Weltreise Step #154: In Santa Ana, El Salvador

Santa Ana 2024 Titel

:: 28.12.2023 bis 02.01.2024 – Santa Ana, El Salvador ::

Ich bin in El Salvador. Klingt verrückt, ist aber so. Vor zwei Jahren noch eines der unsichersten Länder der Welt, ist es heute eines der sichersten in ganz Lateinamerika. Der neue Präsident hat in den letzten Monaten kräftig aufgeräumt, und auch wenn es so einige Kritik an seinem Vorgehen gibt, wird er im Land dafür von der Bevölkerung mehrheitlich gefeiert.

Etwas Ähnliches hatte ich bereits auf den Philippinen erlebt, wo die Berichterstattung über den damaligen Präsidenten (der den Krieg gegen die Drogenbanden eröffnete und alle gnadenlos einsperren ließ, wobei die Polizei sehr brutal vorging und auch Kollateralschäden in Kauf nahm) im Ausland extrem negativ war, weil man sich auf das Negative konzentrierte und das Positive nicht mal erwähnte.

Auch auf den Philippinen wurde der Präsident gefeiert, weil er für Ordnung und Sicherheit gesorgt hat. Wenn man bis zum Hals in der Sch*** steckt, dann feiert man so etwas und macht sich erst später Gedanken über die Menschenrechte von Drogendealern und Mördern oder über mögliche Kollateralschäden.

In ausnahmslos allen Gesprächen äußern sich die Salvadorianer mir gegenüber positiv über ihren Präsidenten. Und man merkt, dass dies nicht nur alibimäßig geschieht, sondern dass sie wirklich spürbar froh sind, dass sich ihre persönliche Lebenssituation in den letzten 1-2 Jahren zunehmend positiv verändert hat.

Und man merkt auch, dass sich die Leute hier noch richtig freuen, wenn sie Touristen sehen. Seit Sri Lanka ist es mir nicht mehr so oft passiert, dass mich fremde Menschen einfach auf der Straße ansprechen und fragen, woher ich komme, was ich hier mache und wohin ich will. Und sich dann bedanken, dass ich nach El Salvador gekommen bin.

Ich finde das einfach toll und habe so viele schöne Momente bei diesen oft sehr kurzen, aber herzlichen Begegnungen erlebt. Toll!

In Santa Ana

Okay, meine erste Station in El Salvador ist Santa Ana, die zweitgrößte Stadt des Landes.

Bei meinem ersten Rundgang durch die Innenstadt bin ich überrascht, wie klein und kompakt alles wirkt.

Es gibt den üblichen zentralen Platz mit der typischen (in diesem Fall sehr hübschen) Kirche bzw. Kathedrale, dazu einige öffentliche Gebäude und die üblichen Restaurants und Bistros.

Was mir total fehlt, sind Cafés! In der Innenstadt finde ich kein einziges Café, das diesen Namen verdient. Da vermisse ich sofort die vielen kleinen süßen Cafés in Antigua. Warum gibt es die hier nicht?

Okay, ich sehe auch nur sehr wenige Touristen. Das könnte es erklären. Die Einheimischen sind vielleicht nicht so auf Kaffeehäuser aus oder können es sich einfach nicht leisten und deswegen gibt es diese Kaffeehauskultur hier nicht.

So muss ich die Tage auf den örtlichen Starbucks ausweichen, der sich in einem Einkaufszentrum etwas außerhalb des Stadtzentrums befindet. Das ist in Ordnung, denn ich mag bekanntlich Starbucks.

Ansonsten gibt es in Santa Ana nicht wirklich viel zu entdecken, außer natürlich das alltägliche Leben, das sich auch hier größtenteils auf der Straße abspielt. Es macht einfach Spaß, so durch die Straßen zu schlendern und all die Stände mit dem bunten Treiben drumherum zu beobachten.

Dennoch bleibt festzuhalten, dass man wegen der Stadt selbst nicht unbedingt nach Santa Ana kommen muss oder wenn, dann vielleicht nur auf der Durchreise, mal für einen Nachmittag oder maximal einen Tag.

Raus aus Santa Ana

Vielmehr ist die unmittelbare Umgebung der Grund, warum man nach Santa Ana kommt.

Da ist zum einen der Lago de Coatepeque. Ein großer Kratersee in einem riesigen, längst erloschenen Vulkan.

Dort kann man, wenn man möchte, verschiedene Aktivitäten auf dem Wasser unternehmen oder sich in einem netten Restaurant oberhalb des Kraterrandes ein leckeres Essen und eine Kaffeespezialität schmecken lassen. Und dann hat man diese grandiose Aussicht. Geht es noch besser?

Die zweite Attraktion ist wohl die größte und bekannteste, weshalb auch die meisten Touristen nach Santa Ana kommen. Der Vulkan Santa Ana.

Dazu gleich noch mehr.

Und last but not least das sogenannte Cerro Verde, ein Naturschutz- und Wandergebiet, das landschaftlich sehr reizvoll sein soll.

Leider habe ich erst hier davon erfahren und daher keine Zeit für eine ausgiebige Wanderung eingeplant. Es passt einfach zeitlich nicht, also lasse ich diesen Punkt aus.

Auf jeden Fall hat man von Santa Ana aus eine Menge Möglichkeiten für Aktivitäten und Erlebnisse.

Der Santa Ana Vulkan: 1. Versuch

Kommen wir zu meiner etwas chaotischen Besteigung des Santa Ana Vulkans. Nachdem ich den Acatenango und den Fuego in Guatemala ausgelassen hatte, war die Besteigung des Santa Ana Vulkans ein Muss für mich.

Aber warum chaotisch?

Alles beginnt damit, dass ich am Abend vor Silvester im Hostel (ich nenne den Namen nicht, weil das Hostel wirklich keine Empfehlung wert ist) eine Belgierin kennen lerne, die gerade angekommen ist und auch auf den Santa Ana Vulkan möchte.

Ich hatte mich heute schon erkundigt, wo der Bus abfährt und wie man am besten und günstigsten hinkommt. Natürlich hätte ich auch eine Tour buchen können, aber die kostet viel Geld und wenn man für ein paar Euro auch mit dem Chicken Bus (ihr wisst, diese alten Schulbusse aus den USA) hinkommt, dann ist das für mich die spannendere Variante.

Also beschließen wir, die Tour gemeinsam zu machen und starten relativ früh. Zumindest so früh, dass wir auf das Frühstück im Hostel verzichten müssen.

So gehen wir durch die noch leeren Straßen von Santa Ana zur Bushaltestelle. So früh am Morgen ist es noch angenehm kühl. Dann fällt Debora (ich hoffe, ich habe ihren Namen richtig geschrieben) ein, dass sie ihre Kreditkarte vergessen hat und noch Geld am Bankautomaten holen möchte, da sie noch keine Dollars hat.

Also geht sie noch einmal zurück und ich gehe schon weiter zur Bushaltestelle, um eventuell die Fahrkarten zu besorgen.

Als ich dort ankomme und zwei Tickets kaufen will, erklärt mir der Mann am Schalter, dass der Santa Ana Vulkan heute geschlossen ist. Tatsächlich ist der Nationalpark geschlossen und der Vulkan liegt innerhalb des Nationalparks.

Autsch. Warum und wieso? Weil Silvester ist? Ich frage, ob morgen offen ist und er bejaht.

Das ergibt für mich keinen Sinn. Silvester geschlossen, aber Neujahr offen? Ich meine, El Salvador mag da anders ticken, aber soweit ich das mitbekommen habe, ist heute ein ganz normaler Tag und um Mitternacht ist wie überall auf der Welt die große Knallerei angesagt. Morgen ist dann Neujahr mit der üblichen Katerstimmung überall und da soll der Nationalpark offen sein?

Mhhh. Ich warte auf Debora und hoffe auf ihre Spanischkenntnisse. Als sie kommt, erkläre ich ihr kurz die Situation und bitte sie, es selbst auszuprobieren. Sie unterhält sich kurz mit dem Mann und erhält im Prinzip die gleiche Antwort mit der Einschränkung, man könne es ja mal versuchen. Mhhh. Jetzt wissen wir nicht mehr als vorher.

Wir beraten uns kurz und da wir nichts anderes vorhaben, beschließen wir, es zu versuchen.

Natürlich waren wir skeptisch, weil außer uns keine anderen Touristen hier waren. Aber die Hoffnung war da, dass wir es irgendwie schaffen und den Vulkan für uns alleine haben. Also versuchen wir es.

Wir kaufen zwei Fahrkarten und warten auf den Bus. Dieser fährt relativ pünktlich ab und dann sind wir gut 2 Stunden unterwegs. Die Fahrt dauert auch deshalb so lange, weil der Bus an jeder Ecke hält. Aber so kann man auch wunderbar das Treiben in der Stadt beobachten, die gerade erwacht.

Je weiter der Bus vorankommt, desto steiler wird die Straße. Und wer die alten Schulbusse aus den USA kennt, die hier den Großteil des öffentlichen Nahverkehrs ausmachen, weiß, wie sie sich an Steigungen quälen. Aber das ist keine Beschwerde, sondern eine Feststellung und gehört zum Abenteuer dazu.

Unterwegs steigen zwei Asiaten zu. Südkoreaner, wie sich später herausstellt. Es sind doch noch andere Touristen unterwegs heute. Ha ha!

Als wir endlich angekommen und ausgestiegen sind, orientieren wir uns kurz. Kein Guide kommt auf uns zu, um uns eine Tour auf den Vulkan anzubieten. Kein gutes Zeichen.

Wir besprechen uns kurz und nehmen die zwei Südkoreaner (ein Pärchen, wo er sehr sportlich aussieht und ständig vorne weg rennt und sie, etwas füllig, ständig hinterher trippelt, lustig) mit dazu.

Wir finden dann den offiziellen Weg, müssen aber über eine Absperrung klettern. Ein weiteres Zeichen dafür, dass hier heute geschlossen ist.

Irgendwann schaffen wir es dann aber zum Eingang des Nationalparks und … leider ist da ein Wächter. Argh! Warum nur? Kann der nicht einfach Feierabend machen und gehen?

Er lässt uns natürlich nicht durch und egal was wir versuchen mit ihm zu besprechen, auch mit der Andeutung, dass wir Geld haben, wir bekommen keinen Zugang. Ehrlich gesagt, wir wissen auch nicht, wie es im Moment in El Salvador mit der „Bestechung“ aussieht. Deshalb sind wir da sehr vorsichtig. Normalerweise öffnet ein kleiner Schein in solchen Ländern schnell die eine oder andere Tür, aber ein gutes Gefühl habe ich bei solchen Dingen noch nie gehabt.

Nicht ganz so zurückhaltend sind 3 Russen, die wir auf halbem Weg zurück treffen. Sie haben viel Alkohol und Geld dabei und wollen es mal versuchen. Und wenn sich jemand mit Bestechung auskennt, dann ja wohl … okay, Vorurteile, aber es passt 100%ig auf diese 2 Männer und 1 Frau aus Russland, die wir dort treffen.

Aber auch die schaffen es nicht und so ist für uns klar, dass wir hier heute keine Chance haben. Schade, aber wir haben es versucht und die Fahrt hierher war schon ein kleines Erlebnis.

Leider fährt der Bus erst in 4 Stunden zurück. Was nun?

Ich war aufmerksam und hatte auf dem Weg hierher, etwa 3-4 Kilometer den Berg hinunter, ein Restaurant gesehen, von dem aus man einen guten Blick auf den Lago de Coatepeque haben müsste.

Also beschließen wir dorthin zu laufen. Der Südkoreaner im Eilschritt vorneweg, dann mit wachsendem Abstand Debora und ich und ganz hinten die Südkoreanerin, die sich redlich abmüht, mitzuhalten. Ich glaube, für einen Außenstehenden ist das ein lustiges Bild, oder?

Cool ist, dass wir auf dem Weg zum Aussichtspunkt an wilden Kaffeepflanzen vorbeikommen. Echt jetzt? Hier in El Salvador wächst der Kaffee einfach so an der Straße? Wow!

Nach dieser tollen Entdeckung gehen wir weiter, kommen irgendwann natürlich auch an und genießen erst einmal die Aussicht und später dann einen kleinen Snack (Sandwich mit gegrillten Gemüse) und einen riesigen, leckeren Iced-Mokka-Coffee. Himmlisch!

So verbringen wir die Stunden bis zur Ankunft des Busses recht entspannt und mit diesem tollen Ausblick.

Zum richtigen Zeitpunkt stellen wir uns wie immer an die Straße und winken, als der Bus kommt. Dann geht es zwei Stunden zurück nach Santa Ana.

Unterwegs sammeln wir noch das südkoreanische Pärchen ein, das anscheinend nach einer kurzen Pause im Restaurant weitergelaufen ist. Ich weiß nicht, was sie vorhatten, jedenfalls sitzen sie jetzt wieder mit uns im Bus.

Wir diskutieren kurz, ob wir es morgen noch einmal versuchen sollen. Das Problem ist, dass wir in der Zwischenzeit erfahren haben, dass der Nationalpark zwar morgen wirklich geöffnet hat, aber am Neujahrstag kein Bus fährt.

Wie gesagt, irgendwie ergibt das alles keinen Sinn, oder?

Debora ist nur noch morgen hier in Santa Ana und wird schon am nächsten Tag weiterreisen. Die Südkoreaner wissen noch nicht, ob sie es morgen oder übermorgen versuchen wollen. Ich für meinen Teil beschließe, es morgen nicht zu versuchen. Denn wie soll ich ohne Bus zum Vulkan kommen?

So löst sich die etwas erfolglose Reisegruppe ohne konkrete Pläne wieder auf. Was’n Tag!

Nein, im Ernst, es war trotzdem schön. So ist das eben mit dem Reisen. Wenn immer alles glatt ginge, welche Geschichten gäbe es zu erzählen?

Silvester in El Salvador

Hier nur ganz kurz meine Beobachtungen zu Silvester in El Salvador.

Was mir auffällt ist, dass im Prinzip 90% der Geschäfte (das verstehe ich) und Restaurants das verstehe ich nicht) gegen 18 Uhr schließen. Okay, also wird nicht viel los sein zu Silvester, oder?

Aber ich beobachte auch, dass heute viele gut gekleidete Leute auf der Straße sind, die irgendwo hingehen oder in Autos steigen, um irgendwo hinzufahren. Irgendwo muss doch etwas los sein, oder?

Um es kurz zu machen, ich finde nicht heraus, ob irgendwo etwas los ist. Die Stadt ist ab 20 Uhr wie ausgestorben und man hört auch nicht wirklich irgendwo laute Musik oder so etwas wie eine Party.

Es sind kaum Menschen auf der Straße und fast alles ist geschlossen. Nur auf dem zentralen Platz sind noch eine Handvoll Street Food Stände geöffnet, aber es sind kaum Besucher zu sehen. Sehr merkwürdig.

Ich sehe aber, dass die Kirche offen ist und sich einige Leute dort versammeln. Also gehe ich auch in die Kirche, setze mich hin und ca. 10 Minuten später beginnt der Gottesdienst.

Normalerweise gehe ich dann immer, aber heute bleibe ich sitzen. Ich habe nichts vor und da die Orgel gespielt wird, kann ich das ein wenig auf mich wirken lassen. Ich verstehe dann zwar nichts von dem, was gesagt wird, aber ich spüre eine sehr angenehme und beruhigende Atmosphäre in dieser Kirche.

Und so bleibe ich fast den ganzen Gottesdienst dort, beobachte das Treiben und hänge meinen eigenen Gedanken nach.

An diesem Abend passiert nicht mehr viel. Wie gesagt, in der Stadt ist nichts los. Kein Fest, keine Party. Die vielen gut gekleideten Menschen müssen zwar irgendwo hingegangen sein, aber vermutlich wird in El Salvador mehr in der Familie oder in geschlossenen Räumen gefeiert als auf offener Straße.

Eine These noch an dieser Stelle, in El Salvador patrouilliert nicht nur die Polizei auf den Straßen, um für Sicherheit zu sorgen, sondern man sieht auch jeden Tag die Armee in voller Bewaffnung auf den Straßen. Möglicherweise ist es derzeit einfach nicht erlaubt, große Feste in der Öffentlichkeit zu feiern.

Ich wüsste zwar nicht, dass hier im Moment so etwas wie ein Ausnahmezustand herrscht, aber vielleicht ist so etwas aktiv und ich weiß es nur nicht. Das würde zumindest einiges erklären. Ich frage im Hostel nach, ob meine Vermutung richtig ist, aber aufgrund der Sprachbarriere versteht niemand so recht, was ich wissen will und so bleibt es für mich ein Rätsel.

Aber was passiert, pünktlich um Mitternacht geht eine riesige Knallerei los. Das kommt dann doch etwas überraschend, bestätigt aber meine These, dass in den Häusern durchaus gefeiert wird.

Als ich nach draußen schaue, sehe ich einige wenige Raketen aufsteigen. Der größte Teil des „Feuerwerks“ besteht aber nur aus Böllern, die möglichst laut knallen. Ich hasse das, aber ich bringe das Thema jetzt nicht schon wieder auf. Keine Angst.

Irgendwann ist die Knallerei zum Glück vorbei und ich kann beruhigt einschlafen. Mal sehen, was 2024 so bringt.

Der Santa Ana Vulkan: 2. Versuch

Nach einem Tag Pause und ein wenig Schreibarbeit am Laptop im örtlichen Starbucks starte ich einen zweiten Versuch, den Santa Ana Vulkan zu besteigen. Diesmal allein, Debora ist früh morgens Richtung Pazifikküste aufgebrochen.

Aber ich bin nicht lange allein, denn schon an der Bushaltestelle treffe ich mein südkoreanisches Pärchen von vor 2 Tagen wieder. Sie machen heute auch ihren 2. Versuch. Gestern haben sie es nicht probiert. Lustig, oder?

Also wieder 2 Stunden mit dem Chicken Bus die Berge hinauf zum Eingang des Nationalparks.

Diesmal erwartet uns direkt ein Guide, der uns zu einem Touranbieter führt. Der Guide kostet nur 3 USD, aber die Gruppe besteht auch aus 20 oder mehr Leuten. Eigentlich nicht mein Fall, aber ohne Guide kommt man nicht auf den Vulkan. Dann lieber billig.

Nach dem Bezahlen geht es weiter zum Ticketschalter des Nationalparks (Parque Nacional Cerro Verde). Denn auch hier muss man nochmal Eintritt bezahlen. Dieser beträgt 6 USD. Der ganze Spaß kostet also 9 USD bzw. 10,50 USD, wenn man die 0,70 USD für den Bus (einfache Fahrt) noch dazurechnet.

Also doch ein recht erschwingliches Erlebnis, oder? Eine komplett gebuchte Tour in Santa Ana hätte mindestens 35 USD gekostet. Spar-High-Five!

Und dann sind wir endlich auf dem Weg den Vulkan zu besteigen.

Schon toll, oder?

Ãœbrigens, ich glaube der richtige Name ist Volcano de Ilamatepec, aber alle sagen immer Santa Ana Vulkan. Mhhh.

Jedenfalls sind wir auf dem Weg und müssen auf einer Strecke von ca. 4 Kilometern ca. 500 Höhenmeter überwinden. Der Vulkan ist ca. 2.380 Meter hoch, aber wir starten bereits auf einer Höhe von ca. 1.800 Metern.

Die Wanderung ist also nicht besonders anspruchsvoll, zumindest nicht bei normaler Kondition und Gesundheit. Festes Schuhwerk wird jedoch empfohlen. Der Weg ist teilweise steinig und auch matschig und somit rutschig, wenn es vorher geregnet hat.

Und die Sonnencreme nicht vergessen. Hier oben gibt es kaum Schatten und man ist der Sonne fast 2.300 Meter näher als sonst. Das kann böse enden!

Interessanterweise bedeutet das aber nicht, dass es hier oben unbedingt warm ist. Im Gegenteil, es kann trotz Sonnenschein sehr kalt sein und der Wind trägt sicher dazu bei. Also vielleicht eine warme Jacke mitnehmen.

Unterwegs hat man bereits eine herrliche Aussicht und kann immer wieder den Blick in die Ferne schweifen lassen.

Aber so richtig spannend wird es auf dem Gipfel.

Die Farbe des Kratersees und die steilen Kraterwände sind faszinierend anzusehen. Außerdem zischt und pfeift es (leise und unterschwellig) die ganze Zeit, wie ein Dampfkessel auf dem Herd, in dem das Wasser kurz vor dem Kochen steht.

Von hier aus sieht man auch, wo der Wasserdampf aus dem Fels austritt. Ein wunderschönes Naturschauspiel. Leider ist es auf den Fotos nicht so gut zu sehen. Ich frage mich, ob ich mit meiner Pentax und dem Zoom nicht viel bessere Fotos hätte machen können.

Trotzdem bin ich am Ende erstaunt, wie gut die Fotos mit meinem iPhone XR (5 Jahre alt?) geworden sind. Okay, ich schweife ab…

Über den Vulkan kann ich eigentlich nicht viel sagen. Die Details findet man wie immer besser bei Wikipedia. Ansonsten sollen die Bilder für sich sprechen.

Es war auf jeden Fall ein sehr erhabenes Gefühl, dort oben zu stehen und in den Krater zu schauen. Es war auch meine erste Vulkanbesteigung in dieser Form und ich weiß jetzt schon, dass ich noch mehr davon haben möchte. Gerade bereue ich kurz, dass ich nicht auf den Acatenango geklettert bin. Ha ha!

Sportlicher Abstieg vom Vulkan

Irgendwann drängt uns unser Guide, wieder hinabzusteigen. Offiziell darf man nur 15 Minuten (aus Sicherheitsgründen) hier oben sein, wir waren aber schon fast 30 Minuten da oben. Auch gut.

Nun geht es also wieder zurück und unser Guide sagt uns, dass es knapp wird mit dem Bus um 13:15 Uhr. Das merken wir auch schnell und fangen an, die Leute vor uns zu überholen.

Mit „wir“ meine ich nicht mehr mein südkoreanisches Pärchen, das ich irgendwann aus den Augen verloren habe, sondern einen 70jährigen Polen, der in Kanada lebt, und einen Kanadier (bei dem ich nicht weiß, ob er gebürtiger Kanadier ist oder auch zugewandert ist) in meinem Alter, die mich auf dem Gipfel wegen eines Fotos angesprochen hatten. So kamen wir ins Gespräch und ich konnte mit ein paar polnischen Wörtern beeindrucken. Ha ha!

Es ist schon lustig, welche Bekanntschaften man auf Reisen macht und vor allem wo das passiert. Noch lustiger wird es, wenn ich die beiden später auf meiner Reise in einem ganz anderen Land (in León in Nicaragua) wieder treffe. Aber dazu mehr, wenn es soweit ist.

Inzwischen drängt die Zeit so sehr, dass wir, wenn wir den Bus um 13:15 Uhr erreichen wollen, noch schneller sein müssen. Wir könnten es auch gemütlich angehen lassen, aber der nächste Bus fährt erst um 16 Uhr.

Mhhh. Der Entschluss ist schnell gefasst und wir setzen den Abstieg im Joggingtempo fort und zu meinem Erstaunen habe ich Mühe, mit den beiden Schritt zu halten. Zur Erinnerung, der Pole ist schon 70. Wow! Allergrößten Respekt.

Irgendwann verliere ich die beiden aus den Augen und will schon langsam machen, um einfach den Bus um 16 Uhr zu nehmen, als der Guide, der auch noch vor mir war, meint, wenn ich so weiterlaufe, schaffe ich es gerade noch.

Mit dieser Motivation tue ich das natürlich auch, und tatsächlich komme ich genau in dem Moment an, als der Bus ein letztes Mal hupt und damit ankündigt, dass es jetzt losgeht.

Auf den letzten Metern werfe ich dem winkenden Busfahrer noch ein paar Kusshände zu. Damit hat er wohl nicht gerechnet, denn er bricht in schallendes Gelächter aus. Ich bin der Letzte, der einsteigt, und noch bevor ich mich setzen kann, sind wir schon unterwegs und auf dem Weg zurück nach Santa Ana.

Puh! Das war knapp.

Im Bus treffe ich natürlich meine beiden „Joggingpartner“ wieder, die laut schnaufend und schwitzend dasitzen. Ich selbst bin nur etwas außer Atem und schwitze kaum.

Ha! Ich bin also doch nicht so unfit, wie ich dachte. Ein Teil meiner Ehre ist wiederhergestellt. Zufrieden setze ich mich und habe nun zwei Stunden Zeit, mich von den Strapazen zu erholen.

Zurück in Santa Ana passiert nicht mehr viel. Essen, duschen, schlafen. Das war’s!

Das war eine tolle Erfahrung und ich bin froh, dass ich es gemacht habe.

Und sonst so?

Dann habe ich noch einen letzten Tag hier in Santa Ana, aber den verbringe ich ganz chillo mit Arbeiten im Starbucks. Außerdem plane ich ein bisschen die Weiterreise. Das muss auch mal sein, selbst wenn man möglichst planlos reisen will.

Es war schön in Santa Ana, auch wenn hier nicht viel los ist. Die Vulkanbesteigung war ein Highlight, für das es sich schon lohnt, hierher zu kommen. Außerdem gibt es noch den Cerro Verde Nationalpark zum Wandern und den Lago de Coatepeque für Wassersport oder einfach nur zum Anschauen. Es gibt also mehr als genug zu tun, wenn man will.

Morgen geht es weiter an die Pazifikküste. Zuerst wollte ich nach El Zonte, aber da ich gehört habe, dass es dort sehr touristisch sein soll (was auch immer „sehr touristisch“ in El Salvador bedeutet), habe ich mich für den Nachbarort Atami entschieden.

Mal schauen wie das wird.

Last but not least muss ich noch kurz von einer sehr seltsamen und ziemlich befremdlichen Begebenheit berichten. Es war in der Silvesternacht zwischen 21 und 23 Uhr.

Ich habe es schon an anderer Stelle gesagt, aber das Hostel ist jetzt nicht so der Hit und das liegt auch daran, dass sich ein Teil des Personals etwas merkwürdig verhält.

Ein Teil der Angestellten ist total nett und lieb, aber vor allem die Person, die anscheinend auch die Chefin (oder auch die Besitzerin, ich weiß es nicht) ist, verhält sich seltsam und ist manchmal ziemlich harsch in ihren Antworten, wenn man etwas fragt.

Außerdem ist sie (und ja, das ist mein persönlicher Eindruck) keine sehr attraktive Person. Ziemlich korpulent und (was hier nicht so ungewöhnlich ist) mit einer ziemlich starken Körperbehaarung, auch im Gesicht. Aber das ist an sich nicht das Problem. Es wird erst dann zum Problem (vielleicht sollte ich es eher Unannehmlichkeit nennen), wenn diese Person dann eben ein Verhalten an den Tag legt, das einem widerstrebt.

Aber zurück zum Silvesterabend.

Als ich abends von der Kirche ins Hostel zurückkehre, sitzt diese Dame mit einem reichlich tätowierten und gepiercten Mann am Tisch und auf dem Tisch stehen alkoholische Getränke. Dazu Knabberzeug. Ach ja, hier findet wohl eine kleine private Silvesterparty statt, oder? Kein Problem.

Ich mache mir mein eigenes kleines Abendessen, esse dieses und gehe dann unter die Dusche, um mich bettfertig zu machen.

Auf dem Weg zur Dusche sehe ich nur noch die Dame herumlaufen, und als sie mich sieht, bietet sie mir Getränke und Knabbereien an. Sie ist offensichtlich schon ziemlich betrunken.

Ich lehne dankend ab und frage mich, wo der Mann hin ist. Auf dem Weg zur Dusche sehe ich ein Zimmer, die Tür steht offen. Liegt er da auf dem Bett? Mhhh…

Ich gehe dann duschen und als ich nach einer Weile zurückkomme, steht die Tür immer noch offen und es sieht so aus, als wären die beiden jetzt zusammen im Zimmer. Es bewegt sich auch etwas, aber ich versuche sofort, den Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen, was die wohl machen. Warum schließen sie die Tür nicht?

Dann vergeht etwas Zeit, aber vielleicht eine Stunde später gehe ich noch einmal in die Küche, um mir einen Tee zu machen. Dort treffe ich (leider) die Dame wieder. Sie steht da vornübergebeugt in sehr luftiger Kleidung (man sieht im Prinzip alles) und macht sich anscheinend gerade ein Sandwich. Eine sehr skurrile Situation.

Ich mache mir trotzdem meinen Tee, was ich vielleicht hätte lieber verschieben sollen, denn sie beginnt ein Gespräch mit mir und fragt mich, wie es mir hier gefällt und ob ich meine Zeit hier genieße.

Ich versuche ausweichend zu antworten. Erstens will ich eigentlich gar nicht mit ihr reden und zweitens ist es mir schon immer schwer gefallen, nicht die Wahrheit zu sagen. Aber jetzt die Wahrheit (z.B. über das Hostel) zu sagen, wäre wohl kontraproduktiv, oder? Wie gesagt, eine sehr seltsame und skurrile Situation.

Und es wird noch merkwürdiger, denn aus irgendeinem Grund kommt die Dame während des Gesprächs immer näher auf mich zu. Ich weiche natürlich immer weiter zurück. Habe ich schon erwähnt, dass sie sehr luftige Kleidung trägt und sehr korpulent ist? Dazu ist sie offensichtlich sehr betrunken.

Irgendwann muss ich meine Position am Tresen (so eine Art Kücheninsel, um die man herumlaufen kann, wie es in amerikanischen Küchen üblich ist) komplett verändern, damit sie mich nicht berührt.

Die Situation ist so skurril, dass ich fast laut lachen muss.

Zum Glück ist mein Tee gerade fertig geworden und ich verziehe mich schnell. Ich habe keine Ahnung, was das war und welche Absicht sie damit verfolgte, aber ich bin mir sicher, dass der Alkohol dafür verantwortlich war. Puh!

Aber das war noch nicht alles. Ha ha! 😀

Leider lässt es sich nicht vermeiden, dass ich später noch einmal hinaus muss. Irgendwann muss der Tee halt raus. Ihr wisst, was ich meine.

Ich muss also noch einmal an der Küche und dem Zimmer mit der offenen Tür vorbei. Von dem Mann ist nichts mehr zu sehen, aber das hat nichts zu bedeuten. Ich kann das Zimmer im Vorbeigehen nicht vollständig einsehen.

Aber ich sehe, dass ihre Kleider auf dem Boden liegen. In dem Moment habe ich nur einen Gedanken: Bitte sei im Zimmer und nicht irgendwo hier draußen. Bitte!

Kleiner Einschub an dieser Stelle, ich bin mit ihr nicht ganz allein im Hostel. Debora ist irgendwann auch aufgetaucht und ist mit mir im selben Dorm. Es gibt noch 2 weitere Gäste, aber die scheinen zu diesem Zeitpunkt noch unterwegs zu sein.

Es ist also ziemlich leer im Hostel, aber wie gesagt, ich bin nicht ganz allein mit ihr. Ich glaube, das wäre wirklich unheimlich.

Ich gehe also auf die Toilette, verrichte mein kleines Geschäft und mache mich auf den Rückweg. Und … bekomme einen Riesenschreck, weil im Halbdunkel die Dame mit dem Rücken zu mir steht und in einer Art Wäschekorb etwas sucht.

Und ich traue meinen Augen nicht, aber sie wühlt dort nur mit einem Stringtanga bekleidet herum und sucht wahrscheinlich etwas zum Anziehen. Ich kann den Anblick nicht beschreiben, aber ich sehe Dinge, die ich nie sehen wollte.

Sofort wende ich den Blick ab und gehe schnurstracks weiter. Zum Glück scheint sie mich nicht bemerkt zu haben.

Oh Mann, so etwas Skurriles habe ich wohl noch nie erlebt. Total verrückt!

Ich frage Debora, ob sie etwas bemerkt hat, denn sie war kurz vor mir draußen. Aber sie hat nichts gesehen, bestätigt aber meine Beobachtungen über das Zimmer und den Mann und dass hier etwas sehr Merkwürdiges vor sich geht.

Wir lachen und machen Witze über die ganze Geschichte, aber irgendwie sind wir beide froh, nicht allein mit dieser Person hier zu sein.

Am nächsten Tag verhält sich die Dame wieder „normal“. Also griesgrämig und mürrisch wie vorher. Natürlich kein Wort über die letzte Nacht, aber ehrlich gesagt bin ich auch froh darüber. Das Thema muss ich nicht mehr haben.

Das wird wohl eine lebenslange Erinnerung an El Salvador bleiben. Mehr ist dazu ab jetzt nicht zu sagen.

Skurril ohne Ende und so verrückt. Dinge, die man wohl nur erlebt, wenn man auf Reisen ist, oder?

So, genug davon. Morgen geht es weiter. Ich bin gespannt!

CU Ingo.


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