sein, das teilweise in der Sonne bricht. Ab und zu sollen dann kleine Eis- oder Schneelawinen in die Laguna stürzen, aber während meines Aufenthaltes ist das leider nicht passiert.
So sitze ich da und schaue mir das Spektakel an, esse währenddessen meine mitgebrachten Kekse und trinke dazu einen leckeren koreanischen Aloe-Vera-Saft.
Ähnlich wie bei meinem Ausflug auf den Rainbow Mountain ist es auch hier wieder so, dass der Rest der Gruppe nach und nach eintrifft und die letzten mit dem Guide zu einem Zeitpunkt, an dem sie nur noch wenige Minuten Zeit haben, bevor sie den Rückweg antreten müssen, um rechtzeitig für die Rückfahrt am Bus zu sein.
Aber immerhin scheinen es alle bis hierher geschafft zu haben. Toll, denn ich fand die Wanderung schon ziemlich schwierig. Nicht schwierig im Sinne von alpinistisch oder so, nein, einfach wegen der Höhe und der zwei steilen Anstiege.
Gut, irgendwann mache ich mich auf den Rückweg, nicht ohne einen letzten Blick auf die Laguna geworfen zu haben. Schon ein besonderer Ort!

Wer kann, sollte sich das mal auf die Bucket Liste setzen. 😉
Beim Abstieg kommen mir nicht wenige entgegen und fragen, wie weit es noch ist. Wäre es nicht lustig, hier alle zu demotivieren und zu sagen, dass es noch ewig weit ist? Okay, das mache ich nicht, ich motiviere sie eher, dass sie es fast geschafft haben. Ja, ja!
Auf dem Rückweg genieße ich natürlich noch einmal das tolle Panorama und die Ruhe, wenn man dann wieder alleine unterwegs ist.



Vor allem unten im Tal, nahe dem Ausgangspunkt der Wanderung, stellt sich sofort wieder dieses Auengefühl ein. Traumhaft und die Temperaturen sind perfekt. Überhaupt hatte ich viel Glück mit dem Wetter. Der Winteranfang Ende April und der ganze Mai scheinen mir eine sehr gute Reisezeit für Peru zu sein. Noch nicht zu kalt und viel Sonne.
Als ich es geschafft habe, kann ich mich endlich auf eine Bank setzen und den Rest der Zeit genießen. Okay okay, ich gönne mir eine Coca-Cola und weil es keine Zero gibt, eine richtige mit viel Zucker. Die hab ich mir verdient. Ha ha!
Es dauert dann eine ganze Weile, bis alle aus der Gruppe eintrudeln, aber irgendwann sind alle wieder da. Sehr gut!
Dann geht es mit dem Bus die gleiche Strecke zurück, bis wir kurz nach Einbruch der Dunkelheit wieder in Huaraz ankommen.
Eine musikalische Entdeckung
Kennt ihr das, wenn man eine bestimmte Musik, ein bestimmtes Album oder eine bestimmte Band mit einem ganz bestimmten Ereignis, einer bestimmten Zeit oder einem ganz bestimmten Ort verbindet und die Bilder von dem Ereignis, der Zeit oder dem Ort sofort wieder in den Kopf kommen, wenn man diese Musik hört?
So geht es mir zum Beispiel mit der Band Texas und dem Song Summer Son bzw. dem Album Hush. Ich mochte Texas schon wegen des Vorgängeralbums White On Blonde, aber auf meiner mehrwöchigen Reise durch England, Schottland und Irland mit dem InterRail-Ticket lief der Song in England im Sommer 1999 rauf und runter.
Seitdem habe ich sofort die Bilder von damals im Kopf, wenn ich dieses Lied oder etwas von diesem Album höre. Mit solchen sentimentalen Verbindungen kann auch durchschnittliche Musik zu etwas Besonderem werden.
Auf meiner Weltreise habe ich bisher schon so einige Musik neu wahrgenommen und gerade in Asien war das für mich in Japan zum Beispiel die Band Yoasobi. Aber Asien ist lange her, jetzt bin ich hier in Peru in den Anden.
Zurück in Huaraz bin ich eigentlich ziemlich kaputt von der anstrengenden Wanderung zur Laguna 69 und freue mich auf ein leckeres Essen in meinem Lieblingscafé Canttú. Da laufe ich hin, nur um festzustellen, dass es geschlossen hat.
Wieso? Weshalb? Ich werde es nie herausfinden. 🙁
Schade, denke ich mir, denn das wäre jetzt der perfekte Abschluss eines bis dahin tollen Tages gewesen. So streife ich noch ein wenig durch die Stadt und schnappe mir an einem der Stände eine Portion Salchipapas, damit ich wenigstens etwas im Magen habe. Im Hostel kann ich dann ja noch den letzten Ramen verdrücken, dann ist das Thema K-Food im Rucksack mitschleppen endlich durch.
Als ich mich auf den Weg zum Hostel machen will, fällt mir eine Straße auf, die ich die Tage hier in Huaraz noch nicht entlanggelaufen bin und ich beschließe spontan, noch einmal 200 bis 300 Meter auf der einen Straßenseite hinauf und auf der anderen zurückzulaufen. Der Hintergedanke, vielleicht finde ich zum Abschluss noch irgendwo einen Kaffee.
Und dann passiert wieder mal etwas, das mich an Schicksal glauben lässt. Manche nennen es einfach Glück, aber das würde der Situation nicht gerecht werden.
Ich bin gerade mal 100 Meter gelaufen, als ich ein relativ modern eingerichtetes Café sehe, das total einladend auf mich wirkt. Wie gesagt, modern eingerichtet mit einer kleinen Theke und vielen leckeren Teilchen im Angebot. Dazu ein Kaffeeangebot, wie man es von modernen Coffee Shops kennt.

Okay und das Ding entdecke ich am letzten Tag quasi in letzter Minute hier in Huaraz? Mhhh okay.
Ich probiere direkt mal so einen großen Keks mit einer cremigen Schokoladenschicht dazwischen. Keine Ahnung, wie er genau heißt, aber es gibt ihn hier überall und er scheint eine große Sache zu sein. Schmeckt auch ganz gut, wird aber jetzt nicht mein neuer Lieblingskeks. Dafür ist er mir zu süß.
Woran merkt man, dass man alt wird? Wenn man ständig sagt: Das ist aber schön, dass es nicht so süß ist! 😀
Aber das wäre alles nicht so interessant, wenn nicht ganz unbewusst noch etwas sehr Angenehmes passieren würde. Ich spreche von der Musik, die im Hintergrund läuft und die mir sofort gefällt. Spanisch und rockig. Diese ganze Latino-Musik bisher fand ich zwar auch ganz interessant, so als Hintergrundbeschallung, aber nichts, was ich mir zu Hause auflegen und hören würde.
Aber das hier ist anders. Genau auf meiner Wellenlänge. Wer ist das? Schnell Shazam angeworfen und … es ist Maná, eine mexikanische Rockband. Wobei Rockband jetzt sehr weit gefasst ist. Der Stil ist irgendwo zwischen Rock und Pop. Aber, und das ist mir wichtig, immer mit Gitarre.
Ich persönlich bin ja der Meinung, dass Musik ohne Gitarre keine Musik ist.
Und wer etwas anderes behauptet, hat keine Ahnung. Punkt! 😉
Auf jeden Fall lade ich mir das Album (MTV Unplugged, das waren noch Zeiten) direkt auf mein iPhone und werde es mir bei nächster Gelegenheit anhören.
Die Band gibt es gefühlt schon seit den 70ern und das MTV Unplugged Album ist auch schon von 1999. Boah, das ist 25 Jahre her? Wahnsinn!
Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass dieses Album nach meiner Rückkehr nach Deutschland bei mir rauf und runter laufen wird. Es ist so gut und ich habe wirklich in letzter Minute die Musik gefunden, die mich für immer an meine Zeit in Mittel- und Südamerika erinnern wird.
Das Leben ist manchmal echt verrückt, oder?
Und sonst so?
Das war’s dann wohl mit meiner Zeit in Peru, oder? Oh, fast, es kommt noch Lima für ein paar Tage, aber in Sachen Action und so war es das wohl.
Ich bin froh, dass ich den Abstecher nach Huaraz gemacht habe, auch wenn es etwas abseits meiner eigentlichen Route liegt. Die Wanderung zur Laguna 69 hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn so etwas habe ich in dieser Form noch nicht gesehen. Wieder ein Erlebnis mehr, von dem ich noch lange zehren werde.
Morgen geht es also nach Lima, der Hauptstadt Perus. So richtig viel Gutes habe ich von dieser Stadt noch nicht gehört und die meisten nutzen sie nur als Sprungbrett oder Ausgangspunkt für ihre Reise durch Peru.
Ich habe 4 Tage dort geplant. Mal sehen, ob das Zeitverschwendung ist oder nicht.
CU Ingo.