:: 27.08.2023 – Von Kyōto nach Hiroshima ::
Heute verabschiede ich mich von Kyōto und mache mich auf den Weg nach Hiroshima. Dafür benutze ich wieder den Shinkansen und mit dem Nozomi wird es auch der derzeit schnellste Shinkansen sein, der in dieser Region verkehrt. Zwar kann man den Nozomi nicht mit dem Japan Railway Pass fahren, aber den habe ich zum Glück ja gar nicht.
Es klingt seltsam, wenn ich das mit dem „zum Glück“ so sage, aber ich habe mir im Vorfeld sehr viele Gedanken darüber gemacht, ob ich mir den Japan Railway Pass kaufen soll oder nicht, aber egal, wie ich es gerechnet habe, es hat sich nicht mit meinem langsamen Reisen vertragen und ich hätte keine Ersparnis gehabt.
So (Achtung Wortspiel) erspare ich mir das ganze Prozedere mit dem Vorbestellen und Zusenden und bin flexibler in der Auswahl der Züge und Strecken. Mal sehen, ob sich das irgendwie auszahlt.
Man muss nämlich wissen, dass man den Japan Railway Pass nicht einfach in Japan kaufen kann. Als Ausländer (nur diese sind berechtigt) muss man ihn sich vorher besorgen und eine Art Voucher mit ins Land bringen, den man dann an speziellen Stellen gegen den Pass eintauscht. Unnötig umständlich, vor allem wenn man schon unterwegs ist.
Meine Fahrkarte für heute hatte ich schon einige Tage vorher gekauft. Dazu bin ich direkt zum Bahnhof an den Automaten gegangen und habe mich durch die Menüs geklickt. Super easy und viel einfacher als die chaotische Webseite. Am Automaten kann man auch mit Kreditkarte (kein Contactless und damit auch kein Apple Pay!) bezahlen.
Zum Bahnhof
Also mache ich mich irgendwann am Vormittag auf den Weg. Der Bus fährt direkt bis vor den Bahnhof und nach einem kurzen Fußmarsch war mir klar, dass ich relativ früh dort sein würde.
Deswegen hole ich mir noch einen Kaffee bei Starbucks, setze mich in eine Art Vorhalle und beobachte ein wenig das Treiben um mich herum.
Irgendwann mache ich mich dann aber auf den Weg zum Bahnsteig, natürlich nicht ohne mir vorher noch ein paar Snacks zu besorgen, denn Shinkansen fahren ohne Snacks geht nicht.
Auch die Japaner sind verrückt danach, die meisten kaufen sich eine sogenannte Bento-Box. Das sind kleine Schachteln oder Kisten, in denen sich alle möglichen Leckereien befinden. Von Sushi bis zu ausgewachsenen Steaks mit Beilagen ist alles dabei. Die Preise sind aber auch nicht von schlechten Eltern und ich habe noch keine einzige Bento-Box gefunden, die rein vegetarisch ist, geschweige denn vegan.
Also verzichte ich auf die Bento-Box, spare Geld und begnüge mich mit ein paar anderen der vielen Snacks.
Zum Beispiel diese Art von köstlichen Mini-Pancakes mit Maronenfüllung. Der Teig ist fast wie bei den Mochis, die ich so liebe. Sehr lecker!
Shinkansen Heaven
Auf dem Bahnsteig bin ich immer noch ca. 30 Minuten zu früh und kann so wunderbar die ein- und ausfahrenden Shinkansen bewundern.
Endlich kann ich mal in Ruhe mit der großen Kamera fotografieren. Toll!
Und dann setzt sich ein sehr elegant gekleidetes Ömchen direkt neben mich und studiert ihre Fahrkarte.
Herzallerliebst, nicht wahr?
Die Fahrt ist wieder sehr angenehm und geht zügig voran. Es gibt nur wenige Halte auf dieser Strecke und zwischen den Bahnhöfen hält der Shinkansen natürlich überhaupt nicht, auch gibt es keine Verzögerungen (Langsamfahrt etc.). Alles läuft wie am Schnürchen.
In Hiroshima
Der Shinkansen kommt natürlich auf die Minute pünktlich am Ziel an. Das haben die Japaner wirklich drauf.
Ich schnappe meine Sachen und mache mich auf den Weg zum Bus. Mein Hostel liegt ganz in der Nähe des Peace Memorial Parks (Friedenspark) und es gibt natürlich eine direkte Busverbindung dorthin.
Ich muss mich allerdings kurz orientieren, eine Baustelle hat die Bushaltestellen etwas durcheinander gebracht, aber nach kurzem Suchen finde ich den richtigen Platz.
Es ist Nachmittag und wahrscheinlich gerade Rush Hour. Entsprechend kuschelig ist es im Bus. Mit dem großen Rucksack macht das richtig „Spaß“.
Einige Stationen später stehe ich am Peace Memorial Park und kann einen ersten Blick auf das geschichtsträchtige Gelände werfen.
Aber bevor ich mich näher damit beschäftige, gehe ich erst einmal zum Hostel. Das liegt nur ca. 500 Meter weiter in der nächsten Seitenstraße.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein Lawson Convenience Store.
Sehr gut. Ich werde hier nicht verhungern. 😀
Mein Hostel ist das Mallika Hostel (16,65 EUR/Nacht im Dorm) und es ist ok. Es ist kein Schmuckstück, aber es hat alles, was man braucht und es ist sauber, wenn auch nicht so penibel sauber wie die Hostels, die ich bisher in Japan kennengelernt habe.
Man gewöhnt sich wirklich sehr schnell an diese „penible Sauberkeit“. Love it! Bitte mehr davon.
Der Friedenspark
Nach einer kurzen Pause mache ich mich wie immer noch einmal auf den Weg. Zum einen, um mir die Beine zu vertreten und die Gegend zu erkunden, zum anderen natürlich, um mir etwas zu essen zu besorgen.
So führt mich mein erster Spaziergang auch wegen der Nähe direkt in den Peace Memorial Park, wie er offiziell heißt.
Hier stand nach dem Atombombenabwurf nichts mehr, außer natürlich dem Skelett des weltberühmten Gebäudes, das heute Atomic Bomb Dome oder Friedensdenkmal genannt wird. Damals war es eine Ausstellungshalle für Industriegüter.
Seit 1996 gehört das Gebäude zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Aber dazu mehr im nächsten Beitrag, auch wenn es sicher kein einfaches Thema ist.
Nach diesen ersten etwas überwältigenden Eindrücken habe ich mir noch eine Kleinigkeit zu essen besorgt und bin dann sehr früh und sehr nachdenklich ins Bett gegangen.
CU Ingo.