:: 04.01.2024 bis 07.01.2024 – Atami (El Tunco/El Zonte), El Salvador ::
Was macht man den ganzen Tag in einem winzigen Beach Village an der Pazifikküste El Salvadors? Na chillen, das ist doch wohl klar. Lange schlafen, nach dem Aufstehen einen schönen ausgedehnten Strandspaziergang machen, dann in der Hängematte im wahrsten Sinne des Wortes abhängen und abends etwas Leckeres zu essen suchen.
Klingt doch ganz nett, oder?
Okay, das mit dem leckeren Essen gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn in Atami gibt es nur wenige Restaurants und die bieten fast ausschließlich einheimisches Essen an. Klingt an sich cool, aber das salvadorianische Essen ist in meinen Augen jetzt kein kulinarisches Highlight. Leider.
Alles Käse
Die allgegenwärtigen Pupusas (das Nationalgericht El Salvadors) esse ich natürlich trotzdem, aber nach ein paar Tagen wird es langweilig, denn als Vegetarier habe ich nur die Wahl zwischen roter Bohnenpaste und Käse, wahlweise auch in Kombination. Einfach mal Gemüse rein? Fehlanzeige. Argh!
Und man muss ehrlich sagen, dass der Käse hier auf dem amerikanischen Kontinent oft richtiger Müll ist. Ich weiß nicht, aber 2 von 3 Mahlzeiten mit Käse schmecken nicht gut, nur weil das Zeug so nach Pappe schmeckt. Und egal, ob Mozzarella oder Gauda draufsteht, es schmeckt alles gleich schlecht und die Namen haben nichts mit dem zu tun, was wir uns darunter vorstellen.
Da freue ich mich direkt auf Deutschland, um wieder mal guten Käse zu essen (am liebsten aus der Schweiz, Frankreich oder den Niederlanden, aber es gibt auch guten deutschen Käse). Das hört sich jetzt so an, als hätte ich einen richtigen Heißhunger darauf. Habe ich aber nicht. Die Weltreise hat mir geholfen, mich noch mehr vom Käse zu entwöhnen als ohnehin schon.
Das ist mir alles gerade eingefallen, weil es die besagten Pupusas hier fast immer nur mit Käse gibt, und der schmeckt so überhaupt nicht. Außerdem gibt es ja sonst nicht viel Interessantes aus Atami zu berichten, also sei mir dieser kleine Exkurs in die Welt des Käses gestattet.
Tote Hose in Atami
Ich habe es in der Einleitung bereits gesagt: In Atami ist nichts los. Einfach so gar nichts. Ideal also, um sich zu entspannen und nichts zu tun. Wer ein bisschen Action braucht, sollte wohl eher nach El Tunco oder El Zonte gehen oder muss mit dem Uber/Taxi oder Bus hin- und herfahren, was allerdings relativ unkompliziert ist.
Ich schlafe hier jeden Tag ziemlich lange, aber irgendwann treibt einen die Hitze nach draußen, denn es gibt keine Klimaanlage im Zimmer und irgendwann staut sich die Luft unter dem Dach so, dass es richtig heiß wird.
Aber dafür gibt es überall auf dem Gelände Hängematten, in denen es sich viel besser aushalten lässt. Hier macht das Hostel seinem Namen alle Ehre: Hammock Plantation! Sehr schön.
Aber jeden Tag, nachdem ich aufgestanden bin, gehe ich zuerst an den Strand und drehe eine Runde.
Ich laufe auch die Hauptstraße einige Male rauf und runter, und der Höhepunkt sind immer die Frauen, die mit bloßen Händen die heißen Pupusas auf dem Grill wenden. Haben die Asbestfinger oder wie machen sie das? Ich würde mir alles verbrennen!
Außerdem hole ich mir jeden Tag ein Eis an einem kleinen Kiosk. Nach 2-3 Tagen muss ich gar nichts mehr sagen und bekomme alles direkt in die Hand gedrückt, wenn ich mich dem Kiosk nähere. Ha ha!
Wenn ich dann wieder im Hostel bin, setze ich mich irgendwo draußen hin und arbeite ein bisschen am Laptop, immer wieder unterbrochen von langen Pausen in der Hängematte, wenn mir danach ist. Oder ich springe in den Pool. Ja, hier gibt es einen Pool!
Hatte ich bei der Buchung gar nicht gesehen. Toll!
But that’s it! Das ist alles, was in Atami passiert.
Langweilig? Ja! Aber geil! 😀
Zu Fuß zum Bitcoin Beach
Gut, es gibt eine Ausnahme. An einem Tag gehe ich einmal zu Fuß nach El Zonte. Das sind nur 3-4 Kilometer und geht recht flott. Die Straße führt ein Stück den Berg hinauf und man hat von dort aus einen schönen Blick auf den Pazifik.
Dort angekommen sehe ich auf den ersten Blick, warum El Zonte auch Bitcoin Village oder Bitcoin Beach genannt wird. Ãœberall kann man mit Bitcoin bezahlen.
Von hier aus verbreitete sich die Idee des Bitcoins als Zahlungsmittel in El Salvador, und irgendwann griff der neue Präsident die Idee auf und setzte sie um. Tatsächlich ist El Salvador bis heute (Stand Januar 2024) das einzige Land, in dem Bitcoin ein offizielles Zahlungsmittel ist.
Das heißt, jedes Geschäft muss Bitcoin akzeptieren. Ist doch lustig, wenn man bei McDonald’s seinen BigMac mit Bitcoin bezahlen kann, oder?
Es gibt Ausnahmen, aber grundsätzlich funktioniert es gut. Für die Verkäufer ist es auch kein unnötiges Risiko, da sie bei jeder Transaktion entscheiden können, ob sie die Zahlung in Bitcoin oder direkt in US-Dollar erhalten möchten.
Ich finde die Umsetzung sehr gelungen und mir gefällt die Idee eines alternativen Zahlungsmittels. Ich hoffe, dass El Salvador zeigen kann, dass dies erfolgreich umgesetzt werden kann und dass sich andere Länder anschließen.
Als Realist habe ich allerdings meine Zweifel, denn die Staaten geben die Kontrolle über etwas so Wichtiges wie die Währung nur ungern aus der Hand. Trotzdem bin ich gespannt, was die Zukunft in dieser Hinsicht noch bringen wird.
Als ich in El Zonte bin, nutze ich die Gelegenheit, in ein vernünftiges Restaurant zu gehen, in der Hoffnung auf ein gutes vegetarisches Essen. Aber als ich die Preise sehe, wäre ich am liebsten gleich wieder gegangen.
El Salvador ist an sich ein recht günstiges Land, aber ich scheine mir hier einen Nobelschuppen ausgesucht zu haben. Die Preise sind sehr hoch. Deshalb gönne ich mir nur eine Guacamole mit Bananenchips und eine Kokosnuss. Zumindest war es sehr lecker. Immerhin.
Dann geht es mit dem Bus (fährt ständig irgendeiner vorbei) zurück nach Atami, wo immer noch nichts los ist. 😀
BTW am Strand fand ich eine tote Tarantula. Zumindest vermute ich, dass es eine Tarantula ist. Leider ist sie aber wohl ertrunken. Schade, so ein schönes Tier!
Und sonst so?
Weil mir die Käse-Pupusas irgendwann zum Hals raushängen und ich zum Glück noch den fahrenden Gemüsehändler erwische, denn der ist meistens schon weg, wenn ich aufstehe, kaufe ich mir einen großen Brokkoli und habe endlich mal wieder Gemüse auf dem Tisch.
Ja Brokkoli. Pur mit Nichts. Sooo lecker! 🙂
Natürlich kaufe ich mir auch Bananen und eine Papaya, damit ich wenigstens ein paar Vitamine zu mir nehme. In den Käse-Pupusas ist doch nichts Gesundes drin, oder? Insgesamt kommt mir das Essen hier in Zentralamerika sowieso sehr ungesund vor. Aber gut, das Fass mach ich jetzt nicht schon wieder auf. Jeder wie er mag.
Einen großen Vorteil haben die Pupusas allerdings: Sie sind spottbillig. Pur bekommt man schon 5-10 Stück für 1-2 Dollar und das ist wahrscheinlich noch der Gringo-Preis. Für 2-3 gefüllte Pupusas habe ich selten mehr als 2-3 Dollar bezahlt. Spar-High-Five!
Da ich diesmal viel Zeit im Hostel verbringe, Alternativen zum Arbeiten gibt es in Atami einfach nicht, komme ich mit relativ vielen Leuten ins Gespräch. So habe ich einige nette Gespräche mit Langzeitreisenden, die mit ihrem eigenen Van durch Zentralamerika reisen. Das ist auch mal spannend, Reisegeschichten aus deren Perspektive zu hören.
Monatelang mit dem eigenen Camper unterwegs zu sein, kann ich mir auch gut vorstellen. Mal sehen, ob ich irgendwann das Geld dafür zusammen bekomme.
Auch mit der Frau, die hier mit ihrer Familie das Hostel betreibt, komme ich immer wieder ins Gespräch und kann alle meine Fragen zu El Salvador und den Nachbarländern loswerden. Das ist mal eine nette Abwechslung, denn oft sprechen die Einheimischen leider kein Englisch und mein Spanisch ist einfach zu schlecht für eine richtige Konversation.
So vergehen die wenigen Tage, die ich hier bin, trotz der „Langeweile“ recht schnell und morgen geht es schon weiter. Ich plane einen kurzen Zwischenstopp in San Miguel, bevor es über die Grenze nach Honduras geht. Dazu muss ich auch durch die Hauptstadt San Salvador, inklusive Umsteigen, was ich eigentlich vermeiden wollte.
Ich habe die Tage hier in Atami jedenfalls genossen. Ab und zu mal nichts tun ist genau das Richtige. Die Batterien aufladen für das nächste Abenteuer.
Na ja, mal sehen. Es bleibt auf jeden Fall spannend.
CU Ingo.