:: 07.07.2022 bis 10.07.2022 – Kotor, Montenegro ::
Ich wache früh auf und merke, dass etwas nicht stimmt. Ich fühle mich krank.
Und ohne jetzt hier ins Detail zu gehen, was ich genau habe, dies wird mehr eine Krankengeschichte, als eine Geschichte über Kotor und dessen (wahrscheinlich) sehr interessante Umgebung. Sorry!
Aber hey, so ist das beim Reisen. Auch das gehört dazu. Nicht immer scheint die Sonne.
Das sogar sprichwörtlich, denn als ich nach meinem selbst gemachten Müslifrühstück (Lecker!) meine Nase aus der Tür des Hostels stecke, sehe ich einen bedeckten Himmel und im Hafen direkt vor mir die ersten Regentropfen auf das Wasser rieseln.
Ich bin krank und es wird wohl der erste Regentag meiner Reise? Passt ja!
Ich muss mich auf die Suche begeben, um ein bestimmtes Medikament zu bekommen. Das was mich hier unpässlich macht und krank fühlen lässt, hatte ich schon einmal vor 3 Jahren in Deutschland. Ich bin sicher, mit dem richtigen Medikament geht es mir in 3-4 Tagen wieder gut.
Zuerst muss ich aber rausfinden, wie das Medikament heißt bzw. welche Wirkstoffe darin enthalten sind. Also rufe ich in Dessau bei meiner damaligen Ärztin an. Sie ist nicht da und es ist Freitag 12:30 Uhr. Mhhh…
Zum Glück kann ich die Schwester am Telefon überzeugen, in meiner Akte nach dem Medikament zu suchen. Zusammen mit meinen Angaben finden wir es. Ich habe den Namen und finde die komplette Beschreibung dazu im Internet. Der 1. Schritt ist getan.
Dann gehe ich zur nächsten Apotheke. Sie haben das Medikament. Zwar eine andere Marke, aber mit identischen Inhaltsstoffen und Mengen. Leider kann ich es nicht kaufen, denn es ist rezeptpflichtig. Konnte ich mir fast denken, da es Antibiotika ist und das ist nun mal in fast allen Ländern verschreibungspflichtig.
Da fällt mir Kuba ein, wo ich 2013 einfach in die Apotheke spazieren und Antibiotika kaufen konnte. Verrückt, aber das wäre in meiner jetzigen Situation echt von Vorteil.
Ich frage die nette Dame, wo ich einen Arzt finde, der mir das jetzt zum Freitagnachmittag noch schnell verschreibt. Denn eines hatte ich bereits herausgefunden, Montenegro funktioniert an den Wochenenden ähnlich wie Deutschland. Samstag geht noch was, aber nicht mehr so viel und Sonntag ist alles zu. Die Zeit drängt also. Und ich fühle mich nicht wohl.
Sie schickt mich ein paar Straßen weiter zu einem Ärztehaus, wo sie auch Covid-Tests machen. Dort angekommen lerne ich aber schnell, dass kein Arzt mehr anwesend ist und ich hier keinen Erfolg haben werde.
Es nieselt die ganze Zeit.
Ich frage in einer anderen Apotheke und die wissen keinen anderen Rat, außer mich direkt zum Krankenhaus der Stadt (als Hospital bezeichnet) zu schicken. Ich google schnell und sehe, dort gibt es auch eine spezielle Abteilung für Ausländer. Das klingt gut.
Also gehe ich, was mir schon merklich schwer fällt, die ca. 1 Kilometer zum Krankenhaus.
Angekommen frage ich mich bis zur Ausländerabteilung durch. Dort erfahre ich von einer netten Dame in perfekten Englisch, dass ich hier als Privatpatient und nach Anmeldung jeden Spezialisten sehen kann, den es braucht, aber Freitag und gerade um die Zeit ist etwas schlecht. Logo, dass wenn ich Hilfe brauch, ist grad schlecht. Argh!
Ich könne aber warten, jedoch wenn ich nur eine Rezept brauche, dann kann ich auch in das normale Krankenhaus (als Medical Center bezeichnet) für Alle gehen.
Mhhh okay. Mach ich. Nachteil, es liegt am anderen Ende der Stadt. Die ist zwar klein, aber es bedeutet trotzdem nochmal ca. 2,5 Kilometer durch den Nieselregen laufen. Und zurück.
Zum Glück ist es noch recht warm. Leider fühle ich mich allgemein schon ziemlich mies zu dem Zeitpunkt.
Ich entscheide trotzdem dorthin zu laufen, da ich nicht weiß, wie lange es hier dauern wird und vor allem auch nicht, welche Kosten auf mich zukommen. Ich habe zwar eine Versicherung, aber am liebsten kaufe ich nur schnell das Medikament auf eigene Rechnung und gut ist. Einen Spezialist zu sehen ist nicht wirklich notwendig. Ich weiß ja was ich habe.
Endlich dort angekommen muss ich einer Schwester, die kein Wort Englisch spricht erklären, dass ich ein Rezept brauche. Ich bekomme sofort das Gefühl, dass hier im Krankenhaus nicht so oft Ausländer erscheinen.
Sie versteht mich nicht, aber irgendwie schaffe ich es, dass sie mit der Ärztin spricht (wahrscheinlich sagt sie ihr, dass da draußen ein verrückter Ausländer ist, der nicht mehr gehen will) und ich darf tatsächlich eintreten. Das ist die halbe Miete, oder?
Die Ärztin selbst spricht auch nur ein paar Brocken Englisch, fragt trotzdem 2-3 Fakten ab, zum Beispiel ob ich Schmerzen etc. habe. Mit Händen und Füßen schaffen wir es, uns zu verständigen.
Und dann stellt sie mir tatsächlich ohne große Nachfragen das Rezept aus. Yes!
Ich frage dann, ob ich dafür etwas bezahlen muss. Sie sagt ja, es kostet 40. Ich frage nach, 14 oder 40? 40. Okay. 40.
40 Euro für die Visite und das Rezept? Kein Schnapper, aber jetzt auch keine Kosten, die mich umbringen werden. Passt schon.
Ich frage, wo ich die 40 Euro bezahlen soll. Sie lächelt und korrigiert mich. 40 Cent, nicht Euro!
Wow! Jetzt bin ich baff. 40 Cent für die Visite und das Rezept? Das ist ja gar nichts. Ich fühle mich irgendwie komisch dabei.
Sie sagt, ich soll bei der Schwester bezahlen und verabschiedet mich mit den Worten: Feel as our guest. As a real Montenegrian!
Beim Rausgehen überlege ich, ob diese Worte nur eine Abschiedsfloskel sind und den schlechten Englischkenntnissen geschuldet oder ob sie damit sagen wollte, eigentlich kostet es für euch Ausländer mehr und die 40 Cent rechne ich mal ausnahmsweise über unser eigenes System ab? Vielleicht sind die 40 Cent in Wirklichkeit ja nur so etwas wie eine Praxisgebühr oder so?
Ich werde es wohl nie herausfinden.
Ich gebe der Schwester 2 Euro. Der Rest ist für die Kaffeekasse. Sie versteht mich offensichtlich nicht. Ich hoffe, die haben hier so etwas wie eine Kaffeekasse und ich habe sie jetzt nicht beleidigt? Oh je, ich gehe lieber schnell.
In der nächsten Apotheke löse ich das Rezept ein (das Medikament kostet mich 8,10 EUR, so viel zahle ich in Deutschland zu) und bin positiv überrascht, dass mir gleich noch eine Darmkur aka Probiotika angeboten wird. Macht absolut Sinn bei Antibiotika. Ich lehne trotzdem ab, da ich so selten Antibiotika nehme und mein Darm erfahrungsgemäß ziemlich robust und fit ist, dass es auch ohne gehen wird in dieser Situation.
Ich laufe die ca. 2,5 Kilometer zurück zum Hostel, nehme meine Medizin und lege mich ins Bett. Die nächsten 3 Tage werden nur aus Frühstücken, Medizin nehmen, im Bett liegen und YouTube schauen oder Podcast hören bestehen und natürlich viel schlafen.
Es geht mir 2 Tage richtig schlecht und dann wird es innerhalb des 3. und 4. Tages merklich besser. Zum Glück, denn ich habe zwar glücklicherweise hier 5 Nächte gebucht, aber auch die Zeit läuft ab.
Dummerweise habe ich bereits ein Zimmer in Zabljak, muss also weiter. Wobei, müssen ist relativ. Im Notfall lasse ich es einfach verfallen. So viel Geld steht da nicht auf dem Spiel. Aber fit sein und weiter reisen ist natürlich besser. Also versuche ich bis dahin fit zu werden und es klappte relativ gut.
Am letzten Tag fühle ich mich schon wieder soweit fit, dass ich den Nachmittag nutze, um noch einmal durch die Stadt zu laufen und Fotos zu machen. So kann ich wenigsten ein wenig die Atmosphäre hier aufnehmen und Kotor als Städtchen erleben.
Die Wanderung zur Burg über die Stadtmauer und die umliegenden Berge, sowie andere interessante Orte in der Umgebung, fallen natürlich der Situation zum Opfer, aber so ist das nun mal. Dann gibt es wenigsten einen Grund noch einmal hierher zurückzukehren. Das hat schon alles seinen Sinn. Bestimmt.
Am letzten Abend gönne ich mir dann auch ausnahmsweise ein Essen im Restaurant. Etwas Vegetarisches zum Essen zu finden, wenn man mal vom 0815 Salat absieht, ist in Kotor relativ schwierig. Die Restaurants sind alle auf Massentourismus eingestellt und verkaufen Grillfleischplatte über Grillfleischplatte. Buh!
Außerdem ist es nicht gerade billig hier in den Restaurants. Doppelt buh!
Aber ich finde ein BBQ-Steak-House (ja ich gehe ins BBQ-Steak-House, wenn es sein muss), wo es gegrilltes Gemüse, Pommes und etwas Beilage zum fairen Preis gibt. Es sieht lecker aus, schmecken tut es aber leider nur so mittelmäßig.
Na egal, Schwamm drüber. Ich habe auch schon schlechter gegessen.
Morgen geht es dann weiter in die Berge von Montenegro. Zabljak ist mein Ziel. Mal schauen, was ich dort im angrenzenden Durmitor Nationalpark und der berühmten Tara-Schlucht (zweittiefste Schlucht der Welt nach dem Grand Canyon) anstellen kann.
CU Ingo.
Moin Ingo!
Schön dass du endlich unterwegs bist! Wie ist denn die weitere Reise Planung? Ansonsten werde ich hier natürlich dran bleiben!
Nach 6 Monaten Südostasien bin ich wieder in Kummerland, paar Sachen erledigen, aber im Herbst geht es dann auch wieder los.
Ich wünsche gute Besserung und freu mich auf weitere Artikel!
Machs gut!
Fax
Hi Fax!
Danke fürs Vorbeischauen.
Ja endlich bin ich losgekommen. Bin jetzt über die Balkanländer Richtung Griechenland/Türkei unterwegs mit Ziel Georgien.
Weiter habe ich noch nicht gedacht. Das wird sich dann zeigen. Vielleicht Israel/Jordan (möchte Petra sehen) oder ich bleib erstmal in Georgien und schau mir auch Armenien etc. an.
Grüße aus Tirana.
CU Ingo.