:: 06.02.2024 bis 08.02.2024 – La Fortuna, Costa Rica ::
Gestern noch voller Tatendrang in La Fortuna angekommen, macht sich schnell Ernüchterung breit. Nicht nur, dass es hier so touristisch zugeht, wie schon lange nicht mehr auf meiner Reise, auch die Preise für Touren oder Eintritte schockieren mich noch einmal auf einem ganz anderen Niveau, als sie es schon die ersten Tage hier in Costa Rica getan haben.
Ich denke, dass Costa Rica mit meinem momentanen Budget nicht das Richtige ist und ich eine Entscheidung treffen muss.
Natürlich könnte ich mir auch alles leisten, was ich so möchte, aber dann schmilzt mein Reisebudget noch schneller dahin wie ein leckeres Guanabanaeis in der prallen Karibiksonne. Und am Ende bedeutet das eben eine kürzere Reise insgesamt. Da ist guter Rat teuer.
Doch bevor ich diese Gedanken weiterführe, kurz zurück zum Anfang.
Erste Schritte in La Fortuna
Am ersten Tag meines Aufenthaltes in La Fortuna gehe ich nach dem Frühstück, ich hatte mir gestern Abend noch Müsli in einem kleinen Supermarkt gekauft, erst einmal auf Erkundungstour. Der Ort ist relativ klein, vielleicht fällt es deshalb extrem auf, dass so viele Touristen hier sind.
Vor allem die Amerikaner gehören von Natur aus (Sozialisation wäre wohl das richtigere Wort) eher zu den extrovertierten Menschen und überall hört man nur „awesome“, „that’s great“ oder „it’s so much fun“ Sprüche. Und wo ich in Asien noch überrascht war, wie zurückhaltend und nett Backpacker aus Amerika sein können, ist es hier genau das Gegenteil und man hat sofort den Eindruck, dass dies eher der „normale“ Urlauber aus den USA ist und das macht wohl den großen Unterschied aus.
Ich will jetzt nicht grundsätzlich gegen die Amerikaner wettern, aber die können ganz schön nerven mit ihrer speziellen Art, oder?
Egal, ich muss da durch, und ich als griesgrämiger Deutscher bin selbst schuld, wenn mich das ständige „awesome“ um mich herum stört. 😉
Beim ersten Rundgang entdecke ich direkt 2-3 kleine gemütliche Cafés, die mir jedoch als Arbeitsplatz nicht geeignet erscheinen. Aber es gibt auch ein etwas größeres Café am Hauptplatz und hier gibt es genügend Plätze und es stört sicher nicht, wenn ich mich mit meinem Laptop eine Weile hinsetze.
Das merke ich mir für später, aber den Kaffee probiere ich gleich. Im Hostel gibt es zwar morgens gratis Kaffee, aber wie leider so oft ist das Zeug fast ungenießbar. Ich bin zwar kein großer Kaffee-Connaisseur, aber ich kann schon einen guten von einem schlechten Kaffee unterscheiden.
Also gönne ich mir hier einen Kaffee und obwohl ich schon besseren getrunken habe, kann ich nicht meckern. Alles in Ordnung. Arbeitsplatz und Kaffee sind also gesichert. Sehr gut!
Der Kaffee ist mit 1,99 EUR im Vergleich zu anderen sogar recht günstig. Dafür kosten die leckeren süßen Teilchen (Croissant, Kuchen etc.) in der Auslage ziemlich viel. Ich verzichte darauf, da ich mir kurz vorher an einem kleinen Stand schon eine Art Croissant gekauft habe und mein Zuckerbedarf damit ausreichend gedeckt ist.
Preisschock in La Fortuna
Dann setze ich meinen Rundgang fort und bin nun auf der Suche nach Transportmöglichkeiten oder Touren zum Rio Celeste. Ziemlich schnell habe ich einen Überblick, denn gerade Tourenanbieter gibt es hier wie Sand am Meer. Eigentlich ist jedes zweite Haus ein Art kleines Reisebüro.
Schnell wird mir aber auch klar, dass ich mich preislich wohl völlig verkalkuliert habe. Für eine Tour zum Rio Celeste bzw. in den dortigen Nationalpark verlangt man hier 80 USD oder mehr. Zuzüglich Eintritt dort und außer einer Flasche Wasser nichts weiter inklusive.
Puh. Da muss ich erst einmal schlucken. Es ist ja nicht nur dieser eine Preis, der wäre nicht das Problem. Aber ich will ja ein paar Wochen in Costa Rica bleiben und wenn ich in jedem Ort nur einmal etwas unternehmen will und das kostet immer gleich so viel, dann geht das richtig ins Geld.
Aber gut, nicht gleich aufgeben. Dann eben ohne Tour. Da fährt doch bestimmt ein Bus hin, oder?
Kurze Zeit später weiß ich: Nein. Nope. Nada. Da fährt kein Bus hin. Shuttles/Minivans ja, aber die kosten mit 60 USD aufwärts direkt mal fast so viel wie eine Tour.
Okay, kein Problem. Dann miete ich mir einen Scooter für 1 Tag, das wird doch bezahlbar sein, oder?
Möööp! Denkste. Wie naiv man doch sein kann. 🙁
In La Fortuna gibt es mehrere Autovermietungen und einige, die auch Scooter und Motorräder vermieten. Die Preise sind außen nicht angeschrieben, was meist kein gutes Zeichen ist.
Ich gehe in einen der Läden, die einen vernünftigen Eindruck machen, aber nicht ganz so teuer erscheinen. Der billigste Scooter kostet 60 USD für 6 Stunden und noch mehr, wenn es länger sein soll. Für den ganzen Tag kommen wir nicht unter 100 USD.
100 USD? Für einen Scooter! Ich sage dem netten Herrn am Tresen, dass ich den Scooter nicht kaufen, sondern nur mieten möchte. An seinem verhaltenen Lachen merke ich sofort, dass ich nicht der Erste bin, der sich über die hohen Preise lustig macht.
Ein Scooter kostet in Costa Rica also soviel wie in manchen anderen Ländern (z.B. Indonesien oder Sri Lanka) fast einen Monat. Nicht schlecht.
Nach dieser Erfahrung erspare ich mir gleich die nächste Demütigung und frage erst gar nicht nach den Mietwagenpreisen. Ts ts ts. Ich bin konsterniert angesichts der Preise. Das übertrifft meine Befürchtungen noch um eine Größenordnung.
Etwas niedergeschlagen gehe ich zurück ins Hostel. Ich brauche einen neuen Plan.
Ich ändere meine Pläne
Im Hostel setze ich mich erst einmal an meinen Laptop und sondiere meine Möglichkeiten.
Eigentlich wollte ich 6 Wochen in Costa Rica bleiben und sowohl die Karibik als auch die Pazifikküste und die dortigen Nationalparks besuchen. Ich rechne das Ganze mit den Preisen von La Fortuna hoch und komme zu dem Schluss, dass ich das zwar machen könnte, aber dafür das Geld für mindestens 1 weiteren Monat auf Reisen „verliere“. Vielleicht sogar für 2 weitere Monate.
Ich überlege ziemlich lange, auch wenn ich schnell merke, dass Costa Rica es mir nicht wert ist. Ich reise lieber länger in günstigere Länder als kürzer in ein so teures Land. Es ist auch keine Frage von Quantität versus Qualität, denn ich habe auch in den preiswerteren Ländern meinen Spaß.
Wenn man es zu einer Frage der Qualität machen würde, dann eher in dem Sinne, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis hier in Costa Rica so absolut nicht stimmt und das ist für mich eher das Problem an der ganzen Geschichte.
Okay, also beschließe ich nach diesen ganzen Überlegungen, meinen Aufenthalt in Costa Rica zu verkürzen und streiche alle Ziele an der Pazifikküste. Zum einen, weil es etwas abseits liegt, aber vor allem, wenn ich später in Panama als erstes Ziel Bocas del Toro an der Karibikküste anvisiere, wäre das ein riesiger Umweg.
Außerdem war ich schon relativ viel am Pazifik (in Mexiko, El Salvador, Honduras, Nicaragua und auch schon hier in Costa Rica in Samara), aber eigentlich noch nicht wirklich auf der karibischen Seite.
So streiche ich Uvita, den Manuel Antonio Nationalpark und den Corcovado Nationalpark von der Liste und lasse den Tortuguero Nationalpark und die beiden Beach Villages Cahuita & Puerto Viejo übrig. Die gestrichenen Ziele hebe ich mir halt für ein anderes Mal auf.
Zeitlich verkürze ich meinen Aufenthalt in Costa Rica von geplanten 6 Wochen auf ca. 3,5 Wochen. Das muss reichen.
Bin ich traurig, dass ich meine Pläne ändern muss? Nein, eigentlich nicht. Auf Reisen gewöhnt man sich schnell daran, dass sich Pläne im Grunde ständig ändern. Sei es aus eigenem Antrieb oder weil man von außen dazu gezwungen wird. Letzteres ist dann immer ein bisschen ärgerlich, aber in der Regel auch kein Beinbruch.
Das hier mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis ist zwar auch ein äußerer Zwang, aber letztlich entscheide ich mich bewusst für diese Änderung. Meine Prioritäten liegen eben eher darauf, länger zu reisen, als möglichst viel in kurzer Zeit zu erleben und da die Reise von Ort zu Ort für mich in der Regel der Höhepunkt ist, habe ich auch nicht das Gefühl, durch diese Änderung etwas zu opfern.
Alles ist gut. Obwohl La Fortuna auf Deutsch so viel wie Glück bedeutet, hat es mir wohl nicht so viel Glück gebracht. Ich bin fein damit. Wirklich!
Meine Tage in La Fortuna
Wegen der hohen Preise beschließe ich auch hier in La Fortuna, nicht zum Rio Celeste zu fahren. Ich hätte es vielleicht geschafft, mit dem Bus in die Nähe zu fahren und den Rest per Anhalter zurückzulegen, aber ich reise so selten per Anhalter, dass ich dazu in der richtigen Verfassung oder Stimmung sein muss.
Und in der Stimmung war ich einfach nicht. Meinen (kleinen) Frust über die hohen Preise kann ich dann doch nicht ganz so einfach abschütteln. Also entscheide ich mich bewusst dagegen, hier viel Geld auszugeben und etwas zu unternehmen.
Ich bin auch mit der Entscheidung fein und alles ist gut, so wie es ist. Kein Problem. 😉
So ziehe ich noch 2 Tage meine Runden durch das kleine La Fortuna und genieße hier und da einen köstlichen Kaffee oder einen leckeren Guanabana oder Dragon Fruit Smoothie.
Zum Essen gibt es Spaghetti mit Tomatensauce, manchmal mit Thunfisch oder was man sonst noch so günstig im Supermarkt kaufen kann.
Außerdem nutze ich die Zeit zwischendurch, um am Laptop zu arbeiten. Es gibt immer etwas über das ich schreiben kann.
Bei einem Spaziergang durch La Fortuna kann man eigentlich von jeder Ecke aus den beeindruckenden Vulkan Arenal sehen.
Allein dieser Anblick ist schon eine Reise hierher wert und egal wie oft ich mir den Vulkan so anschaue, ich bin jedes Mal aufs Neue fasziniert.
Und sonst so?
So schlendere ich also 3 Tage zwischen den „alles ist awesome“ Amerikanern umher, bewundere den Vulkan Arenal und genieße leckeren Kaffee und Smoothies. Nebenbei konkretisiere ich meine geänderten Pläne (Hostelbuchungen etc.) und schreibe weiter an den Blogs.
An diesen Tagen regnet es auch häufiger und manchmal sogar recht heftig. Vielleicht ein kleiner Trost dafür, dass ich nicht zum Rio Celeste gefahren bin und mir die ganze Geschichte jetzt mit dem schlechten Wetter ein bisschen schönreden kann. Ha ha!
Das Rio Danta Hostel (5.000 CRC/Nacht, ~9,00 EUR/Nacht) in La Fortuna kann ich sehr empfehlen. Etwas abseits gelegen, schön ruhig und für costa-ricanische Verhältnisse sehr günstig. Einzig die lauten Ventilatoren (die billigsten der billigen) an den Betten nerven nachts, wenn deine „Mitbewohner“ denken, dass nur auf höchster Stufe alles in Ordnung ist.
Morgen geht es für eine Nacht in die Hauptstadt San José. Mein eigentliches Ziel ist aber der Tortuguero Nationalpark an der Karibikküste. Nur habe ich keine Möglichkeit gefunden, von La Fortuna aus innerhalb eines Tages sicher dorthin zu kommen, ohne 60-80 USD für einen Shuttle/Minivan zu zahlen. Mit dem öffentlichen Bus rechtzeitig zum letzten Boot nach Tortuguero zu kommen (ca. bis 16 Uhr ab La Pavona und man kommt wirklich nur mit dem Boot nach Tortuguero) ist so eine 50:50 Chance und das Risiko wollte ich nicht eingehen.
So übernachte ich in San José und kann mir die Hauptstadt direkt mal kurz anschauen. Denn einen richtigen Stopp habe ich dort nicht geplant. Im Internet gab es so gut wie keine positiven Berichte über diese Stadt und somit für mich keinen wirklichen Grund, dort länger zu verweilen.
Na wir werden sehen wie das wird.
CU Ingo